Ob in Afrika oder Europa: Das Auswärtige Amt versteht sich als Gestalter der deutschen Außenpolitik und als Dienstleister der Bundesregierung auf allen Kontinenten. Die Beamtinnen und Beamten des Auswärtigen Diensts, die als Diplomatinnen und Diplomaten weltweit entsendet werden, bildet die Bundesbehörde in verschiedenen Laufbahnen selbst aus.
Djamel Katakpaou-Touré ist „ein zweites Paar Augen“: Der 33-Jährige arbeitet in der Zentrale des Auswärtigen Amtes in Berlin als persönlicher Mitarbeiter der Leiterin der politischen Abteilung. „Ich koordiniere und filtere, um ihr die Arbeit zu erleichtern“, erläutert er. Berlin ist sein erster Inlandsposten seit er 2015 das Studium zum Beamten im gehobenen Auswärtigen Dienst abschloss: Nach fünf Jahren an der Botschaft in Tokyo wurde er zuletzt als „Springer“ dorthin geschickt, wo Bedarf war.
Tokyo, Chisinau, Mumbai
In Chisinau in der Republik Moldau organisierte der Diplomat zum Beispiel Flüge für Flüchtende aus der Ukraine. Da Indonesien in diesem Jahr die G20-Präsidentschaft innehat, gab es für ihn an der Botschaft in Jakarta erhöhten Bedarf im Protokoll bei Staatsbesuchen. Und im indischen Mumbai arbeitete er in der Visastelle.
Djamel Katakpaou-Tourés Laufbahn verdeutlicht zwei Grundvoraussetzungen für die Arbeit im Auswärtigen Dienst: das Rotations- und das Generalistenprinzip. Das bedeutet: Alle Angehörigen des Auswärtigen Dienstes könnten überall in der Welt eingesetzt und mit jeder Aufgabe ihrer Laufbahn betraut werden, informiert das Amt. „Man muss offen sein für andere Länder und Kulturen, neugierig auf die Welt sein sowie gern und viel reisen wollen“, betont Michael Hümmer, Berufsberater der Agentur für Arbeit Fürth.
Beispiele aus der Praxis: Karriere im Auswärtigen Dienst
In der Regel wechselt man aber nicht so oft den Einsatzort: Die Beschäftigten rotieren in einem Turnus von drei bis vier Jahren von der Zentrale ins Ausland, im Ausland oder vom Ausland in die Zentrale. Eine Herausforderung – nicht nur falls man Familie hat. Doch die Personalabteilung sei immer bemüht, bei Entscheidungen über den neuen Einsatzort Wünsche und Belange der Familienangehörigen zu berücksichtigen, so das Amt. Das gehört auch zu seiner Gleichstellungspolitik: Es soll sichergestellt werden, dass Deutschland in der Welt gleichermaßen durch Frauen wie Männer vertreten wird. Zurzeit ist die Hälfte der Belegschaft weiblich, viele verantwortungsvolle Posten werden von Frauen besetzt. 43 Botschafterinnen und 16 Generalkonsulinnen vertreten Deutschland im Ausland, und mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat das Amt eine Frau an der Spitze.
230 Auslandsvertretungen weltweit
„Als Teil der Bundesregierung pflegt das Auswärtige Amt die Beziehungen Deutschlands zu anderen Staaten sowie zu den zwischen- und überstaatlichen Organisationen“, so das Ministerium. Es gehe um politische Kontakte zwischen Regierungen und Parlamenten sowie um Austausch etwa in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Entwicklungsfragen. Ziel sei es, „überall auf der Welt in der Öffentlichkeit ein positives, zeitgemäßes Deutschlandbild zu vermitteln“. Weltweit gibt es rund 230 Auslandsvertretungen, wohin die Diplomatinnen und Diplomaten entsendet werden. Diese Beamtinnen und Beamten bildet das Amt selbst aus.
Als deutsche Staatsbürgerin beziehungsweise deutscher Staatsbürger kann man zwischen drei Laufbahnen wählen, für die es jeweils ein spezielles Auswahlverfahren gibt. Der Einstieg in den mittleren Dienst läuft über eine zweijährige Ausbildung. Dafür wird mindestens ein mittlerer Schulabschluss benötigt. Voraussetzung für das duale Studium für den gehobenen Dienst sind die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Hinzu kommen gute Kenntnisse in Englisch sowie gute Grundkenntnisse in Französisch oder einer anderen Fremdsprache, die das Amt auf seiner Homepage auflistet. Für die Bewerbung zum höheren Auswärtigen Dienst ist ein Masterabschluss oder ein anderer gleichwertiger Hochschulabschluss Voraussetzung. Auch hier sind Fremdsprachenkenntnisse unverzichtbar: sehr gute in Englisch und Französisch beziehungsweise in einer der gelisteten Sprachen. Sinnvoll für den Einstieg in den höheren Dienst seien Studiengänge, in denen interkulturelle Fähigkeiten und Sprachkompetenz vermittelt werden, rät Michael Hümmer.
Dienstleistungen für die Bundesregierung
Auch gibt der Berufsberater den Tipp, vorab Auslandserfahrung zu sammeln, eventuell in einem Entwicklungsland. „Dann kann ich besser einschätzen, ob ich für diese Arbeit gemacht bin“, erklärt er. Einsätze in Krisenzeiten und -regionen – aktuell etwa die Corona-Pandemie und der Krieg gegen die Ukraine – seien besondere Herausforderungen. „Es ist Aufgabe der Diplomatinnen und Diplomaten, der Bundesregierung schnell und verlässlich valide Einschätzungen der Lage vor Ort zu liefern – auch wenn sie gerade unübersichtlich ist“, so der Berufsberater.
Dafür sei es wichtig, gut zuhören, Situationen analysieren sowie Sachverhalte in Berichten griffig auf den Punkt bringen zu können: „In diesem Beruf ist man in erster Linie Dienstleisterin oder Dienstleister – für die Bundesregierung, aber auch für Deutsche, die im Ausland sind“, betont Michael Hümmer. Das Auswärtige Amt bestätigt dies: Für Bürgerinnen und Bürger im Ausland seien die Botschaften und Konsulate sowohl Informations- und Anlaufstellen als auch Unterstützungspunkte in Notfällen.
Weitere Informationen
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (HS Bund)
An der HS Bund werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den gehobenen und höheren nichttechnischen Dienst auf Bundesebene ausgebildet, unter anderem für „Auswärtige Angelegenheiten“. hsbund.de
Auswärtiges Amt
Auf seiner Website informiert das Auswärtige Amt ausführlich über Zugangsvoraussetzungen und Karrierewege im Auswärtigen Dienst. auswaertiges-amt.de/de/karriere
In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. arbeitsagentur.de/studiensuche
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