Wer tagtäglich Schüler*innen unterrichten möchte, braucht Engagement, Fachkompetenz und die Bereitschaft, sich immer wieder selbst zu reflektieren. Philipp Schneider (21) ist mitten im Studium für das Gymnasiallehramt und hat bereits erste Lehrerfahrung gesammelt.
Dass er Lehrer werden will, weiß Philipp Schneider seit er in der Oberstufe Nachhilfestunden für jüngere Schüler*innen gegeben hat. Inzwischen studiert er im vierten Semester Lehramt an der Universität Kassel.
Im Bundesland Hessen wird die Befähigung zum Lehrberuf über das Staatsexamen erworben. Für das Gymnasiallehramt werden zwei Fächer studiert. „Geschichte war schon immer meine Leidenschaft, und Deutsch ergänzt das Fach mit literaturhistorischer Bildung, Textverständnis, Rechtschreibung und Grammatik“, findet der 21-Jährige. Ergänzend zum Fachwissen werden in einem zweiten Bereich fachdidaktische Kompetenz, Unterrichtsplanung und -durchführung vermittelt. Der dritte große Teil ist das sogenannte Kernstudium mit bildungswissenschaftlichen Inhalten und Kompetenzen.
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Erster eigener Unterricht
Foto: privat
Vor kurzem hat Philipp Schneider seine ersten eigenen Stunden in einer neunten Klasse gehalten. „Auch wenn das erstmal eine Herausforderung war, hat es viel Spaß gemacht“, erzählt er. Vorausgegangen waren die sogenannten schulpraktischen Studien an der Universität, gefolgt von einem insgesamt vierwöchigen Praktikum am Gymnasium. Den Stundenentwurf und das didaktische Konzept für den Unterricht hat er im Vorfeld mit einem Betreuer der Universität besprochen.
In seiner Zukunft als fertiger Lehrer sieht sich Philipp Schneider immer wieder mit der Herausforderung konfrontiert, die Lebenswelt der Schüler*innen zu erkennen und aufzugreifen und seinen Unterricht so zu gestalten, dass die Klassen ihm gerne folgen. Zudem berichtet er: „Im Studium werden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass wir eine Vorbildfunktion haben. Ich kann nicht als Lehrer predigen, dass meine Schüler*innen ihre Aufgaben ordentlich erledigen sollen, wenn ich selbst unvorbereitet in den Unterricht komme.“
Wer Lehramt studieren möchte, sollte sich im Vorfeld gut informieren. Berufs- und Studienberaterin Leila Bading von der Agentur für Arbeit Berlin Süd sagt: „Das Lehramtsstudium ist überall im Wandel. Viele Bundesländer wollen zum Beispiel Praxisphasen früher in das Studium integrieren, damit die Studierenden rechtzeitig erleben können, was sie im Beruf erwartet.“
Grundsätzlich gibt es im Lehramtsstudium zwei Phasen: Die erste besteht aus einem Studium mit Lehramtsoption. Die Bundesländer haben hier unterschiedliche Regelungen. Entweder ein Studium im Staatsexamen oder eines im Bachelor-/Mastersystem, wobei ein Master dem Ersten Staatsexamen gleicht, das mit Beendigung des Studiums erreicht ist. Die zweite Phase ist in allen Bundesländern gleich: Es wird ein Vorbereitungsdienst oder ein Referendariat an einer Schule absolviert. Diese Praxiszeit dauert 12 bis 24 Monate. Hat man parallel zum Studium Vertretungsstunden an Schulen gegeben, kann man verkürzen. Und schließlich muss eine weitere Prüfung abgelegt werden. Erst mit erfolgreich absolviertem zweiten Staatsexamen hat man die Befähigung zu unterrichten.
Entscheidung für Fach und Schulform
Noch vor dem Lehramtsstudium entscheidet man sich neben den Fächern auch für eine Schulform: Will ich später an einer Grundschule, einer Mittelschule oder einem Gymnasium unterrichten? In einigen Bundesländern ist Sonderpädagogik eine Option, und wer an einer Berufsschule unterrichten möchte, muss sich für zwei Hauptfächer entscheiden, entweder in zwei traditionellen Schulfächern oder in einem Schulfach und einer beruflichen Fachrichtung. „Die zweite Frage, die ich mir stellen muss, ist die nach der jeweiligen Regelung in dem Bundesland, in dem ich studieren möchte: Passt für mich besser ein Staatsexamen oder das Bachelor-/Master-System, das mir erlaubt, nach dem Bachelor ohne Lehramtsbezug fachbezogen weiter zu studieren? Dafür muss ich möglicherweise das Heimatbundesland verlassen“, merkt Leila Bading an.
Beschäftigt man sich mit dem Thema Lehramt, taucht auch der Begriff polyvalent auf. Die Berufsberaterin erklärt ihn so: „Polyvalent bedeutet, dass man zwei Hauptfächer in ungefähr gleichem Umfang studiert und dazu lehramtsbezogene Berufswissenschaften wie beispielsweise Didaktik, Sprachbildung oder Erziehungswissenschaften.“ Mittlerweile besteht in manchen Bundesländern sogar die Möglichkeit, dual zu studieren. „In Thüringen zum Beispiel werden 50 Studienplätze dual vergeben. Hier erhalten die angehenden Lehrerinnen und Lehrer von Anfang an ein Gehalt von rund 1.400 €. Damit bindet man sich an den Freistaat Thüringen und verpflichtet sich, weitere fünf Jahre dort an einer Schule zu arbeiten“, weiß Leila Bading.