Ingenieurwissenschaften

„Jährlich fehlen 26.000 Ingenieur*innen“

Illustration von zwei Zahnrädern.
Illustration: Marie Demme | Bundesagentur für Arbeit

studienwahl.de sprach mit Ingo Rauhut, Geschäftsführer Fachbeirat Beruf & Arbeitsmarkt beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI), über die Chancen von Ingenieur*innen, eine Stelle zu finden.

studienwahl.de: Wie sehen aktuell die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieur*innen aus?

Ingo Rauhut: Derzeit gibt es sehr gute Chancen für Absolvent*innen der Ingenieurwissenschaften. Über 150.000 Stellen sind aktuell unbesetzt. Auf der anderen Seite suchten im ersten Quartal 2022 insgesamt rund 36.000 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieurberuf. Besonders hoch ist der Fachkräftemangel im Bauingenieurwesen und bei den Berufen, die sich mit Digitalisierung beschäftigen, zum Beispiel Informatik oder Elektrotechnik. Nur im Maschinenbau sind die Engpässe beim Personal nicht mehr ganz so ausgeprägt.

studienwahl.de: Und was zeigt der Blick in die Zukunft?

Porträt-Foto von Ingo Rauhut
Foto: VDI

Ingo Rauhut: Wir prognostizieren, dass bis 2030 jedes Jahr weitere 26.000 Ingenieur*innen auf dem Arbeitsmarkt fehlen werden. Das liegt vor allem daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in den Ruhestand gehen. Im Jahr 2019 gab es insgesamt 2,3 Millionen erwerbstätige Ingenieur*innen in Deutschland.

studienwahl.de: Welche Trends und Entwicklungen haben aktuell großen Einfluss auf die Ingenieurwissenschaften?

Ingo Rauhut: Zum einen wird die Digitalisierung weiter voranschreiten. Zum anderen wird die Energiewende immer schneller vorangetrieben. Für die Umsetzung der Maßnahmen zählen Ingenieur*innen aller Fachrichtungen zur wichtigsten Berufsgruppe. Für die Digitalisierung in der Industrie – Stichwort Industrie 4.0 – sind Maschinenbauingenieur*innen besonders gefragt. Aber auch in der Baubranche hält die Digitalisierung immer weiter Einzug. Ein weiterer Trend ist das Bioengineering, also die Anwendung von Erkenntnissen und Methoden der Naturwissenschaften, der Ingenieurwissenschaften und der Medizin für die Entwicklung neuer medizinischer oder biotechnologischer Verfahren. Da man nicht weiß, welche Trends sich im Detail durchsetzen werden, empfehlen wir, sich im Studium zunächst generell aufzustellen und erst später im Master oder im Beruf zu spezialisieren.

Beispiele aus der Praxis: Ingenieurwissenschaften studieren