
Wohnen im Studium
Ein Zuhause auf Zeit
Mit dem Start ins Studium beginnt für die meisten Studierenden auch wohntechnisch ein neuer Lebensabschnitt: der Umzug in die eigenen vier Wände. Ob sich diese in einer Wohngemeinschaft (WG) befinden, in einem Wohnheim oder einem privaten Zimmer, hängt sowohl von den persönlichen Vorlieben als auch vom Geldbeutel ab.
Ausschlafen, bis einen mittags die Sonne weckt, die Schmutzwäsche einfach auf dem Boden liegen lassen und die Nächte durchfeiern – allein zu wohnen hat durchaus Vorteile. Aber es bedeutet eben auch, rechtzeitig zu den Vorlesungen aufzustehen, Geschirr zu spülen und sich selbst um Einkauf, Essen und Wäsche zu kümmern. Und eventuell auch mit Einsamkeit klarzukommen: „Wenn ich mal mit jemandem persönlich reden wollte, musste ich immer aus dem Haus gehen. Mal ein kurzes Gespräch über Sorgen und Ängste, das war schwierig“, erinnert sich Selina Müller. Die 25-Jährige studiert im dritten Bachelorsemester Theater- und Medienwissenschaft sowie Pädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und hat bereits unterschiedliche Wohnformen ausprobiert.
„Zu Beginn meines Studiums habe ich noch zu Hause gewohnt und bin gependelt“, erzählt sie. Rund 70 Kilometer musste sie täglich zurücklegen, von Neuendettelsau bis nach Erlangen. „Mir war dann aber schnell klar, dass ich näher an meinen Hochschulort ziehen möchte.“ Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, findet das richtig: „Ich denke, es ist wichtig, sich im Studium vom Elternhaus zu lösen“, sagt er. Die Frage ist aber: Welche Wohnform ist die richtige für mich? Und in diesem Zusammenhang auch: Welche kann ich mir leisten?
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Während man in München durchschnittlich 800 Euro monatlich für ein WG-Zimmer zahlt, sind es in Bielefeld nur 360 Euro.
Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks -
Im Nachhinein hätte ich doch besser einen Platz in einer WG suchen sollen.
Selina Müller, Studierende im Bachelor Theater- und Medienwissenschaft
Große Unterschiede in den Hochschulorten
Wie hoch die Miete ist, hängt aber nicht nur von der Wohnform, sondern auch vom Wohnort ab: Nach einer Analyse des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) lagen die durchschnittlichen Wohnkosten für Studierende in einer WG zum Wintersemester 2025/26 bei 505 Euro pro Monat. Das sind 3,3 Prozent mehr als im Wintersemester des Vorjahres. „Es gibt hier aber eine massive Spreizung“, weiß Matthias Anbuhl. „Während man in München durchschnittlich 800 Euro monatlich für ein WG-Zimmer zahlt, sind es in Bielefeld nur 360 Euro“.
Günstiger ist ein Bett in einem Studierendenwohnheim. „Hier kostet ein Zimmer im Schnitt 306 Euro warm“, erklärt der Experte. „Es gibt natürlich Unterschiede von Stadt zu Stadt und von Wohnheim zu Wohnheim, aber das Studierendenwohnheim ist die günstigste Form.“ Allerdings bekommt nicht jede*r, der oder die möchte einen Platz im Studierendenwohnheim: „Aktuell haben wir etwa 196.000 Wohnheimplätze und damit nur für etwa zehn Prozent aller Studierenden ein Angebot“, sagt Matthias Anbuhl. Wichtig sei es deshalb, sich frühzeitig zu bewerben.
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Vor- und Nachteile des Alleinewohnens
Für Selina Müller kam ein Studierendenwohnheim nicht infrage: „Durch die relativ geringe Entfernung zu meinem Heimatort hätte ich nur geringe Chancen auf einen Platz gehabt.“ Also suchte sie eine Einzimmerwohnung für sich allein und wurde in Nürnberg fündig, für 500 Euro Warmmiete im Monat. „Meine Eltern unterstützen mich finanziell sehr, außerdem habe ich einen Nebenjob als Werkstudentin“, antwortet sie auf die Frage nach der Finanzierung. Sie genoss die neu gewonnene Freiheit sowie die Ruhe und lernte, sich selbstständig um den Haushalt zu kümmern. In der neuen Stadt anzukommen und Kontakte zu Mitstudierenden zu knüpfen, fiel ihr nicht schwer. „Ich habe Erstsemesterveranstaltungen besucht und bin auf Kommilitoninnen und Kommilitonen zugegangen. Da man ja dasselbe studiert, weiß man bereits, dass die Interessen ähnlich sind, und es ist nicht schwer, gemeinsame Gesprächsthemen zu finden.“
Trotzdem fühlte sich Selina Müller häufig einsam in ihrer Einzimmerwohnung. „Im Nachhinein hätte ich doch besser einen Platz in einer WG suchen sollen“, blickt die Studentin zurück. „Dort wäre immer jemand da gewesen für einen kurzen Plausch.“
Immer jemand da ist auch im Projekt „Wohnen für Hilfe“, das die Studierendenwerke unterstützen. Dabei werden Wohnpartnerschaften zwischen Jung und Alt vermittelt: Studierende bekommen ein günstiges Zimmer und helfen dafür Seniorinnen und Senioren im Alltag – sei es beim Einkaufen, beim Rasenmähen oder Kochen.
Aber auch Selina Müller wohnt inzwischen nicht mehr allein: Zum Wintersemester ist sie in eine Zweizimmerwohnung gezogen, zusammen mit ihrem Partner. Die Wohnung ist größer als ihre erste, aber da sie sich die Miete teilen, bezahlt sie inzwischen weniger als zuvor.
Weitere Informationen
Hochschulpanorama
Informationen über Hochschulstädte und die durchschnittlichen Mietpreise dort findest du beispielsweise im Hochschulpanorama,
https://studienwahl.de/hochschulpanorama
Studiensuche
Hier kannst du recherchieren, welche Hochschulen dein Wunschstudienfach anbieten.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche
Deutsches Studierendenwerk
Beim Deutschen Studierendenwerk findest du eine Liste aller Städte, die derzeit das Modell „Wohnen für Hilfe“ anbieten.
www.studierendenwerke.de/themen/wohnen/tipps-zur-wohnungssuche/wohnen-fuer-hilfe
Die Studierendenbefragung in Deutschland: 22. Sozialerhebung
Wissenschaftliche Untersuchung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland 2021
www.dzhw.eu/pdf/ab_20/Soz22_Hauptbericht.pdf