Humanmedizin studieren

„Derzeit ist viel in Bewegung“

Auf einem roten Tuch liegt ein Stethoskop mit hellgrünen Schlauch und Schlauchgabel.
Foto: Mathias Lange | Bundesagentur für Arbeit

Der Berufswunsch Ärztin oder Arzt ist weit verbreitet. Doch der Zugang ins Studium ist nicht einfach, außerdem gibt es unterschiedliche Studienmöglichkeiten. Ein Interview mit Andrej Weissenberger vom Ärzteverband Marburger Bund.

studienwahl.de: Was sind die Besonderheiten des Medizinstudiums?

Andrej Weissenberger: Das Medizinstudium ist sehr vielfältig. Es schlägt eine Brücke zwischen gängigen Naturwissenschaften wie Biologie und Physik und medizinischen Fächern wie Anatomie und Chirurgie. Es vermittelt aber auch fundierte Kenntnisse über das Medizinische hinaus, wie zum Beispiel im Bereich der Psychologie.

studienwahl.de: Was sind die Unterschiede zwischen Regel- und Modellstudiengang?

Ein Porträt-Foto von Andrej W.
Foto: privat

Andrej Weissenberger: Der Regelstudiengang ist der Klassiker des Medizinstudiums, den die meisten deutschen Universitäten anbieten. Dieser gliedert das Studium in einen vorklinischen, einen klinischen und einen praktischen Abschnitt. Am Ende des vierten Semesters steht das anspruchsvolle Physikum an, das den Weg in den klinisch-praktischen Teil des Studiums mit viel Kontakt zu echten Patientinnen und Patienten ebnet.

Der Modellstudiengang ist etwas anders. Sein Lehrkonzept orientiert sich an den Organsystemen des Menschen, was das Lernen erleichtern soll. Zusätzlich werden bereits zu Studienbeginn theoretische Inhalte mit praktischen Lehrformaten am Krankenbett vermittelt. Statt einem Physikum als Einzelprüfung gibt es semesterbegleitende Äquivalenzprüfungen.

studienwahl.de: Was macht eine gute Ärztin, einen guten Arzt aus?

Andrej Weissenberger: Einer guten Ärztin beziehungsweise einem guten Arzt sollten Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Empathie keine Fremdwörter sein. Das gilt auch für Studienanwärterinnen und -anwärter.

studienwahl.de: Welche aktuellen Entwicklungen gibt es in der Humanmedizin und wie könnten sich diese auf die Ausübung des Berufes auswirken?

Andrej Weissenberger: Die Medizin unterliegt einem stetigen Wandel, vor allem auf politischer Ebene ist ordentlich was los. Im Zuge der Pandemie wurden die Gefahren des Personal-, Zeit- und Ressourcenmangels in medizinischen Einrichtungen offenbart und die Bedeutung von gut ausgebildetem Personal hat eine weitreichende Aufmerksamkeit erlangt. Derzeit ist viel in Bewegung. Die Zukunft wird zeigen, welche Auswirkungen das auf das Studium und den ärztlichen Beruf haben wird.

studienwahl.de: Welche Anforderungen gibt es beim Zulassungsverfahren?

Andrej Weissenberger: Interessierte müssen sich über hochschulstart.de für einen Studienplatz bewerben. 2020 gab es nach jahrelanger Kritik, auch seitens des Marburger Bundes, eine Reform der Zulassungsvoraussetzungen, die die Chance auf die begehrten Plätze erhöhen soll. Neben der Abiturbesten-Quote müssen Hochschulen nun unter anderem über einen fachspezifischen Eignungstest geeignete Bewerberinnen und Bewerber auswählen. Diejenigen, die beispielweise eine medizinische Berufsausbildung abgeschlossen haben, können über die Zusätzliche Eignungsquote mit etwas Glück einen Studienplatz ergattern. Das war vor der Reform vielerorts nicht möglich.

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