Testverfahren

„In diesem Beruf kommt es besonders auf Empathie an“

Detailaufnahme der Ablage für einen Schwamm an einer großen grünen Schulwandtafel, auf der ein großer quadratischer Schwamm abgelegt wurde. Unter der Tafel hängen große Zeichenwerkzeuge für die Tafel.
Foto: Ray van Zeschau | Bundesagentur für Arbeit

Wer im Lehramt Spaß und Erfolg haben möchte, sollte bestimmte Eigenschaften mitbringen. Welche das sind, wie man sich vergewissern kann, ob der Beruf zu einem passt und welche Alternativen es zur klassischen Lehramtslaufbahn außerdem gibt, verraten die beiden Berufsberater der Agentur für Arbeit Ansbach Weißenburg Michael Ackermann und Stefan Schmidt.

studienwahl.de: Nach dem Abitur Lehramt zu studieren, erscheint vielen naheliegend. Was sind denn die Voraussetzungen für diesen Beruf?

Michael Ackermann: Man sollte Spaß haben, mit jungen Menschen zu arbeiten und ihnen in geduldiger Form etwas beizubringen. Auch Offenheit und Neugier für pädagogische Themen sind wichtig. Wenn es jemand nur der Verbeamtung wegen macht, aber von Kindern eigentlich nichts hält, wäre vom Lehramt abzuraten.

studienwahl.de: Haben Sie denn auch Tipps, welche Schulform zu wem besser passen würde?

Ein Porträt-Foto von Michael A.
Foto: privat

Michael Ackermann: Hier sollte man sich in der Theorie bereits überlegen, mit wem man später arbeiten will: eher mit den Kleinen oder doch lieber die Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten. Die Studienformen sind je nach Schulart sehr unterschiedlich. Allerdings geht nichts darüber, den Beruf auch in der Praxis mal auszuprobieren. Ich würde jedem dringend empfehlen, ein Praktikum in der Schule zu machen, bevor er sich zu einem Lehramtsstudium entschließt. Sinnvoll wären auch Praktika an verschiedenen Schulen: an der Mittelschule, am Gymnasium oder an der Grundschule.

studienwahl.de: Welche Eigenschaften sind im Lehramt denn wichtig?

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Foto: privat

Stefan Schmidt: Durchhaltevermögen, Geduld und Konfliktfähigkeit gegenüber den Schülern sind die typischen Softskills für diesen Beruf. Gerade im Alltag kommt es besonders auf die Empathie an. Ohne diese Fähigkeit ist man fehl am Platz – gerade bei den Kleinen.

studienwahl.de: Mit welchen Tests kann man sich denn vorab vergewissern, ob ein Lehramt zu einem passt?

Michael Ackermann: Im Allgemeinen ist der Check-U-Test der Bundesagentur für Arbeit sehr zu empfehlen. Er ist zwar nicht speziell aufs Lehramt zugeschnitten, aber darin werden auch persönliche Interessen und Stärken getestet. Der Test zeigt auch andere Berufe auf, die zu einem passen würden. Ansonsten gibt es eine Reihe guter Online Self-Assessments zur Studienorientierung. Von der Ludwig-Maximilian-Universität in München gibt es einen guten Überblick über die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulformen. Eine andere gute Informationsquelle wäre das Kultusministerium. Da gibt es auch jedes Jahr aktualisierte Lehrerbedarfsprognosen. Denn gerade beim Lehramt spielt auch die Überlegung mit, wie die Einstellungsaussichten nach der Ausbildung sind.

studienwahl.de: Was passiert, wenn ein*e Student*in merkt, dass er mit Lehramt die falsche Wahl getroffen hat? Welche Möglichkeiten hat man dann?

Michael Ackermann: Oft ist es nicht die Einsicht, dass man die falsche Wahl getroffen hat, sondern die Erkenntnis, dass die Gesamtnote bei manchen Schulformen wie Realschule und Gymnasium nicht ausreicht, um überhaupt in den Staatsdienst übernommen zu werden. Diese Absolventen müssen Alternativen für sich finden. Da sind der öffentliche Dienst und gerade der Bereich Beratung im Jobcenter ein beliebter Arbeitgeber. Außerdem gibt es auch viele Einstiegsmöglichkeiten vom Kulturbereich, über Jugendämter, bis hin zu fachspezifischen Berufen. Studierende und Absolventen sollten sich deshalb aktiv mit alternativen Berufsperspektiven beschäftigen und dort über Praktika einen Fuß rein bekommen.

Stefan Schmidt: Aus meiner Sicht – als ehemaliger Lehramtsabsolvent – lohnt es sich auf jeden Fall, das Studium zu Ende zu bringen. Der Berufseinstieg ist dann erheblich einfacher, als wenn man mitten im Studium aussteigt. Viele merken oft erst im Referendariat, was der Lehrerberuf alles mit sich bringt.  Es kommt immer wieder vor, dass man während des Studiums feststellt, dass man für den Unterricht mit Schülern nicht bereit ist. Dann gibt es auch die Möglichkeit, an der Uni in der Hochschullehre zu bleiben. Oftmals reicht auch die Gesamtnote nicht für eine Verbeamtung. Dafür wurden vom Kultusministerium mittlerweile viele Sonderprogramme aufgelegt. Für nicht angestellte Lehramtsabsolventen ist das eine herausragende Option. So kann man z.B. vom Gymnasiallehramt auf die Mittelschule umsteigen und im Beruf bleiben – nur in einer anderen Schulform eben.

Beispiele aus der Praxis: Lehramt studieren

studienwahl.de: Welche Möglichkeiten hat man denn, wenn man mit einem Bachelor of Education noch vor dem Referendariat aussteigen möchte?

Stefan Schmidt: Mit einem Bachelor of Education gibt es z.B. die Möglichkeit, einen Einstieg in der Erwachsenenbildung zu finden.

Michael Ackermann: Wichtig ist es dennoch, den Abschluss in irgendeiner Form zu haben, weil die Grundvoraussetzung bei vielen Arbeitgebern sehr oft ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist. Wenn jemand allerdings bereits nach zwei oder drei Semestern merkt, dass das Studium komplett nicht seine Richtung ist, dann sollte man wechseln und sich einen anderen Ausbildungsweg suchen. Aber wenn man kurz vor dem Abschluss steht oder sogar bereits im Referendariat ist, würde ich empfehlen, das Studium trotzdem durchzuziehen und sich mit dem Abschluss dann etwas anderes zu suchen.