Dual studieren

Studienmodell für Praktiker*innen

In einem überdachten Innenhof sind vier Glasbalkongänge an einer Fensterfront zu sehen, an die sich Sitzbereiche mit Stühlen anschließen.
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit

Wo findet man Informationen zum dualen Studium? Welche Voraussetzungen gibt es und wie sind die späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Im Interview beantwortet Joanna Wirth, Studienberaterin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heidenheim Fragen zu Bewerbung, Finanzierung und beruflicher Zukunft.

studienwahl.de: Frau Wirth, ist ein duales Studium für jeden geeignet?

Joanna Wirth: Grundsätzlich ja. Es gibt allerdings nur bestimmte Fächer, die man dual studieren kann, wie Wirtschafts-, Ingenieur-, Sozial-, Gesundheitswissenschaften und einige mehr. Außerdem muss man sich bewusst sein, dass das duale Studium ein Modell für Praktiker ist. Wer sich besonders für die direkte Umsetzung des Wissens in der Praxis interessiert, für den ist ein duales Studium optimal.

studienwahl.de: Welche Eigenschaften sollte man für ein duales Studium mitbringen?

Ein Porträt-Foto von Joanna W.
Foto: Sabrina Balzer

Joanna Wirth: Die Bewerbungen für das Studium laufen über die dualen Praxispartner, also die Unternehmen und Einrichtungen, bei denen die Studierenden arbeiten. Diese achten auf die Eigenschaften, die generell in der Arbeitswelt gefragt sind: Teamgeist, Selbstorganisation, Eigenverantwortung und Engagement sind für jede Fachrichtung wichtig.

studienwahl.de: Welche formalen Zulassungsvoraussetzungen gibt es?

Joanna Wirth: Ein duales Studium kann man mit der allgemeinen Hochschulreife beginnen. Auch mit der Fachhochschulreife ist das möglich. Bei uns in Baden-Württemberg ist dabei allerdings zusätzlich die Deltaprüfung - ein Studierfähigkeitstest - notwendig. Diese brauchen auch Studieninteressierte mit einer fachgebundenen Hochschulreife, die außerhalb ihres Fachgebietes studieren möchten. Da die Bewerbungen über die Unternehmen laufen, haben diese oftmals zusätzliche Kriterien, wie Notendurchschnitt oder Vorpraktika, die sie gerne erfüllt haben möchten. Besonders bei größeren Praxispartnern mit vielen Bewerberinnen und Bewerbern sind die Anforderungen höher. In Baden-Württemberg gibt es von den Hochschulen aus keinen N.C. für die Studiengänge. Vor der Bewerbung sollte man sich aber in jedem Fall bei seiner Hochschule und bei dem Unternehmen informieren, welche Kriterien für die Zulassung gelten.

studienwahl.de: Wo findet man Informationen rund um das duale Studium?

Joanna Wirth: Die wichtigsten Informationen, wie Zulassungsvoraussetzungen, Bewerbungsfristen und eine Liste mit Dualen Partnern sind auf der Homepage der Hochschule zu finden. Bei Tagen der offenen Tür und am Studieninformationstag gibt es außerdem Infos der Hochschule und der Praxispartner vor Ort. Für alle Fragen steht die Studienberatung der Hochschule zur Verfügung. Sie berät jederzeit telefonisch, online und persönlich zu Studienmöglichkeiten, Bewerbung oder Finanzierung.

studienwahl.de: Welche Möglichkeiten der Studienfinanzierung gibt es für duale Studiengänge?

Joanna Wirth: Die Studierenden in den meisten dualen Studiengängen bekommen eine Vergütung von ihrem Arbeitgeber. Für die Mehrheit ist dieser Betrag ausreichend, um sich das Studium zu finanzieren. Manche Betriebe übernehmen außerdem die Beiträge für die Hochschule. Wenn Theorie und Praxis nicht am selben Ort stattfinden, sind manchmal zwei Wohnungen nötig. Auch für diese Fälle gibt es aber Lösungen, wie Wohnungen nur phasenweise zu mieten oder über Plattformen, wie „dualhome“ Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich die Wohnung teilen kann. Außerdem kann man auch als dual Studierender BAföG beantragen.

studienwahl.de: Wie stehen die Chancen von Absolventinnen und Absolventen eines dualen Studiengangs auf dem Arbeitsmarkt?

Joanna Wirth: Die Chancen von dual Studierenden im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sind sehr gut. Bei einer Evaluierung unserer Alumni hat sich ergeben, dass 85 Prozent von den Praxispartnern übernommen wurden. Von denjenigen, die sich eine Stelle suchen mussten, hatten auch beinahe alle nach kurzer Zeit Erfolg. Die zusätzliche Praxiserfahrung im Studium ist bei den Unternehmen gefragt.

studienwahl.de: Ist es nach dem Abschluss eines dualen Bachelorstudiengangs möglich, noch einen Master zu machen?

Joanna Wirth: Der Bachelorabschluss der dualen Studiengänge ist ein klassischer akademischer Abschluss. Somit ist es problemlos möglich, einen Masterstudiengang anzuhängen, wenn die formalen Voraussetzungen dafür, wie Notendurchschnitt, Fachrichtung oder ETCS-Zahl, erfüllt sind.

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