Studium im Praxisverbund

Duales Studium

Doppelt qualifiziert durchstarten

Nahaufnahme eines aufgeschlagenen Buches mit technischen Erklärungen. Auf dem Buch liegt ein blauer Kugelschreiber und ein silberner Schraubenschlüssel.
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit

Schon während des Studiums tief in die Berufspraxis eintauchen oder parallel eine Berufsausbildung absolvieren – duale Modelle machen eine solche Doppelqualifizierung möglich. Absolventinnen und Absolventen dualer Studiengänge sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Dass sich ein duales Studium lohnt, zeigt etwa der Werdegang des 22-jährigen Ole Petersen*. Er studierte „Betriebswirtschaftslehre – Handel“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Die Theorie lernte er am Campus in Heilbronn, die Praxis in den Filialen des kooperierenden Einzelhandelsunternehmens.

Dort durchlief Ole Petersen alle Karrierestufen: Verkäufer, Kassierer, Vertretungskraft, stellvertretender Marktleiter, bis er schließlich in zwei Praxisphasen je eine Filiale leiten durfte. Nach seinem Abschluss wurde er direkt als Bezirksleiter übernommen und betreut nun vier bis fünf Filialen mit insgesamt rund 120 Mitarbeitenden. „Weil ich selbst auf allen Positionen gearbeitet habe, kann ich mich gut in sämtliche Aufgaben hineinversetzen, die meine Kolleginnen und Kollegen in der Filiale übernehmen. Das ist ein großer Vorteil“, sagt er.

*Name von der Redaktion geändert

Ausbildungsintegriert versus praxisintegrierend

Ein Porträt-Foto von Ken Robin V.
Foto: Arbeitsagentur Stuttgart

Ein duales Studium kombiniert ein Hochschulstudium mit einer praktischen Tätigkeit im Unternehmen. So lassen sich die theoretischen Inhalte der Lehrveranstaltungen direkt in typischen Arbeitsfeldern anwenden und vertiefen. Ken Robin Völter, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Stuttgart, erläutert, welche zwei Modelle es hierbei gibt: „Bei ausbildungsintegrierten Studiengängen absolviert man neben dem Bachelorabschluss auch eine anerkannte Ausbildung im Unternehmen – etwa zur Pflegefachkraft oder zum/zur Elektroniker/in für Betriebstechnik. Besonders verbreitet ist dieses Modell im Gesundheitswesen und im technischen Bereich.“ Diese dualen Studiengänge dauern in der Regel vier bis viereinhalb Jahre und finden oft an drei Lernorten statt: Hochschule, Unternehmen und – falls vorgeschrieben – Berufsschule.

Bei praxisintegrierenden dualen Studiengängen dagegen wechseln sich Theoriephasen an der Hochschule mit Praxisphasen im Unternehmen ab. Eine Berufsausbildung wird dabei nicht abgeschlossen. Die Regelstudienzeit liegt hier meist zwischen sechs und acht Semestern. Nach diesem Modell hat auch Bezirksleiter Ole Petersen studiert. Es ist besonders im kaufmännischen Bereich verbreitet. „Zu beachten ist, dass die Struktur hierbei je nach Studiengang und Hochschule sehr unterschiedlich sein kann, gerade was die Dauer und Verteilung der Praxisphasen betrifft“, ergänzt der Berufsberater.

Die meisten Angebote für duale Studiengänge gibt es an Dualen Hochschulen und an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), gefolgt von privaten Hochschulen. Während Hochschulen des öffentlichen Dienstes ebenfalls viele duale Studienmöglichkeiten anbieten, findet man diese an Universitäten und kirchlichen Hochschulen hingegen seltener.

Beispiele aus der Praxis: Duales Studium

Anforderungen und Herausforderungen

„Der Spagat zwischen Studium und Arbeit sorgt für ein hohes Arbeitspensum“, erklärt Ken Robin Völter. „Wer sich für ein duales Studium entscheidet, sollte gut organisiert, strukturiert sowie hoch motiviert sein.“. Wichtig sei außerdem Mobilität, da Hochschule und Praxisbetrieb nicht immer am selben Ort liegen. Der Studienverlauf ist meist fest vorgegeben. In der Regel gilt Anwesenheitspflicht bei Lehrveranstaltungen und Praxisphasen. Gesetzlicher Urlaubsanspruch besteht normalerweise nur während der Praxisphase(n). Die theoretischen Inhalte haben zwar den gleichen Umfang wie ein nicht-duales Hochschulstudium, müssen aber in kürzerer Zeit erworben werden.

Trotz hoher Anforderungen überzeugt das Studienmodell mit klaren Vorteilen. „Das duale Studium ist gefragt, auch beim aktuellen Abschlussjahrgang“, stellt Ken Robin Völter in der Beratung fest. „Interessierte argumentieren damit, schon während des Studiums Geld zu verdienen und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.“ Und sie haben recht: Ein duales Studium wird vergütet, und zwar auch während der Theoriephasen. Je nach Unternehmen, Studiengang, Studienmodell und Studienjahr liegt das monatliche Gehalt zwischen 300 und mehr als 1.200 Euro. Im öffentlichen Dienst kann es bis zu 1.800 Euro monatlich betragen. Einige Hochschulen verlangen Studiengebühren, die jedoch oft vom Arbeitgeber übernommen werden.

„Dual Studierende sammeln wertvolle Praxiserfahrung, die im späteren Berufsleben gute Jobchancen bieten und haben eine sehr hohe Übernahmewahrscheinlichkeit im Unternehmen“, ergänzt Ken Robin Völter.

Weitere Informationen

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
https://web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Hochschulkompass

Informationen über deutsche Hochschulen, deren Studien- und Promotionsmöglichkeiten sowie internationale Kooperationen
www.hochschulkompass.de

BERUFENET

Das Online-Lexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
https://web.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit 
https://web.arbeitsagentur.de/berufetv

Duale Hochschule Baden-Württemberg

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Hochschule Zittau/Görlitz