„Stellen Sie sich vor, Sie sind in der deutschen Botschaft in Kenia eingesetzt und Ihr Gärtner wurde verhaftet. Auf der Polizeistation sagt man Ihnen, für 50 Euro Kaution komme er frei. Wie reagieren Sie?“ Tim Wittkowski erinnert sich noch gut an dieses Szenario, das ihm im mündlichen Teil des Auswahlverfahrens für den gehobenen Auswärtigen Dienst präsentiert wurde. Zuerst habe er gesagt, bei 50 Euro werde das Vergehen des Gärtners wohl nicht so schlimm gewesen sein. Dann sei er zurückgerudert: Das sei ein Bestechungsversuch, auf den er sich natürlich nicht einlassen würde.
Der angehende Diplomat
Tim Wittkowski ist Konsulatssekretäranwärter. So heißen die Studierenden im Fachbereich „Auswärtige Angelegenheiten“ an der Hochschule des Bundes. Am Standort in Berlin wird er auf die Anforderungen des gehobenen Auswärtigen Dienstes vorbereitet – und damit auf einen weltweiten Einsatz als Diplomat.
Auswärtiges Amt: lang gehegter Wunsch
Tim Wittkowski lacht, als er das erzählt und gibt den Tipp, bei der Prüfung laut zu denken, um der Kommission Einblick in die eigenen Überlegungen zu geben. Fragen zu Persönlichkeit und Motivation, ein Rollenspiel und ein Gespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen gehören unter anderem dazu. Zuvor hatte er den schriftlichen Eignungstest bestanden, bei dem intellektuelle Fähigkeiten und Sprachkenntnisse geprüft werden. Mittlerweile ist er im dritten Semester des dreijährigen dualen Studiengangs an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung.
Wenn er das Studium – das auch Vorbereitungsdienst genannt wird – erfolgreich abschließt, ist Tim Wittkowski Diplom-Verwaltungswirt (FH) und als sogenannter Konsulatssekretär Teil des gehobenen Auswärtigen Dienstes – ein lang gehegter Wunsch. Seitdem er vor dem Abitur im Buch „Studienwahl“ die Seite über den Auswärtigen Dienst entdeckte, ging ihm dieser Karriereweg nicht mehr aus dem Kopf. „Damals war ich mir aber nicht sicher, ob ich das kann, alle paar Jahre in einem anderen Land arbeiten“, erinnert er sich. So machte er zunächst einen Bachelor in Übersetzungswissenschaft in Englisch und Französisch – perfekte Voraussetzung für die Bewerbung beim Auswärtigen Amt, die er schließlich doch losschickte.
Achteinhalb Monate in Rom
In seinem jetzigen Studium beschäftigt sich Tim Wittkowski schwerpunktmäßig mit Recht und Verwaltung. Praktische Erfahrungen hat er beim fünfmonatigen Inlandspraktikum im Referat für Strategie und Planung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gesammelt. Dort konnte er sein Wissen im Bereich Haushalt und Rechnungswesen anwenden, zum Beispiel, als es um die Finanzierung eines Musikfestivals für Flüchtlinge in Afrika ging. Eine zweite Praxisphase führt ihn bald nach Rom: Achteinhalb Monate wird er an der deutschen Botschaft alle Bereiche kennenlernen. Schließlich soll er später als Generalist in jedem Fachgebiet eingesetzt werden können.
Er freue sich aufs Berufsleben als Diplomat, auf die Möglichkeit, in gesichertem Rahmen ins Ausland gehen zu können und zu wissen, immer wieder auch in Deutschland eingesetzt zu werden, so Tim Wittkowski. Und er sei gespannt auf die Menschen, die er kennenlernt, wenn er mit der Zivilgesellschaft und Regierungsvertreterinnen und -vertretern zusammenarbeitet.