
Fremdsprachen studieren
Eintauchen in andere Welten
Wer ein Faible für Sprachen hat, kann seine Kenntnisse im Studium gezielt ausbauen und dabei neue Fachgebiete entdecken – etwa wenn Sprache auf Wirtschaft, Kultur oder Technik trifft. Je nach Fach kann die Sprache dabei ganz unterschiedlich eingesetzt werden – mal als Kern des Studiums, mal als wichtiges Werkzeug in einem anderen Bereich.
Französischvokabeln pauken und gleichzeitig Wirtschaftsmodelle verstehen – für Nele Sophie Gail war das nie ein Widerspruch. Schon in der Schule faszinierten sie sowohl die Logik von Wirtschaft und Mathematik als auch die Welt der Sprachen. „Ich wollte beides verbinden“, erinnert sie sich. Ein Lehramtsstudium schien zunächst der naheliegende Weg. Doch als die Justus-Liebig-Universität Gießen zum Wintersemester 2020 den Studiengang „Intercultural Communication and Business“ einführte, war für die 24-Jährige klar: Das ist das Richtige für mich!
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Man wird sich bewusst, wie viel Gewicht einzelne Wörter tragen. Das hilft mir jetzt enorm, wenn ich für ein anderes Land arbeite.
Nele Sophie Gail, Studierende im Double-Degree-Programm Intercultural Communication and Business -
Man sollte die Perspektiven breit halten. Das Lehramt bietet eine Möglichkeit, aber es gibt auch andere Wege – Marketing, Kommunikation, Pressearbeit.
Ken Robin Völter, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Stuttgart
Doppelmaster und Auslandpraktikum
Im Bachelor kombinierte Nele Sophie Gail Wirtschaftswissenschaften mit dem Hauptfach Französisch. Im anschließenden deutsch-französischen Masterstudiengang mit Doppelabschluss vertiefte sie ihre Kenntnisse – fachlich, sprachlich und interkulturell: Sie absolvierte ein Studienjahr in Gießen, ein Semester an der Partneruniversität in Montpellier und schließlich ein Auslandspraktikum in Brüssel. Dort arbeitete sie in der Presseabteilung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU.
„Die Arbeit in einem internationalen Umfeld hat mir sehr gefallen und mich für die Zukunft geprägt“, erzählt die Studentin, die nach ihrem Studienabschluss in die europäische Metropole zurückkehren wird – als Reception and Administration Officer in der Ständigen Vertretung Irlands bei der EU.
Programme mit internationalem Doppelabschluss gibt es inzwischen in vielen Fachrichtungen. Sie bieten Studierenden die Möglichkeit, in zwei Ländern zu studieren und dadurch kulturelle und sprachliche Kompetenzen gezielt auszubauen. Im Studium lernte Nele Sophie Gail, wie interkulturelle Kommunikation funktioniert, wie man kulturelle Unterschiede erkennt und Brücken schlägt. Besonders spannend fand sie die sprachwissenschaftlichen Seminare: „Man wird sich bewusst, wie viel Gewicht einzelne Wörter tragen. Das hilft mir jetzt enorm, wenn ich für ein anderes Land arbeite.“
Für die Zukunft kann sie sich vieles vorstellen – ob in einem internationalen Unternehmen oder einer europäischen Institution. „Ich möchte in einem Umfeld bleiben, in dem Sprachen, Wirtschaft und Kultur aufeinandertreffen. Das ist genau mein Ding.“
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Interdisziplinäre Studiengänge öffnen neue Wege
„Die Auswahl an Studiengängen mit Fremdsprachen ist riesig“, weiß Ken Robin Völter, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Stuttgart. „Man kann fast jede Sprache studieren – vom klassischen Englisch oder Französisch über Chinesisch bis hin zu alten Sprachen wie Latein oder Ägyptisch. Dazu kommen spezialisierte Studiengänge in den Bereichen Übersetzen und Internationale Fachkommunikation sowie das Lehramt.“ Der Trend gehe jedoch klar zu Studiengängen, die Sprache mit kulturellen, wirtschaftlichen oder technischen Aspekten verbinden.
Beispiele gefällig? „Interkulturelle Betriebswirtschaftslehre kombiniert gezielt Sprach- und BWL-Kenntnisse des jeweiligen Zielortes, Computerlinguistik untersucht, wie (Fremd-)Sprache digital verarbeitet wird, etwa in Anwendungen wie ChatGPT. Wer das studiert, erhält eine breite internationale Aufstellung und viele Berufsperspektiven“, erklärt der Berufsberater.
Berufsperspektiven und Chancen im internationalen Umfeld
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man eine Fremdsprache studieren möchte? „Grundkenntnisse der Sprache, meist auf C1-Niveau, oder ein Latinum, je nach Studienfach, sind hilfreich“, sagt der Berufsberater. Da Englisch in fast allen Studienrichtungen als Wissenschaftssprache eine wichtige Rolle spielt, ist laut dem Experten auch hier ein sicherer Umgang Voraussetzung. Wichtiger sei jedoch das Mindset: Offenheit, Interesse an anderen Kulturen und Flexibilität bei den Berufswünschen.
Der Arbeitsmarkt ist wettbewerbsintensiv, besonders für Dolmetscher*innen und Übersetzer*innen, da sie immer mit bilingualen Muttersprachler*innen konkurrieren. Abgesehen davon sind die Möglichkeiten für die Absolvent*innen sprachlicher Studiengänge dank der Internationalisierung vielfältig: Coaching von internationalen Führungskräften, internationales Change-Management, Marketing in globalen Teams oder Tätigkeiten in Museen, Fördervereinen und im Tourismus. „Man sollte die Perspektiven breit halten. Das Lehramt bietet eine Möglichkeit, aber es gibt auch andere Wege – Marketing, Kommunikation, Pressearbeit“, sagt Ken Robin Völter „Wer interdisziplinär arbeitet, kann selbst Nischen erschließen.“ Auch Forschungseinrichtungen sind mögliche Arbeitsfelder für Sprachwissenschaftler*innen.
Ein Auslandsaufenthalt vor Studienbeginn kann helfen, die Entscheidung zu festigen und erste interkulturelle Erfahrungen zu sammeln – eine gute Grundlage für jedes Sprachstudium. Der Tipp des Berufsberaters: „Sprachen studieren, aber Fächer clever kombinieren. Dann steht einem ein breiter Markt offen – und man bleibt flexibel.“
Weitere Informationen
BERUFENET
Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet
BERUFE.TV
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv
Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit
In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche