Fremdsprachen studieren

Fremdsprachen studieren

Kulturbotschafter mit vielfältigen Möglichkeiten

Mehrere Wörterbücher stehen schräg nebeneinander in einer Reihe.
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit

Beschränkt sich die Anwendung von Fremdsprachen zu Schulzeiten meist auf den Unterricht in der Schule und mögliche Ferienaufenthalte im Ausland, wollen viele Abiturient*innen ihre Sprachkenntnisse später auch im Job anwenden. Die möglichen Berufsfelder sowie die Wege dahin sind vielfältig und individuell anpassbar.

Ein Porträt-Foto von Olga V.
Foto: privat

„Man weiß einfach, wann es stimmt und es war genau dieses Gefühl, als ich mit meinem Slawistik-Studium angefangen habe“, erzählt die Lehramtsstudentin der Universität Greifswald Olga Verkh (24). „Am Slawistik-Institut bin ich komplett aufgeblüht und habe schnell Freunde gefunden.“ Das spiegelte sich auch in ihren Noten wider. Dass die gebürtige Ukrainerin aus Odessa dank ihrer Muttersprache Russisch einen Vorteil in der Sprachpraxis haben wird, stand außer Frage. In die komplexen theoretischen Inhalte wie etwa Phonologie, Morphologie oder Literaturwissenschaften musste sie sich allerdings genauso hineinfuchsen wie ihre Kommiliton*innen: „Die Sprache im Studium zu lernen, ist etwas komplett anderes als zu Hause, weil man sie von einer wissenschaftlichen Seite entdeckt.“ 

Beispiele aus der Praxis: Fremdsprachen studieren

Faszination für Sprache und Kultur entscheidend

Zu ihrem Lehramtsstudium im Erstfach Russisch und Zweitfach Philosophie kam die junge Frau aus Schwerin über Umwege. Eingeschrieben hatte sie sich zuerst für das Fach Betriebswirtschaftslehre in Düsseldorf. „Hier hat mir der soziale Aspekt komplett gefehlt“, erinnert sich die Studentin. Erst im Lehramt konnte sie endlich ihren Wunsch, Menschen zu unterstützen mit ihrer Faszination für die russische Sprache und Kultur vereinen. Ins Studium ist sie mit Sprachkenntnissen in Englisch, Russisch und Latein gestartet. Aber auch ohne jegliche Russischkenntnisse finde man am kleinen Slawistik-Institut in Greifswald dank der familiären Atmosphäre schnell in den Studiengang und die Sprache, schwärmt Olga Verkh. „Die Sympathie und das Interesse für das Land und die Kultur sind maßgeblich.“

Fremdsprachen – entweder essenziell oder optional

Den Wunsch, etwas aus und mit seinen Fremdsprachen zu machen, hört Ute Jantek, Studien- und Berufsberaterin an der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg, nicht selten. Anstatt direkt nach einem passenden Studiengang zu suchen, rät die Expertin dazu, erstmal herauszufinden, welche Rolle die Fremdsprache(n) im Berufsleben spielen soll(en). Bei Berufen, in denen die Fremdsprache – wie etwa bei Dolmetscher*innen, Übersetzer*innen oder Sprachlehrer*innen – im Mittelpunkt steht, sei ein reines Sprachstudium sinnvoll. Bei vielen Arbeitgebern sind Sprachkenntnisse allerdings lediglich als Zusatzqualifikation gerne gesehen. Wer beispielsweise im Handel, Tourismus oder auch Maschinenbau weltweit tätig sein will, muss sich nicht zwangsläufig für Sprach- und Kulturwissenschaften einschreiben. „Man kann fachlich auch etwas völlig anderes studieren, wie etwa Wirtschaft oder Technik, und sich unabhängig von der Studienrichtung durch Sprachkurse, Auslandsaufenthalte und Eigeninitiative trotzdem international ausrichten“, erklärt die Berufsberaterin.  

Fach-Studiengänge mit Sprachfokus sind laut Ute Jantek nicht einfach zu finden. Sie empfiehlt deshalb, bei der Online-Suche Begriffe wie „international“ zu verwenden: „Wenn ein Studiengang nicht nur ‚Betriebswirtschaft‘ heißt, sondern ‚International Business Administration‘, ist dies in der Regel ein Indiz dafür, dass Sprache eine Rolle spielt oder der Studiengang zumindest zum Teil auf Englisch abgehalten wird.“ Wer sich bei der Studienrichtung nicht sicher ist, kann auf den Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit zurückgreifen und von einer professionellen Beratung profitieren.

Eigeninitiative im Studium gefragt

Lehramt ist eine der vielen Möglichkeiten, Fremdsprachen im Studium und später auch im Beruf zu integrieren. Olga Verkh studiert mittlerweile im 9. Semester und wird im kommenden Jahr nach ihrem Staatsexamen ins Referendariat starten. Ihre Kommiliton*innen aus dem Slawistik-Institut müssen ihren individuellen Berufsweg teilweise noch finden. „Wenn man Slawistik studiert, weiß man anfangs nicht, wo man landet. Die Türen in den zukünftigen Beruf erkennt man häufig erst auf dem Weg“, sagt Olga Verkh. Das bestätigt auch Ute Jantek: „Sprachstudiengänge erfordern bereits während des Studiums viel Eigeninitiative und praktische Erfahrungen, um sich ein Netzwerk aufzubauen und im Anschluss an das Studium im Arbeitsmarkt einmünden zu können.“ Die unterschiedlichen Berufsfelder reichen dabei von Politik, Journalismus oder Unternehmensberatung, über Verlagswesen bis hin zu Tourismus und Außenhandel. 

Sprache geht auch durch den Magen und durchs Herz

Wer ein Fremdsprachenstudium auf sich nimmt, gewinnt laut Olga Verkh eine Menge Allgemeinwissen und lernt, mit Sprache bewusster umzugehen. Außerdem seien Sprachwissenschaften trotz aller Theorie vor allem auch herzlich und anschaulich. „Man veranstaltet Themenabende, bringt einheimisches Essen mit und lernt im Auslandssemester Land und Leute hautnah kennen.“ Ihre Bestimmung hat Olga Verkh mit dem Lehramtsstudium gefunden und durch den Fokus auf Slawistik auch zu ihren Wurzeln. „Es ist ein Stück Heimat, das ich in Deutschland beibehalten konnte“, gesteht die junge Frau. In Zukunft möchte sie ihre Begeisterung für die russische Sprache und Kultur in die Klasse bringen und mit ihren Schüler*innen teilen.

Weitere Informationen

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Studienbereich Sprach- und Kulturwissenschaften
studienwahl.de/studienfelder/sprachwissenschaften-kulturwissenschaften

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