Die meisten Studienabbrecher*innen entscheiden sich zu diesem Schritt, weil sie den Anforderungen des Studiums nicht gerecht werden oder die Prüfungen nicht bestehen. Außerdem spielen häufig Probleme bei der Studienfinanzierung, falsche Erwartungen an das Fach, fehlender Praxisbezug oder die Angst vor vermeintlich schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle. Um einen Studienabbruch zu vermeiden, solltest du dich deshalb vorab gut informieren und dich detailliert mit den Inhalten des gewählten Fachs auseinandersetzen. Auch kann es helfen, dir bereits im Vorfeld darüber klar zu werden, welchen Beruf du nach dem Studium ergreifen möchtest, um gezielt darauf hinarbeiten zu können (siehe hierzu „Die Entscheidung treffen“).
Studienausstieg/-umstieg
Manchmal läuft es nicht so, wie man es geplant hat. Immerhin knapp 25 Prozent der Bachelorstudierenden in Deutschland brechen ihr Studium laut dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) ab. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Studienabbruch muss aber kein Makel sein, sondern kann auch eine Chance bieten.

Auswege finden
Wenn du mit deinem aktuellen Studium trotzdem unzufrieden bist, solltest du in einem ersten Schritt darüber nachdenken, warum das so ist – und dir dann Alternativen überlegen. Wer die akademische Ausbildung an einer Universität als zu praxisfremd erlebt, kann bspw. an eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften oder in ein duales Studium wechseln. Häufig lassen sich zuvor erbrachte Leistungen sogar anrechnen. Liegt es eher am Fach an sich, kannst du über einen Wechsel des Studienfachs nachdenken. Bei der Wahl eines neuen Studienfachs unterstützt dich die Studienberatung. Kommst du mit einem Professor oder einer Professorin nicht klar, hilft es vielleicht, eine andere Veranstaltung zu wählen. Wer eine persönliche Krise durchlebt, kann etwa die psychologische Beratung des Studierendenwerks in Anspruch nehmen oder die Nähe zur Familie suchen und das Studium zum Beispiel im Heimatort oder in der Nähe fortsetzen.
Alternativen abwägen
Möchtest du definitiv nicht weiter studieren, bietet sich eine Berufsausbildung an. Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, stehen gut. Nach Informationen des Bundesinstituts für Berufsbildung waren 2024 insgesamt rund 69.400 Ausbildungsstellen unbesetzt. Zudem sorgt der demografische Wandel dafür, dass Betriebe verstärkt nach Fachkräften suchen. Aufgrund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung werden Studienabbrecher*innen von den Unternehmen geschätzt.
Es gibt manchmal sogar spezielle Regelungen für Studienabbrecher*innen. So können sie i.d.R. die Ausbildungszeit um mindestens ein Jahr verkürzen oder z.B. schon während der Ausbildung einen Teil der Meisterprüfung ablegen. Mit speziellen Programmen suchen Unternehmen teils sogar gezielt nach Studienabbrecher*innen (www.stark-fuer-ausbildung.de/netzwerk/leistungsstarke-jugendliche-inkl-studienabbrecher)
Wie auch immer deine Entscheidung letztlich ausfällt: ein Studienabbruch muss nichts Negatives sein. Die Kunst besteht darin, als Bewerber*in die eigenen Stärken hervorzuheben. Im Falle eines Studienabbruchs wäre das die Tatsache, mit Niederlagen umgehen zu können, nach vorne zu blicken und gute Alternativen entwickelt zu haben – und je nach gewählter Ausbildung kannst du auch von den im Studium erworbenen Fachkenntnissen profitieren.
Antworten auf die wichtigsten Fragen
Denkst du darüber nach, dein Studium abzubrechen? Dann hast du sicher eine Menge Fragen. Ausführliche Antworten auf deine individuellen Fragen erhältst du beispielsweise von einem Berufsberater oder einer Berufsberaterin einer Agentur für Arbeit.
Die Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Studienabbruch/Studienfachwechsel haben wir hier bereits für dich zusammengestellt:
Du solltest diese Entscheidung auf keinen Fall überstürzt treffen, sondern dir zuerst darüber klarwerden, weshalb du überhaupt über einen Abbruch nachdenkst. Gefallen dir die Inhalte deines Studiengangs nicht? Fühlst du dich in der neuen Stadt nicht wohl? Hast du Probleme mit der Menge des Lernstoffs? Gegebenenfalls gibt es nämlich andere Lösungen, etwa indem du dich einer Lerngruppe anschließt oder an deinen Lernmethoden arbeitest. Die Studien- oder Berufsberatung kann dich hierbei unterstützen. Wenn du aber nach einigen Monaten immer noch unter der Situation leidest und keine Verbesserung eingetreten ist, dann hast du gute Gründe für eine neue Orientierung.
Wenn du deiner Familie und Freunden deutlich machst, dass du dir den Schritt gut überlegt und gute Gründe dafür hast, beweist du damit, dass du verantwortungsvoll handelst. Dies schafft eine gute Basis für konstruktive Gespräche.
BAföG wird weiterbezahlt, wenn „nur“ das Fach gewechselt wird. Dies muss erstmalig und bis zum dritten Semester erfolgen. Danach muss der Grund für den Fachwechsel schriftlich an das BAföG-Amt übermittelt werden. Ab dem vierten Semester muss außerdem ein unabweisbarer Grund für den Wechsel vorliegen. Ein solcher Grund könnte bspw. sein, dass du im Tiermedizin-Studium erst im vierten Semester feststellst, dass du an einer Tierhaarallergie leidest.
Solltest du mit der Studienwahl zweimal danebenliegen, empfiehlt es sich, professionellen Rat einzuholen. Die Expert*innen der Studienberatung begleiten deinen Entscheidungsprozess für ein neues Fach und helfen dabei, erneute Fehler bei der Suche nach einer Alternative zu vermeiden.
Normalerweise entstehen durch einen Studienabbruch keine Nachteile bei der Bewerbung. Dennoch solltest du auf Rückfragen vorbereitet sein und deine Entscheidung gut begründen können.
Studium und Ausbildung sind nur schwer miteinander zu vergleichen, schließlich bereitet eine Ausbildung gezielt auf einen Beruf vor, wohingegen man mit einem Studium i.d.R. in unterschiedlichen Bereichen einsteigen kann. Aufstiegschancen bieten beide Wege, schließlich können Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen bspw. über eine Weiterbildung auch Führungsaufgaben übernehmen. Weitere Infos dazu findest du im Abschnitt „Studium oder Ausbildung?“.
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Studienabbruch – und dann?
Das Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hilft bei Zweifeln am Studium und listet mögliche Alternativen auf.
www.studienabbruch-und-dann.de
Spurwechsel
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) informiert über neue Chancen für Studienabbrecher*innen in der beruflichen Ausbildung
www.dihk.de/de/themen-und-positionen/fachkraefte/schule-und-hochschule/hochschule/-spurwechsler-als-motivierte-re-azubis-54920