
Vier Qualifikationen in zehn Jahren
Ein Studium kam für Tizian Reibel eigentlich nicht mehr infrage, nachdem er die Fachhochschulreife nicht geschafft hatte. Heute, zehn Jahre später, befindet sich der 28-Jährige im vierten Semester des Master-Studiengangs Logistik an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (HWG) Ludwigshafen und schreibt an seiner Abschlussarbeit.

KI-Optimierung im Verpackungsmanagement – zu diesem Thema verfasst Tizian Reibel gerade seine Masterarbeit. Mit dem Abschluss kann der 28-Jährige dann vier Qualifikationen vorweisen, die er innerhalb eines Jahrzehnts erworben hat: Er ist Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen sowie staatlich geprüfter Betriebsfachwirt. Außerdem hat er einen Bachelor of Arts in Logistik, den er ebenfalls an der HWG erwarb.
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Raus aus der Schule, ins Berufsleben starten, an Aufgaben wachsen, eine gute Ausbildung durchlaufen – das hat mich wachgerüttelt und neu motiviert.
Tizian Reibel, Studierender im MasterStudiengang Logistik an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (HWG) Ludwigshafen
Studieren für mehr Aufstiegschancen
Dass er einmal einen Master in der Tasche haben würde, hätte Tizian Reibel nicht gedacht, als er 2015 mit seiner Ausbildung beim Logistikunternehmen Fiege in Worms begann. Ein Studium erschien ihm damals unerreichbar: Nach seinem Realschulabschluss wollte er die Fachhochschulreife erwerben – doch er bestand die Abschlussprüfung nicht. „Das war schon niederschmetternd. Ein Studium war damit absolut keine Option mehr.“ Er schaute sich auf dem Ausbildungsmarkt um, fand kaufmännische Berufe interessant und begann bei Fiege: „Ich hatte eine sehr gute Ausbildung und wurde anschließend übernommen.“
Ein halbes Jahr später übertrug man ihm die Position des stellvertretenden Gruppenleiters und er absolvierte an der Abendschule berufsbegleitend eine zweijährige Aufstiegsfortbildung zum Betriebsfachwirt. Währenddessen reifte der Wunsch in ihm, sich für bessere Aufstiegschancen noch weiter zu qualifizieren: „Die Mitarbeiterführung hat mir Spaß gemacht, auch andere Managementaufgaben fand ich spannend.“ Also nahm Tizian Reibel all seinen Mut zusammen, vereinbarte ein Beratungsgespräch bei der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und bewarb sich schließlich für den sechssemestrigen Bachelor-Studiengang Logistik.
Den eigenen Weg finden
Nachdem er lange Zeit einen Achtstundentag plus Abendschule bewältigen musste, entschied er sich bewusst für ein Vollzeitstudium: „Ich wollte mich ganz darauf konzentrieren können. Die viele freie Zeit habe ich genutzt und mich voll reingekniet – und es hat wunderbar funktioniert.“ So gut, dass er im zweiten Semester als Werkstudent beim Automobilzulieferer BorgWarner anfing, um in der Praxis „am Ball zu bleiben“. Und so gut, dass er seinen Bachelor mit 1,6 abschloss.
Also beschloss er, direkt den Master anzuschließen. Der sei deutlich anspruchsvoller, aber das sei ihm bewusst gewesen. Jetzt, kurz vor dem Abschluss, blickt er zurück und erkennt, dass er für sich genau den richtigen Weg gewählt hat: „Raus aus der Schule, ins Berufsleben starten, an Aufgaben wachsen, eine gute Ausbildung durchlaufen – das hat mich wachgerüttelt und neu motiviert.“
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