Eigentlich wollte ich Musik und Französisch studieren, um später eine künstlerische Richtung einzuschlagen. Die Aufnahmeprüfung für das Fach Musik bestand ich. Doch unabhängig davon rieten mir meine Eltern und Bekannte zum Lehramtsstudium, weil das eine sicherere Option als ein Bachelor sei. So kam es, dass ich Germanistik und Französisch auf Lehramt an Gymnasien studierte – obwohl ich im Grunde gar keine Lehrerin werden wollte.
Raus aus dem Referendariat – und endlich frei!

Sandra Sorbisch (31, Name von der Redaktion geändert) studierte an der Universität Mannheim Germanistik und Französisch auf Lehramt an Gymnasien. Ihr Referendariat brach sie ab, um sich beruflich der Kunst zu widmen. studienwahl.de berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Tolles Studium, tolle Prüfung
Das Studium gefiel mir besser als gedacht, denn ich bin durchaus ein literaturbegeisterter Mensch und wählte vor allem Seminare in diesem Bereich. Mein Praxissemester verbrachte ich als Fremdsprachenassistentin in Frankreich, denn ich wollte Auslandserfahrung sammeln und meine Fremdsprachenkenntnisse vertiefen.
Im ersten Staatsexamen werden sowohl die Seminarscheine als auch die Klausuren und die einstündigen mündlichen Prüfungen in den einzelnen Fächern sowie die Zulassungsarbeit angerechnet. Man muss sich selbstständig darauf vorbereiten und umfassend informiert sein. Das ist eine gute Vorbereitung auf das, was Akademikerinnen und Akademiker im Beruf erwartet.
Falscher Rat
Spätestens danach hätte ich mich umorientieren sollen. Stattdessen hörte ich wieder auf mein privates Umfeld, das mir dazu riet, meine Berufsausbildung zunächst abzuschließen. Ich hatte Sorgen und traute mich auch einfach noch nicht, meinen eigenen Weg zu gehen.
Zwei Monate verbrachte ich als Referendarin am Seminar für Lehrerbildung, bevor der begleitete Unterricht an der Schule begann. Diese Zeit war sehr anstrengend für mich. Trotzdem hätte ich mich im Umfeld Schule sicherlich wohl gefühlt, wenn ich wirklich das Ziel gehabt hätte, Lehrerin zu werden, oder wenn ich wenigstens meine Wunsch-Fächerkombination hätte studieren können.
Der falsche Beruf
Nach fast neun Monaten fasste ich endlich den Entschluss, das Referendariat abzubrechen. Anlass war eine Unterrichtsstunde, in der ich mit Oberstufenschülerinnen und -schülern ein Gedicht von Goethe behandelte. Dabei wurde mir klar, dass ich diesen Stoff nicht an Jugendliche vermitteln kann und ich das auch nicht möchte. Ich war sehr unglücklich. Den Entschluss, das Referendariat zu beenden, empfand ich deshalb als riesige Erleichterung.
Ich sprach mit einer Bekannten über die Situation. Das Gespräch half mir, die Sache für mich selbst auf den Punkt zu bringen. Anschließend erkundigte ich mich im Seminar für Lehrerbildung nach Möglichkeiten, das Arbeitsverhältnis zu beenden.
Neuanfang
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Mit dem Abbruch meines Referendariats löste ich mich von den starren Gerüsten, die mir meine private Umgebung vorgab. Danach konnte ich endlich das machen, was ich wirklich wollte. Nach intensiver Vorbereitung konnte ich ein Kunststudium an einer privaten Hochschule beginnen. Parallel dazu bewarb ich mich bei einem mittelständigen Unternehmen in der Nähe und erhielt eine Teilzeitstelle in der Marketing- und PR-Abteilung, die auf ein Jahr befristet war. Anschließend absolvierte ich ein Praktikum im Pressebüro einer Künstlerstiftung. Dort bin ich nun in einem anderen Projekt in einer Teilzeitstelle beschäftigt.
Im Nachhinein bin ich der Meinung, ich hätte mir für meine beruflichen Entscheidungen mehr Zeit nehmen sollen. Auf die Erfahrungen im Referendariat hätte ich verzichten können, obwohl ich dadurch jetzt ganz sicher weiß, dass der Lehrerberuf nicht der richtige für mich ist. Andererseits hat mir der Entschluss aufzuhören die Kraft gegeben, etwas Neues zu beginnen. Es war und ist ein langer Weg, doch so oder so habe ich mit dem Abbruch des Referendariats die richtige Wahl getroffen.