Bachelor, Master, Diplom oder dual: Aktuell gibt es über 1.000 ingenieurwissenschaftliche Studiengänge an über 200 Hochschulen in Deutschland. Das Spektrum reicht von Architektur bis Werkstoffwissenschaft. Studienwahl.de zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf.
Nach seiner Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme begann Thilo Burger ein duales Studium der Medizintechnik. Sein Ausbildungsunternehmen, die ATMOS MedizinTechnik GmbH im Schwarzwald, unterstützte ihn dabei. „Sechs Semester lang habe ich jeweils drei bis sechs Monate abwechselnd im Unternehmen gearbeitet und die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim besucht“, berichtet Thilo Burger. Die Theorie, die er an der Hochschule erlernte, konnte er direkt in der Praxis umsetzen.
Im dreisemestrigen Grundstudium ging es um natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen, im ebenso langen Hauptstudium lag der Schwerpunkt auf Medizintechnik. „Wir haben uns mit Bildverarbeitung wie Magnetresonanz- und Computertomografie befasst, aber auch mit Fragen zur Zulassung von Medizinprodukten oder medizinischer Physik“, erklärt der 25-Jährige. Den Großteil der Praxisphasen verbrachte er in der Entwicklungsabteilung seines Arbeitgebers. Auch seine Abschlussarbeit und diverse Projektarbeiten schrieb er im Unternehmen, zum Beispiel über ein medizinisches Gerät, das der Chirurg durch Augenbewegungen steuern kann. Heute beschäftigt sich der Ingenieur mit der Entwicklung von Mikroskopen und Endoskopen sowie mit Kameratrainingsplätzen für angehende Chirurgen. Er überlegt derzeit, berufsbegleitend ein Masterstudium aufzunehmen. Die interessante Mischung aus Theorie und Praxis möchte er auch da nicht missen.
Beispiele aus der Praxis: Ingenieurwissenschaften studieren
Medizintechnik ist nur eines von 24 Studienfeldern in den Ingenieurwissenschaften. Andere sind etwa Bautechnik, Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Verfahrenstechnik, Fahrzeug-, Energie- oder Umwelttechnik. Der Schwerpunkt liegt von vornherein auf einem Fachgebiet, denn einen reinen Studiengang „Ingenieurwissenschaften“ gibt es nicht. Was jedoch auch möglich ist, ist die gleichberechtigte Kombination mit einer anderen Disziplin. Beispiele sind Chemie-, Bio- oder Wirtschaftsingenieurwesen. Solche Studiengänge werden auch Schnittstellenstudiengänge genannt.
Wie findet man nun aus dieser großen Auswahl das Richtige? „Wer gerne tüftelt und Spaß daran hat, Lösungen zu finden und Neues zu entwickeln, ist bei den Ingenieurwissenschaften auf jeden Fall gut aufgehoben“, erklärt Maximilian Benda, Studienberater an der Hochschule Mittweida. „Bei der Auswahl sollte man sich von seinen Interessen leiten lassen. Die Studienberatungen an den verschiedenen Hochschulen helfen gern dabei, das richtige Angebot zu finden.“ Allen Studiengängen sei eines gemeinsam: Naturwissenschaftliche Fächer wie Physik und Mathematik sollten angehende Ingenieurstudierende beherrschen. Der Berater betont aber auch: „Die Schulnote Eins muss man nicht mitbringen.“ Zu Studienbeginn werden die Grundlagen in den Naturwissenschaften in der Regel aufgefrischt und vertieft. Die Zugangshürden sind also zumindest in Sachen Vorwissen gar nicht so hoch, wie viele Schülerinnen und Schüler oft glauben. Hinzu kommt, dass die meisten ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge zulassungsfrei sind, außer an sehr beliebten Hochschulen.
Spezialisierung im späteren Studienverlauf
Eine Spezialisierung auf ein Fachgebiet erfolgt, je nach Studiengang, entweder im fortgeschrittenen Bachelorstudium oder im Masterstudium. „Wer noch nicht genau weiß, wohin es gehen soll, kann erst einmal ein grundlegendes Studium absolvieren und sich später spezialisieren“, so Maximilian Bendas Rat. Universitätsstudiengänge sind eher theoretisch orientiert. An Hochschulen für angewandte Wissenschaften beziehungsweise Fachhochschulen und beim dualen Studium gibt es dagegen viele Praxisanteile. „Mit dem Bachelor kann man bereits gut in den Beruf einsteigen. Der Master ist für höhere Positionen und für Tätigkeiten in der Forschung und Entwicklung sinnvoll“, erklärt der Studienberater.
Und inwiefern sollte man Arbeitsmarktchancen in die Entscheidung für oder gegen ein Studium der Ingenieurwissenschaften einbeziehen? „Absolventinnen und Absolventen sind auf jeden Fall gefragt und haben gute Verdienstchancen“, erklärt Maximilian Benda. „Wichtiger ist jedoch, dass man ein echtes Interesse an Technik hat. Sonst wird man am Studium und später im Beruf wenig Spaß haben.“
In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. arbeitsagentur.de/studiensuche