Dual studieren

Studium und Praxis im Verbund: Dual studieren

Nahaufnahme eines aufgeschlagenen Buches mit technischen Erklärungen. Auf dem Buch liegt ein blauer Kugelschreiber und ein silberner Schraubenschlüssel.
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit

An einer Hochschule studieren und gleichzeitig im Betrieb Praxiserfahrungen sammeln oder sogar einen Ausbildungsabschluss erwerben: Im dualen Studium verbinden sich Theorie und Arbeitswelt – eine attraktive Lösung für immer mehr Studierende.

Ein Porträt-Foto von Carolin D.
Foto: privat

„Mir gefällt besonders die Abwechslung zwischen Theorie- und Praxisphasen“, hebt Carolin Dorn (22) hervor. Sie studiert im 6. Semester Betriebswirtschaftslehre in der Fachrichtung Spedition, Transport und Logistik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heidenheim. Die Praxis absolviert die Studentin im Head Office des Logistikunternehmens Dachser in Kempten.

„Schon in der Schule habe ich gemerkt, dass mir BWL liegt und Spaß macht“, erzählt sie. „Vor dem Abitur habe ich mich dann bei einem dual Studierenden im Freundeskreis informiert, der diese Studienform nur empfehlen konnte. Also habe ich mich bei Dachser beworben. Mit dem Studium und dem Unternehmen habe ich einen richtigen Glücksgriff getan.“

Beispiele aus der Praxis: Dual studieren

Theorie und Praxis im Wechsel

Das auf sechs Semester ausgerichtete BWL-Studium in Heidenheim teilt sich in dreimonatige Theorie- und Praxisphasen auf. Am Ende des Studiums gibt es Doppelsemester mit jeweils sechs Monaten an der Hochschule und im Betrieb.

Im Unternehmen hat die 22-Jährige alle Abteilungen kennen gelernt, um die internen Prozesse zu verstehen. Dafür bekommt sie jeden Monat eine Vergütung. „Die Arbeit macht mir großen Spaß und meine Kollegen haben mich sehr freundlich aufgenommen“, berichtet sie. „Ein weiterer Vorteil des dualen Studiums ist, dass man im Unternehmen beim Schreiben von Projekt- oder Bachelorarbeit optimal betreut wird.“

Für einen dualen Studiengang würde sich die Studentin sofort wieder entscheiden: „Lediglich der Druck, alle Lehrveranstaltungen nach Plan belegen und die Prüfungen bestehen zu müssen, ist im dualen Studium höher. Man kann nichts aufschieben, auch wenn ein Fach mal schwerer fällt.“ Dass sie damit trotzdem gut zurechtgekommen ist, zeigt ihr Wunsch, nach dem Bachelor-Abschluss noch einen dualen Master zu erwerben. „Ich würde sehr gerne bei Dachser bleiben und habe dafür auch Zuspruch vom Unternehmen erhalten. Dort noch meinen Master zu machen, wäre optimal.“

Verschiedene Modelle

Ein Porträt-Foto von Patrick W.
Foto: Anke Emmerling

„Der Unterschied zwischen dualem und klassischem Studium liegt in der Zusammenarbeit mit einem Arbeitgeber“, erklärt Patrick Wendt, Berufsberater der Agentur für Arbeit Trier. „Die Inhalte von Theorie und Praxis werden aufeinander abgestimmt, so dass der Stoff aus der Hochschule direkt im Arbeitsalltag angewendet werden kann. Durch die Verbindung zur Praxis ist das duale Studium besonders häufig an Fachhochschulen, speziellen dualen Hochschulen oder Berufsakademien zu finden.“

Wie die Verzahnung der beiden Ebenen erfolgt, hängt vom Modell ab, in dem das Studium absolviert wird: „Das praxisintegrierende Modell dauert ungefähr drei Jahre“, erläutert der Experte. „Hier bekommen die Studierenden nach wechselnden Phasen an der Hochschule und im Betrieb ihren Bachelorabschluss. Im ausbildungsintegrierenden Modell erwirbt man nach rund vier Jahren zwei Abschlüsse: den Bachelorabschluss der Hochschule und den Ausbildungsabschluss im Betrieb.“ Wer schon im Beruf steht, kann im berufsintegrierenden Modell ebenfalls dual studieren.

Duales Studium immer beliebter

Dass der Synergieeffekt aus Theorie und Praxis für Studierende und Arbeitgeber*innen reizvoll ist, zeigen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung. Demnach gab es 2019 deutschlandweit 1.662 duale Studiengänge, in denen 108.202 Studierende eingeschrieben waren. Gearbeitet haben sie in 51.060 Kooperationsunternehmen. „Das duale Studium wird immer beliebter“, weiß auch Patrick Wendt. „Für das Jahr 2004 waren 512 Studiengänge verzeichnet. Diese Zahl hat sich inzwischen verdreifacht. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Masterangebote und besonders die Bereiche des Sozialen und der Gesundheitswissenschaften sind stark im Kommen.“

Die meisten dual Studierenden hatte 2019 mit gut 45 Prozent der Bereich Wirtschaftswissenschaften, gefolgt von Ingenieurstudiengängen mit rund 25 Prozent, Informatik (13 Prozent) und dem Bereich Soziales (zehn Prozent). Auch als Qualifikation für den gehobenen Dienst in der öffentlichen Verwaltung dient das duale Studium, um Studierende für Bundes- oder Landesbehörden und die Kommunalverwaltung auszubilden.

Rund die Hälfte aller dualen Studiengänge finden im praxisintegrierenden Modell statt. Die Kombination mit einer Ausbildung bieten rund 35 Prozent der Studiengänge. Wie das Studium strukturiert ist, legen Betrieb und Hochschule fest: „Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten“, weiß der Berufsberater. „In manchen Betrieben gehen die dual Studierenden im Semester zur Hochschule und arbeiten dann in den Semesterferien. Es gibt aber auch den Wechsel in Dreimonatsblöcken oder tageweise, wo die Studierenden einen Teil der Woche im Betrieb und den anderen Teil an der Hochschule verbringen.“

Vorteile und Anforderungen

Neben dem direkten Praxisbezug hat das Studium im Verbundmodell noch weitere Vorteile. Patrick Wendt fasst zusammen: „Das duale Studium hilft bei der Studienfinanzierung, da die Studierenden vom Betrieb in vielen Fällen eine Vergütung bekommen. Außerdem brauchen sie sich nicht um Praktikumsstellen zu bemühen, weil die Praxis im Studium integriert ist. Die Bindung zu einem Unternehmen, in dem man eingearbeitet ist, ist außerdem für die spätere Berufsperspektive wertvoll. Bei dem ausbildungsintegrierenden Modell hat man zusätzlich sogar zwei Abschlüsse in der Tasche.“

Allerdings stellt die doppelte Qualifizierung auch höhere Anforderungen. Das Studium ist straffer organisiert als in den klassischen Studiengängen. Während andere Semesterferien haben, arbeiten die dual Studierenden im Betrieb. „Man braucht ein gutes Zeit- und Organisationsmanagement, wenn man dual studieren möchte“, rät der Berufsberater. „Außerdem sollte man stressresistent sein. Da das Studium mit den Praxisphasen im Betrieb verzahnt ist, kann man nicht einfach ein Fach nach hinten schieben oder ein Semester länger studieren. Durch das Arbeiten findet viel Lernzeit am Abend oder am Wochenende statt.“

Weitere Informationen

abi.de

Im Online-Portal der Bundesagentur für Arbeit finden Sie allgemeine Informationen und Erfahrungsberichte rund um das duale Studium.
abi.de/studium/hochschultypen-und-abschlussarten/duales-studium-hintergrund

Ausbildung Plus

Online-Portal für duales Studium des Bundesinstitus für Berufsbildung (BIBB) mit umfangreichen Informationen zum Thema und Studiensuche.
bibb.de/ausbildungplus

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

Die Seite hilft bei der Suche nach Studienfeldern und -fächern an verschiedenen Studienorten. Über die Entdeckerwelt „Zwei in Eins: Duales Studium“ erreicht man direkt die dualen Studiengänge.
arbeitsagentur.de/studiensuche/

Dachverbände der Bundesländer

In manchen Bundesländern organisieren die Hochschulen ihre dualen Angebote unter einem Dachverband. Hier finden Sie eine Übersicht mit Links zu Ihrem Bundesland.
wegweiser-duales-studium.de/infos/dachverbaende-bundeslaender/

Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW)