Das Studium an privaten Hochschulen boomt. Dafür sprechen neben einer modernen technischen Ausstattung auch individuelle Betreuung sowie interessante und hilfreiche Kontakte in die Wirtschaft. Knackpunkt ist jedoch oftmals die Finanzierung, die die Studierenden selbst zu tragen haben.
„Für die HHL Leipzig Graduate School of Management (HHL) habe ich mich entschieden, da ich überzeugt bin, dass mir der gewählte Studiengang dabei hilft, meine beruflichen Ziele zu verwirklichen“, berichtet Florian Proft (23), der im englischsprachigen „Master in Management“ an der HHL studiert und eine Position in der Unternehmensberatung anstrebt. Die Studiengebühren in Höhe von insgesamt 32.000 Euro finanziert er mit einem Stipendium der Hochschule sowie einem Darlehen seiner Eltern.
Nach dem Bachelorabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden bewarb sich Florian Proft an der HHL. „Das Bewerbungsverfahren hat mich sehr gefordert“, berichtet der 23-Jährige. Nach einer klassischen Bewerbung mit Motivationsschreiben musste er den Graduate Management Admission Test (GMAT) durchlaufen, einen englischsprachigen weltweit standardisierten und sehr anspruchsvollen Test, mit dem er seine Eignung für den Master unter Beweis stellen musste.
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Beispiele aus der Praxis: Studium an privaten Hochschulen
Der Management-Studiengang an der HHL ist nicht wie sonst üblich in vier Semester, sondern in acht sogenannte Terms aufgeteilt, die sich jeweils über drei Monate erstrecken. In seiner Studienzeit wird Florian Proft zusätzlich einen viermonatigen verpflichtenden Auslandsaufenthalt an einer der über 140 Partnerhochschulen und ein zehnwöchiges Praktikum absolvieren. Im Ausland bietet sich ihm zudem die Möglichkeit zu einem Double Degree, einem zweiten Studienabschluss an der Partnerhochschule. Unterstützung für die Suche nach Praktikumsplätzen und Belegung der Module kommt aus dem Career-Service der Hochschule. Hierüber erschließen sich die Studierenden weitere vielfältige und hilfreiche Kontakte in die Wirtschaft und bauen Netzwerke auf.
Intensive Betreuung
War man als Studierender einer privaten Hochschule einst ein*e Exot*in ist der Besuch einer solchen Bildungseinrichtung heute deutlich verbreiteter: Im Jahr 2006 etwa waren 61.757 junge Menschen an einer solchen eingeschrieben, im Wintersemester 2020/21 über 300.000. Laut dem Portal hochschulkompass.de der Hochschulrektorenkonferenz werden 112 der derzeit gelisteten 423 staatlich anerkannten Hochschulen privat geführt. 14 von ihnen haben sogar den Status einer Universität mit Promotionsrecht. Fast alle privaten Hochschulen bieten aber kooperierende Promotionsmöglichkeiten mit Universitäten im In- und Ausland an. Neben der staatlichen Anerkennung ist auch eine institutionelle Akkreditierung der Hochschule sowie die Akkreditierung der Studiengänge erforderlich. Diese staatlichen Vorgaben sichern laut des Verbandes der Privaten Hochschulen die Qualität von Forschung und Lehre und dass die Abschlüsse später auch anerkannt werden. Auf diesen Aspekt sollten Interessierte großen Wert legen.
Private Hochschulen werden als gewinnorientierte Unternehmen geführt, die Studiengebühren sind entsprechend hoch. Aber: „Durch die hohen Gebühren ist die Zahl der Studierenden innerhalb der Studiengänge meist sehr klein und der Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden entsprechend eng“, erklärt Ursula Scheele von der Hochschulberatung der Agentur für Arbeit in Berlin. Viele private Bildungseinrichtungen rühmen sich eines hohen Praxisbezugs, kleiner Lerngruppen und einer modernen Ausstattung. Ein weiterer Vorteil: Die Zulassung ist selbst bei begehrten Studiengängen meist nicht an einen bestimmten Notendurchschnitt gebunden.
„Das Studium an dieser Art Hochschule ist in der Regel aber sehr reguliert. Wer über Forschergeist verfügt und sehr selbständig arbeiten möchte, ist besser an einer staatlichen Universität aufgehoben“, gibt die Expertin zu bedenken.
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Mit dem richtigen Fokus zum Erfolg
Foto: privat
„Privathochschulen warten oft mit Innovationen auf, haben neue Ideen und ein feines Gespür dafür, welche Studieninhalte auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind“, erklärt Ulrich Müller, Leiter „Politische Analysen“ beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Formate für Fernstudien, duale Studiengänge, Teilzeitstudium oder berufsbegleitendes Studium sind typisch, aber auch klassische Vollzeitstudiengänge sind im Portfolio enthalten. Somit stellen die privaten Bildungsträger eine Anlaufstelle für eine vielschichtige Zielgruppe dar: „Man darf sich hier nicht nur den klassischen Studierenden nach dem Abitur vorstellen, sondern auch Bildungshungrige ohne Abitur sowie 50-Jährige, die noch einmal durchstarten wollen“, weiß Ulrich Müller.
Die Kosten für ein Studium an einer privaten Hochschule können stark variieren. Laut verschiedener Anbieter fallen jedoch Gebühren in Höhe von durchschnittlich 3.000 Euro pro Semester an. Ein Masterstudium kann allerdings auch mal 30.000 Euro kosten (Möglichkeiten zur Finanzierung finden Sie in unserer Übersicht). Gerade deshalb sollten Interessierte sicher gehen, dass die Hochschule sowie das favorisierte Studienangebot tatsächlich den gewünschten Fokus anbieten. „Nach Studienabschluss hat man sehr gute Aussichten, da private Hochschulen permanent den Markt analysieren und sich mit ihren Studienangeboten daran orientieren“, versichert Ulrich Müller.
In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. arbeitsagentur.de/studiensuche