Es geht auch ohne Abitur

Dank Ausbildung und Berufserfahrung kann Marielena Röhl auch ohne Abitur Wirtschaftsrecht an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften studieren. Inzwischen ist die 27-Jährige im akademischen Umfeld angekommen und plant bereits den nächsten Schritt.

Foto: Friso Gentsch | Bundesagentur für Arbeit
Auf einem Schreibtisch liegen mehrere verschiedene geöffnete und geschlossene Bücher neben- und auch aufeinander. Im Vordergrund liegen zwei geschlossene Bücher, deren Buchrücken zum Betrachter zeigen. Auf den obenliegenden Buchdeckel steht "Grundkurs BGB". Der Titel des darunerliegenden Buches ist nicht erkennbar. Im Hintergrund hält eine Person, die einen Stift in einer Hand hat, ein Buch aufgeschlagen.

Wie merke ich mir Inhalte? Wann kann ich mich am besten konzentrieren? Lerne ich besser zu Hause oder in der Bibliothek? Analog oder digital? Allein oder mit anderen? Das Lernen zu lernen und ihre eigene Methode zu finden – das sei zu Beginn ihres Studiums die größte Herausforderung gewesen, erinnert sich Marielena Röhl. Denn: Das Lehren und Lernen in der Berufsschule unterscheide sich von dem an einer Hochschule „wie Tag und Nacht“.

Disziplin, Ehrgeiz und ein starker Wille

Nach ihrem Schulabschluss hatte Marielena Röhl zunächst eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten absolviert. Damals sei sie noch unerfahren gewesen. Zwar habe sie ihre Arbeit stets vernünftig gemacht, schaffte alle Prüfungen, doch „meine Freizeit fand ich spannender“, erzählt sie. Sie bereue es nicht – dennoch habe sich das im ersten Semester bemerkbar gemacht. Zudem war sie schon vier Jahre aus dem Lernkontext raus – nach der Ausbildung arbeitete sie im erlernten Beruf, zuletzt als Insolvenzsachbearbeiterin in einer Kanzlei in Braunschweig. 

Ihr Partner studiert ebenfalls – und bestärkte sie in ihrem Wunsch, ein Studium zu beginnen. Also schrieb sie sich ein – dank der niedersächsischen 3plus3-Regelung (drei Jahre Ausbildung + drei Jahre Berufserfahrung) konnte sie fachgebunden studieren. Die Unterstützung ihres Partners, dazu Disziplin, Ehrgeiz und der starke Wille, Wirtschaftsjuristin werden zu wollen, brachten sie schließlich über die ersten drei Semester. So lange habe sie gebraucht, um ihre eigenen Lernmethoden zu finden und mit dem akademischen Umfeld warm zu werden. Niemand aus ihrer Familie hat studiert, der Campus, das wissenschaftliche Arbeiten, die Art zu kommunizieren – alles sei neu gewesen. „Ich komme aus einer Schlachterfamilie, da herrscht ein anderer Ton als an einer Rechtsfakultät“, erzählt sie und lacht. Am Campus sei sie weitestgehend eine Einzelkämpferin geblieben – „Das war aber völlig okay für mich. Ich war älter und in einer anderen Lebensphase mit anderen Prioritäten.“

Noch nicht genug vom Studieren

Inzwischen befindet sie sich im siebten Semester. Ihren Schwerpunkt hat sie auf europäisches Wirtschaftsrecht gelegt und das Thema Nachhaltigkeit zu ihrer Herzenssache gemacht: „Ich möchte die Welt grüner machen“, sagt sie. Nach dem Bachelor of Laws will sie den Master angehen. „Ich habe noch nicht genug vom Studieren. Auch wenn es zwischenzeitlich schrecklich anstrengend ist: Durch das Studium habe ich mich weiterentwickelt und zu mir selbst gefunden.“

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Stand: 01.09.2025