„Ich möchte ein Semester ins Ausland. Was muss ich tun?“, fragt eine Studentin. Die Antwort erhält sie von einem Konversationsagenten, der in der Hochschule aufgestellt ist und über Fragen rund ums Studium Auskunft gibt, die ihm mündlich gestellt oder eingetippt werden. Noch existiert dieser individuell antwortende Roboter des jungen Start-ups Vaibrant nicht. Es ist ein mögliches Einsatzszenario für die Software, die Laura Paskowski mit zwei Kommilitonen entwickelt hat. „Wir machen noch den letzten Feinschliff, dann kann das Produkt auf den Markt und beispielsweise auch in Einzelhandelsgeschäften Kundenfragen beantworten“, erklärt die 23-Jährige.
Das weite Feld der KI
Laura Paskowski studiert im zweiten Semester den Masterstudiengang Künstliche Intelligenz an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Die 23-Jährige ist die einzige Frau in ihrem Semester – was sie aber eher als Vorteil sieht.
Informatik, Mathe, Ethik
Vaibrant ist das gemeinsame Projekt der drei, die sich im 7-semestrigen Bachelorstudiengang Künstliche Intelligenz (KI) an der TH Ingolstadt kennenlernten. Beim Programmieren der Software kam Laura Paskowski das Wissen zugute, das sie damals beim Verfassen ihrer Bachelorarbeit gewonnen hatte: Sie beschäftigte sich mit dem Teilgebiet „Natural Language Processing”, also der Verarbeitung von natürlicher Sprache. „Es geht darum, dass ein Computer uns so versteht, wie wir im Alltag sprechen und schreiben.“ Die Arbeit entstand im Rahmen ihrer Tätigkeit als Werkstudentin in der Abteilung für Software und Digitalisierung der Edag Engineering Group AG am Standort Lindau, bei der sie auch ihr Praxissemester absolvierte. „Das Feld ist so weit, dass ich das Thema unbedingt vertiefen wollte“, sagt sie. Deshalb studiert die 23-Jährige nun den dreisemestrigen Masterstudiengang „Künstliche Intelligenz“, ebenfalls an der TH Ingolstadt. Statistik, Programmierung, maschinelles Lernen, Big Data Technologien und Deep Learning gehören unter anderem zu den Inhalten. Behandelt werden nicht nur technische, informatische und mathematische Themen, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen und ethische Aspekte. „Etwa die Frage, ob es für Menschen in Ordnung ist, wenn die KI nicht nur als Ratgeber fungiert, sondern auch Entscheidungen übernehmen kann“, erläutert die Studentin. Ein weiterer wichtiger Aspekt, mit dem sie sich nun im Master beschäftigt, sind sicherheitsrelevante Fragestellungen. „Wenn man mit KI arbeitet, muss man potenzielle Risiken und Gefahren einschätzen können und Richtlinien einhalten, damit man sich auf die Systeme und deren Sicherheit verlassen kann“, betont Laura Paskowski.
Allein unter Männern
Im Master ist Laura Paskowski derzeit die einzige Studentin – im Bachelor hätten Frauen noch die Hälfte der Studierenden ausgemacht. Auf Vorurteile sei sie bislang aber nie gestoßen. Im Gegenteil, sie habe die Erfahrung gemacht, dass sie als Frau das Thema sogar besser vermarkten könne: „Viele finden es cool, dass ich mich für KI begeistere.“ Das sei ein Vorteil, auch im Hinblick auf ihr Start-up: „Meine Beiträge auf der Plattform LinkedIn beispielsweise erhalten mehr Aufmerksamkeit als die meines Kommilitonen. Vermutlich liegt es daran, dass ich eine Frau bin.“