Hochschulwahl

„An der FH gelernt, zu lernen“

Zwei Frauen sitzen sich an einem Biergartentisch im Freien gegenüber.
Foto: Julien Fertl | Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Lernen hatte es Florian Ruß (27) direkt nach dem Abitur nicht so. Deswegen machte er zunächst eine Ausbildung zum Mechatroniker, entdeckte seine Begeisterung dafür und entschied sich anschließend für den Bachelor of Engineering an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (FH). Jetzt setzt er an der Universität noch den Master drauf und stellt fest: Mit dem Lernen hat er keine Probleme mehr.

Ein Porträt-Foto von Florian Russ
Foto: privat

„Nach meiner Lehre bei der EnBW [Energie Baden-Württemberg AG] hatte ich zunächst Bedenken, dass ich aus dem Lernen nun zu sehr heraus gekommen bin und ich wollte auch eher ein praxisnahes Studium“, erklärt der 27-Jährige. „Deswegen habe ich mich dann zunächst für ein Mechatronik-Studium an der FH entschieden. Zum Wechsel ans Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hatte ihn letztendlich die große Auswahl an Wahlfächern bewogen. „In den Pflichtfächern nehmen und geben sich Uni und FH nicht viel“ stellte der 27-Jährige fest. „Aber was die Wahlpflichtfächer betrifft, da habe ich am KIT einfach eine sehr große Auswahlmöglichkeit“.

Nachdem der Bachelor-Absolvent sich bereits während seiner Lehre bei der EnBW mit dem Thema Energie beschäftigte und sich an der FH in Karlsruhe weiter in Richtung erneuerbare Energien und Energietechnik spezialisiert hat, möchte er bei seinem Masterstudiengang einen anderen Schwerpunkt setzen. „Jetzt kann ich mich noch breiter aufstellen und auch in Richtung Leistungselektronik oder Elektrische Antriebe gehen“  – eine Richtung, die der gebürtige Heilbronner später auch beruflich einschlagen will.

Wechsel leichter als gedacht

Beim Wechsel von der FH an die Uni werden zum einen die Abiturnote berücksichtigt, zum anderen die Fächer, die man bereits an der FH belegt hat. „Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass ich am KIT einige Auflagenfächer nachholen muss, aber das war dann gar nicht der Fall.“ Florian Ruß konnte also direkt ins Masterstudium einsteigen und hatte bisher keine Probleme, sich an der Uni zurechtzufinden.

Und das, obwohl das erste Semester, das er mit Erfolg bewältigt hat, nicht ganz normal ablief. „Pandemiebedingt war es ein reines Online-Semester. Trotzdem habe ich alle Prüfungen gut geschafft und mich auch nie an der Uni verloren gefühlt. Die Professoren waren für uns immer erreichbar. Ich gehe davon aus, dass das auch im Präsenzstudium nicht anders sein wird.“ Einen gewissen Nachholbedarf sieht Florian Ruß dennoch: „In Mathematik fehlen uns tatsächlich einige Grundlagen.“ Mit ‚uns‘ meint er sich und seine drei Studienkollegen, die mit ihm zusammen von der FH ans KIT gewechselt sind. Sorgen machen sie sich deswegen aber nicht.

Prüfungen das ganze Semester

Zwar ist Florian Ruß im ersten Semester gut mitgekommen, dennoch hat er schnell gemerkt, Semesterferien bedeutet nicht unbedingt, dass man wirklich frei hat: „An der FH gab es vor Semesterende einen Prüfungszeitraum von drei Wochen. Danach waren Semesterferien und man konnte arbeiten.“ Das ist an der Uni anders. Semesterferien in dem Sinne gibt es dort nicht, die Prüfungen werden die komplette vorlesungsfreie Zeit über abgehalten, teilweise sogar in das nächste Semester hinein. Wenn man also während des Studiums arbeiten will, muss man das an der Uni während des Semesters tun. „Und dass es keine Prüfungspausen gibt, sondern Prüfungen ständig stattfinden, das ist psychisch schon sehr anstrengend“, so sein Resümee im zweiten Semester.

Auch wenn Florian Ruß sich recht sicher ist, dass er nach dem Master in der freien Wirtschaft arbeiten will. „Völlig ausschließen würde ich eine Promotion nicht. Wenn das Thema, der Prof und die Arbeitsgruppe passen und sich das ergibt, könnte ich mir auch das vorstellen.“

Beispiele aus der Praxis: Uni, FH, Kunsthochschule: Welcher Hochschultyp passt zu mir