Lehramt

Lehramt studieren

Ein langer Weg mit guten Jobaussichten

Auf einer holzumrahmten Tafel liegen mehrere weiße und ein rotes Kreidestück neben- und übereinander.
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit

Das Lehramt lockt mit vielen Vorzügen. Das Interesse am Beruf ist ungebrochen, die Nachfrage nach Lehrkräften konstant hoch und die Stelle im gewohnten Schulumfeld relativ sicher. Der Bedarf an Lehrer*innen sowie der Aufbau des Studiums sind allerdings je nach Bundesland, Schulform und Schulfach unterschiedlich.

Ein Porträt-Foto von Antonia S.
Foto: privat

„Ich liebe mein Lehramtsstudium. Wo sonst kann ich mein Interesse für Naturwissenschaften, Kunst und viele andere Disziplinen so gut kombinieren?“, schwärmt Antonia Straußberger. Mittlerweile studiert sie Grundschullehramt im 8. Semester an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

So sicher in dem was sie tut war sich die Studentin aber nicht immer. „Ich kenne dieses Gefühl, wenn man nicht weiß, wohin es gehen soll“, erinnert sich die 23-Jährige. Damals als Abiturientin wollte sie dem Rat ihrer Familie folgen und Medizintechnik studieren. Direkt im ersten Semester kam die Ernüchterung. Der Studiengang sagte ihr nicht zu und so begab sie sich auf die Suche nach ihrer eigentlichen Berufung. Praktika halfen bei der Orientierung. Von der Industrie über die Diakonie landete sie schließlich den Volltreffer an der Schule. Ab da wusste Antonia Straußberger, dass sie unbedingt Grundschullehrerin werden möchte.

Beispiele aus der Praxis: Lehramt studieren

Fit für alle Schulfächer

Bisher hat sie ihre ECTS-Punkte in den vorgegebenen Bereichen wie Fachwissenschaft, Didaktik und Pädagogik gesammelt und notwendige Praktika im Laufe des Studiums abgeleistet. Für das Staatsexamen muss sie sich erneut auf Prüfungen in unterschiedlichen Fächern und Modulen vorbereiten, darunter in ihrem Hauptfach Mathematik. Als Grundschullehrerin sollte Antonia Straußberger später ein Allrounder sein und fast alle Fächer beherrschen, um sie kindgerecht unterrichten zu können – auch solche wie Sport und Musik, die sie im Studium gar nicht belegt hat.

Lehramtsstudium je nach Bundesland unterschiedlich

Ein Porträtfoto von Heinz-Peter M,
Foto: privat

Der Aufbau des Studiums unterscheidet sich nicht nur aufgrund der Schulart, sondern auch je nach Bundesland. „Das hängt mit dem Bildungsföderalismus in Deutschland und der unterschiedlichen Schulstruktur zusammen“, betont der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger. Einige Grundlagen sind aber deutschlandweit gleich. So besteht die Ausbildung im Lehramt aus einer Theoriephase mit vorgeschriebenen Praktika, der als praktischer Teil ein schulartenspezifisches Referendariat folgt. Dieses kann je nach Bundesland zwischen zwölf und 24 Monaten dauern. Das Studium setzt sich aus drei Elementen zusammen: pädagogisch, fachlich und fachdidaktisch. Die Aufteilung und Schwerpunktsetzung variiert dabei je nach Schulart. Während im Gymnasiallehramt der Fokus auf dem fachlichen Studium liegt, ist der pädagogische und fachdidaktische Anteil vor allem an Grundschulen sehr wichtig.

Als Ausnahme von allen anderen hebt Heinz-Peter Meidinger das berufliche Lehramt hervor, da sich besonders unter den Berufsschullehrer*innen viele Quereinsteiger*innen finden. Sie haben meist kein reguläres Lehramtsstudium absolviert und unterrichten dank ihrer beruflichen Erfahrung und nach Absolvierung eines Referendariats in einem bestimmten Ausbildungsfach. „Das liegt u.a. daran, dass sich die Berufsbilder gerade im gewerblich-technischen Bereich so schnell wandeln, dass die klassische Lehrerausbildung da gar nicht nachkommen kann.“

Ein klares Berufsziel trotz Bachelor-/Mastersystem

Die meisten Bundesländer haben das Lehramtsstudium auf ein Bachelor-/ Mastersystem umgestellt. Bayern ist eine der wenigen Ausnahmen, die noch das Staatsexamen – allerdings in modularisierter Form – anbietet. So kann Antonia Straußberger noch vor dem ersten Staatsexamen eine Zulassungsarbeit abgeben, die ihr als Bachelorarbeit anerkannt wird. Dadurch hätte sie für den Fall, dass sie das Staatsexamen nicht bestehen würde, immerhin einen Bachelor of Education in der Tasche. Was genau sie damit anfangen kann, weiß die Studentin allerdings nicht. Diese Zweifel kann Heinz-Peter Meidinger gut nachvollziehen: „Während man bei den meisten Studiengängen oft schon nach dem Bachelor ins Berufsleben einsteigen kann, studiert man im Lehramt trotz der Bachelor-Master-Struktur eigentlich zielgerichtet auf den Beruf des Lehrers, viele andere Optionen gibt es mit diesem Abschluss nicht.“

Polyvalente Studiengänge für das Lehramt

Um Ungewissheit zu vermeiden und Berufsalternativen für Lehramtsstudierende zu schaffen, werden in einigen Bundesländern sogenannte polyvalente Studiengänge angeboten. Ihr Sinn besteht darin, das Bachelorstudium so breit wie möglich zu halten und eine Spezialisierung erst im Master vorzunehmen. „Im Lehramt bedeutet das konkret, dass sich die Studierenden erst mit dem Master auf die Schulart und den Lehrerberuf festlegen“, erklärt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Langwierige Ausbildung mit guten Jobaussichten

Auch wenn das Lehramtsstudium viel Durchhaltevermögen und Fleiß abverlangt, freut sich Antonia Straußberger auf ihren zukünftigen Beruf. Für sie beginnt im kommenden Semester die Zeit des intensiven Lernens auf das erste Staatsexamen. „Erst wenn ich alle Prüfungen bestanden habe, werde ich zum Referendariat zugelassen und ins kalte Praxiswasser geschmissen.“ Nach dem zweijährigen Referendariat in Bayern muss sich die Fränkin im zweiten Staatsexamen beweisen. Wenn sie auch das meistert, hat sie ihr Ziel erreicht und darf sich um eine Anstellung im staatlichen Schuldienst bewerben, um dauerhaft verbeamtet zu werden.

Der lange Weg ins Lehramt lohnt sich laut Heinz-Peter Meidinger: „Denn das ist ein wunderschöner Beruf, der trotz hoher Belastung und Stresssituationen immer am Puls der Zeit bleibt und bei dem kein Tag dem anderem gleicht.“

Weitere Informationen

studienwahl.de

Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Lehramtsausbildung in den Bundesländern“:
www.studienwahl.de/studienfelder/lehraemter

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Lehrer)
berufenet.arbeitsagentur.de

Hochschulkompass

Infoportal der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu deutschen Hochschulen, deren Studien- und Promotionsmöglichkeiten sowie internationale Kooperationen.
www.hochschulkompass.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
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Check-U

Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit für Personen mit Hochschulreife
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Career Counselling for Teachers (CCT)

Fit4ref

Community für angehende Lehrer*Innen mit Informationen rund um das Lehramtsstudium
www.fit4ref.de