Schulabschlüsse

Die Job-Möglichkeiten erweitern

Ein junger Mann arbeitet an einem Computer mit zwei Bildschirmen.
Foto: Annette Kradisch | Bundesagentur für Arbeit

Marcus Meisel hat weder die allgemeine noch die Fachhochschulreife, studiert aber Angewandte Informatik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Das ist dank seiner Berufserfahrung möglich.

Ein Portät-Foto von Marcus M.
Foto: Kanngießer

Sein Berufsziel hatte Marcus Meisel früh vor Augen: Er wollte IT-Spezialist werden, wie sein Vater. Dieser arbeitete im Rechenzentrum der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und kümmerte sich dort unter anderem um die Ausstattung im Hardwarelabor des PC-Service. „Das konnte ich mir auch für mich gut vorstellen“, erinnert sich der heute 28-Jährige.

Nach seiner Mittleren Reife im Jahr 2010 absolvierte er zunächst für drei Jahre eine schulische Ausbildung zum Technischen Assistenten für Informatik. Da er danach keine Arbeitsstelle fand, schloss er noch eine Ausbildung zum Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung an. Damit glückte der Berufseinstieg: Marcus Meisel arbeitete zunächst in dem Betrieb, in dem er seine Ausbildung gemacht hatte. 2018 wechselte er dann in eine Festanstellung, von der er schon lange geträumt hatte: Er begann im Rechenzentrum der Universität Bamberg, wie einst sein Vater.

Irgendwann aber merkte er, dass er sich doch noch einmal verändern wollte – mit einem Informatik-Studium. „Ich möchte mein Wissen in einigen Bereichen vertiefen und mich für andere Tätigkeiten qualifizieren“, sagt er. Mit einem Studium kann er seine Job-Möglichkeiten erweitern. So wären für den 28-Jährigen Berufe in der IT-Sicherheit, Data-Mining oder der hardwarenahen Programmierung spannend, was mit einer Ausbildung so nicht direkt möglich wäre.

Berufserfahrung ermöglichte den Einstieg

Deswegen informierte er sich über seine Studienoptionen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Beim erforderlichen Beratungsgespräch erfuhr er, dass die Universität drei Jahre einschlägige Berufserfahrung als Fachgebundene Hochschulreife anerkennt. Er musste nur die Ausbildungszeugnisse einreichen und die Berufserfahrung durch seine Arbeitgeber nachweisen. Damit konnte er sich für den zulassungsfreien Studiengang Angewandte Informatik immatrikulieren.

„Mir sind schnell Unterschiede zu anderen Studierenden aufgefallen“, berichtet der Erstsemester. „Ich stecke nicht mehr so im Lernen drin wie andere, die gerade aus dem Gymnasium kommen.“ Außerdem fehlt ihm vor allem der Mathestoff der Oberstufe. „Den muss ich zusätzlich nachholen und habe mir dafür eine Nachhilfe genommen.“ An der Uni kommt er trotzdem gut mit. „Ich merke einfach hin und wieder Lücken, die ich dann mit der Nachhilfe angehe.“

Bei anderen Fächern hat er sogar einen Vorsprung. „Wenn es um Rechnergrundlagen, Betriebssysteme und Datenbankkonzepte geht, kenne ich einiges davon schon aus meiner beruflichen Erfahrung.“

Mehr Druck als jüngere Studierende

Marcus Meisel ist zwar älter als die meisten anderen Studierenden. Doch das ist für ihn ebenfalls kein Problem. „Ich kann mir gut etwas von einem 20-jährigen Abiturienten erklären lassen, zum Beispiel in einer Lerngruppe. Das macht mir nichts aus.“ Sein Alter ist in mancherlei Hinsicht sogar ein gewisser Vorteil: Immerhin ist er schon vor langer Zeit bei seinen Eltern ausgezogen. „Ich kann meinen Alltag organisieren und stehe auf eigenen Beinen.“

Allerdings mache er sich mehr Druck als jüngere Studierende. „Das ist ein großer Schritt für mich, ich will das unbedingt schaffen und es mir beweisen“, sagt er. Erschwerend kommt hinzu, dass er finanziell auf sich gestellt ist. Unterstützung durch die Eltern oder BAföG, das möchte er nicht und das gibt es nicht. „Noch lebe ich vom bisher Ersparten und will mir bald als Werkstudent in der IT-Branche nebenbei etwas dazuverdienen, nachdem der Lernprozess zur Routine wurde.“

Sein nächstes Ziel hat er fest vor Augen: Er möchte sein Bachelorstudium in den drei Jahren Regelstudienzeit durchziehen. Wo genau er dann arbeiten möchte, weiß er derzeit noch nicht. Eines steht für ihn aber schon jetzt fest: „Es war die richtige Entscheidung, noch ein Studium zu beginnen“, sagt er. „Das ist zwar manchmal schwer, aber durchaus machbar und macht Spaß.“

Beispiele aus der Praxis: Schulabschlüsse