Als Psychologe im Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit betreut Axel Koltes Schüler*innen, die einen Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) absolvieren. Die Tests unterstützen bei der Entscheidung für eine Studienrichtung.
„Interessierte Schüler*innen haben beim SFBT Gelegenheit, sich mit typischen Fragestellungen aus dem von ihnen anvisierten Studium zu befassen“, fasst Axel Koltes zusammen. Den SFBT gibt es in sieben Richtungen: für philologische Studiengänge, Rechts-, Natur-, Ingenieur-, Wirtschaftswissenschaften, Informatik/Mathematik sowie seit einem Jahr auch für die Sozialwissenschaften.
„Das Besondere am SFBT ist, dass die Tests allgemeiner gehalten sind als die Self-Assessments der Hochschulen, mit denen man die Eignung für einen konkreten Studiengang ermitteln kann“, sagt der Psychologe. So komme es zunächst gar nicht darauf an, welcher Studiengang es später genau wird. Vorteile sieht er auch darin, dass der Test nicht online, sondern auf Papier durchgeführt wird – und die Schüler*innen am Ende nicht nur eine Auswertung, sondern zusätzlich ein Feedback-Gespräch erhalten.
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Fragestellungen sind Studienfächern entnommen
Foto: privat
Den SFBT führen Axel Koltes und seine Kolleg*innen in den Agenturen für Arbeit sowie im Rahmen von Aktionen an Gymnasien und Gesamtschulen durch. „Der beste Zeitpunkt ist die Vorentlassklasse, wenn es die zwölfte ist. Sonst führen wir die Tests in der Abschlussklasse ein paar Monate vor dem Abitur durch.“
Es gibt maximale Zeitvorgaben. Am längsten Zeit haben die Schüler*innen, die den Test in Sozialwissenschaften absolvieren: 130 Minuten. Mit dem Rechtswissenschaften-Test müssen die Schüler*innen nach 80 Minuten fertig sein. „Wer früher fertig ist, gibt natürlich früher ab“, sagt Axel Koltes. Es sind Multiple-Choice-Aufgaben, die Fragestellungen sind den Studienfächern entnommen. „In Sozial-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften beispielsweise geht es um grundsätzliche Fähigkeiten, etwa Datenmengen zusammenzufassen und diese in ein Diagramm oder eine Tabelle einzufügen und solche auch auswerten zu können.“
In Rechtswissenschaften wiederum sollen Schüler*innen beurteilen, ob sich Behauptungen aus bestimmten Sachverhalten ableiten lassen. Beispiel: Wenn es 22 Millionen Raucher*innen in Deutschland gibt und 12 Millionen entschlossen sind aufzuhören, lässt sich daraus unter anderem ableiten, dass 10 Millionen nicht fest entschlossen sind? Die Antwort: ja.
Auswertung besprechen und mitnehmen
Übernächste Woche ist Axel Koltes mit fünf Kolleg*innen an einer Gesamtschule. 61 Schüler*innen haben sich dort für den SFBT angemeldet. „Wir fangen an, die Ergebnisse auszuwerten, sobald die Ersten abgegeben haben. Wir halten fest, ob die Teilnehmenden in den Untertests im Vergleich zu anderen über-, unterdurchschnittlich oder gleich abgeschnitten haben“, erklärt er. Die Ergebnisse besprechen die Psycholog*innen mit den Schüler*innen. Sie bekommen sie auf einem DIN-A3-Bogen ausgehändigt. Dieser geht auch an die Berufsberatung der zuständigen Agentur für Arbeit.
„Die Berufsberater*innen sind die eigentlichen Expert*innen, wenn es darum geht, mit den Testergebnissen weiterzuarbeiten“, sagt Axel Koltes. Sie leiten daraus Empfehlungen ab und erarbeiten die nächsten Schritte mit den Schüler*innen. Manche sagen nach dem Test: Jetzt traue ich mir ein Studium in diesem Bereich wirklich zu. Andere wissen, dass sie nach Alternativen Ausschau halten sollten. Einige Schüler*innen melden sich dann über die Berufsberatung für einen weiteren SFBT in einer anderen Fachrichtung an.
„Wir geben ehrliches und realistisches Feedback, sagen aber zu niemandem, dass ein erfolgreiches Studium aussichtslos ist“, macht der Psychologe klar. „Der Test soll die jungen Leute bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützen, auch für oder gegen ein Studium.“