Leben und Wohnen

Geben und Nehmen – über Generationen

Junge Hände streichen über die Hand einer älteren Person
Foto: Axel Jusseit | Bundesagentur für Arbeit

Mohammad Walid Jalal (26) hat sich für eine besondere Wohnsituation entschieden: Nach dem Motto „Wohnen für Hilfe“ lebt er mit einer Seniorin zusammen. Trotz einiger Nachteile ist es für beide Seiten eine gute Lösung, wie er berichtet.

Ein Porträt-Foto von Mohammad W. J.
Foto: privat

Ich studiere Medizin an der Universität Freiburg im dritten Semester. Seit acht Monaten wohne ich bei einer 82-jährigen Dame in St. Peter im Schwarzwald. Nachdem ich aus Syrien nach Deutschland geflohen war, habe ich zunächst sechs Jahre lang in Düsseldorf gewohnt und gearbeitet, bis ich die Zulassung für den Studiengang in Freiburg bekommen habe. Ich musste umziehen und stand vor einigen Problemen. Denn: Freiburg ist ein sehr teures Pflaster. Selbst WG-Zimmer kosten dort teils bis zu 700 Euro Miete. Außerdem bin ich ein sehr kommunikativer Mensch. Ich hatte mir eine familiäre Atmosphäre gewünscht und wollte auch gern Verantwortung zu übernehmen.

Zur Überbrückung wohnte ich die ersten anderthalb Monate bei einem Bekannten in Freiburg, bis ich auf das Projekt „Wohnen für Hilfe“ aufmerksam wurde. Die zuständige Ansprechpartnerin vermittelte mir das Angebot der Dame in St. Peter, die gleich sehr nett und gastfreundlich war. Letztendlich entschied ich mich für dieses Angebot. Zwar pendle ich täglich knapp 20 Kilometer zur Universität, da aber aufgrund der Corona-Pandemie viele Vorlesungen online stattfinden, macht mir das aktuell nichts aus.

Zusammenleben und Privatsphäre

Im Haus meiner Vermieterin habe ich zwei Zimmer im Souterrain mit Blick in den Garten. Insgesamt sind es 35 Quadratmeter, ein Schlafraum und ein weiterer Raum, in dem ich lernen und auch etwas kochen kann. So habe ich immerhin etwas Privatsphäre. Aktuell zahle ich 300 Euro Miete. Zudem helfe ich 24 Stunden pro Monat, wo immer ich gebraucht werde.

Die Dame freute sich sehr über meinen Einzug, unter anderem weil ich Medizin studiere und auch lange im Rettungsdienst gearbeitet habe. Sie schätzt wohl diese Sicherheit. Gleichzeitig nimmt sie sehr viel Rücksicht auf mein Studium. Wenn ich Zeit habe, essen wir zusammen oder ich koche und bringe ihr etwas in ihre Wohnung hoch.

Das typische Studentenleben oder auch mal mit dem Rad zur Uni fahren zu können fehlt mir schon ein wenig. Ich habe zwar viele Freunde, aber die meisten sind in Düsseldorf. Neue Kontakte zu finden wäre wohl einfacher, wenn ich direkt in Freiburg wohnen würde. Doch auch die Gespräche mit meiner Vermieterin sind für uns beide eine Bereicherung, die mich persönlich weiterbringt.

Beispiele aus der Praxis: Leben und Wohnen im Studium