Medizin studieren

Aus Leidenschaft in die Medizin

Ein Arm wird in einer OP-Situation am Handgelenk genäht.
Foto: Simone Kessler Simoarts | Beate Blank

Disziplin, Durchhaltevermögen, Empathie und Kommunikationsfähigkeit: Diese Skills und Tugenden benötigt man für das Studium der Humanmedizin – und fürs Berufsleben als Ärztin oder Arzt.

Ein Portraitbild der Studierenden Julia A.
Foto: privat

„Praxis von Anfang an“ – so wirbt die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) für ihren Modellstudiengang ‚HannibaL‘, kurz für Hannoversche integrierte, berufsorientierte und adaptive Lehre. Das Konzept sieht unter anderem einen früheren Kontakt zu Patientinnen und Patienten vor, als dies bei vorherigen Modellen üblich war. „So wird alles greifbarer, man erhält eine bessere Vorstellung davon, wofür man studiert“, findet Julia Alpers, die aktuell im siebten Semester ist. Die Studentin verweist insbesondere auf die ersten zwei Jahre, in denen Studierende in Hannover bereits bei Visiten hospitieren und Einblicke in diagnostische Methoden erhalten. „Wir legen im Wortsinn Hand an, nehmen bei Mitstudierenden körperliche Untersuchungen vor oder führen mit Schauspielpatientinnen und -patienten Anamnese-Gespräche.“

Einen weiteren Vorzug gegenüber eines Regelstudiengangs sieht die 22-Jährige im Prüfungskonzept: Alle Prüfungen der ersten zwei Studienjahre sind staatsexamensäquivalent, das heißt, sie ersetzen das erste Staatsexamen und finden zeitnah zum entsprechenden Fach statt, sodass es am Ende zu keiner riesigen ‚Prüfungswelle‘ kommt. Aus diesen Gründen setzte Julia Alpers die MHH auf Platz 1 bei ihrer Priorisierung, als sie sich um einen Studienplatz für Humanmedizin bewarb.

Bundesweite Studienplatzvergabe für Medizinstudiengänge

Die Bewerbung auf die bundesweit zulassungsbeschränkten Medizinstudiengänge erfolgt online über die Plattform hochschulstart.de. Der oder die Bewerber*in legt dabei eine Reihenfolge der Wunsch-Hochschulen fest.

Mehr zum Bewerbungsverfahren und über die verschiedenen Quoten, die es zu berücksichtigen gibt, erfahren Sie in unseren FAQs „step by step durchs Bewerbungsverfahren“ sowie in der Rubrik „Bewerbung“.

13 der 40 medizinischen Fakultäten in Deutschland bieten inzwischen sogenannte Modell- oder Reformstudiengänge für Humanmedizin an. Anders als bei Regelstudiengängen kann dabei von den Vorgaben der Approbationsordnung für Ärzt*innen abgewichen und etwa die Trennung von vorklinischem und klinischem Studienabschnitt aufgehoben werden. Häufig ist das Studium auch nicht in Semester, sondern in Abschnitte oder Blöcke von mehreren Wochen unterteilt. Jeder Modellstudiengang ist anders, es empfiehlt sich, die Details auf der jeweiligen Hochschulwebseite nachzulesen.

Viele Herausforderungen – im Studium und im Beruf

Ein Portraitfoto von Silvia K.
Foto: Uta Mayer

Was aber bei Regel- und Modellstudiengang gleich ist: Das Studium der Humanmedizin dauert mindestens sechs Jahre und das Lernpensum ist hoch. „Man benötigt Disziplin, Stressresistenz und Durchhaltevermögen“, betont Silvia Klausing, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Süd. Hinzu kommt noch eine mindestens fünfjährige Weiterbildung zum/zur Facharzt bzw. Fachärztin. Doch Silvia Klausing macht Mut: Man solle sich nicht von äußeren Umständen abschrecken lassen, sondern „mit Willenskraft und Leidenschaft“ seinen Weg gehen.

Das gelte auch für das anspruchs- und verantwortungsvolle Berufsleben als Ärztin bzw. Arzt. Die Arbeitsbedingungen sind meist mental und körperlich herausfordernd: In einer Klinik wird in Schichten gearbeitet, es gibt Wochenend- und Nachtdienste und man muss mit Überstunden rechnen, etwa wenn Notfälle reinkommen.

Dort wie auch in einer Praxis hat man es mit unterschiedlichsten Menschen mit verschiedenen Beschwerden, Bedürfnissen und Bildungshintergründen zu tun. Das erfordere ein hohes Maß an Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Resilienz: „Aus Patientensicht sind Ärztinnen und Ärzte Seelsorger, Problemlöser, Kommunikator und Fürsprecher in Personalunion“, fasst Silvia Klausing zusammen. Sie rät dazu, vor Studienbeginn ein Praktikum zu machen. „Einige Kliniken bieten diese gezielt für Studieninteressierte an.“ Auch ein einschlägiger Freiwilligendienst nach dem Abi bietet sich an. Praktischer Nebeneffekt: Bei der Bewerbung um einen Medizin-Studienplatz kann dieser im Rahmen der Zusätzlichen Eignungsquote geltend gemacht werden. (Weitere Informationen finden Sie im Bereich „Bewerbung“ auf studienwahl.de)

Beispiele aus der Praxis: Medizin studieren

Alternativen zu einem Medizinstudium

Für das Wintersemester 2024/25 haben sich insgesamt 32.966 Interessenten bei hochschulstart.de auf ein Medizinstudium beworben. 10.219 Plätze standen zur Verfügung. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einer Zulassung nicht klappt, ist also relativ hoch. Aber es gibt Alternativen: Wer keinen Studienplatz in Deutschland erhält, kann beispielsweise auch im Ausland Medizin studieren, muss dann aber teilweise mit Studiengebühren rechnen.

Zudem führen weitere Studiengänge ins Gesundheitswesen, zum Beispiel Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Hebammenkunde, Pflege(-wissenschaft), Biomedizin, Medizininformatik und -technik sowie Gesundheitsmanagement. Auch das Angebot an Berufsausbildungen in der Branche ist groß. Silvia Klausing verweist zudem auf das Studienfach „Medizinische Assistenz“ bzw. „Physician Assistance“, das dual oder nach einer einschlägigen Berufsausbildung absolviert werden kann.

Weitere Informationen

abi.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit zur beruflichen Orientierung für Abiturient*innen und Studierende.
www.abi.de 

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Hochschulstart

Hochschulstart ist eine Serviceplattform der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH). Die Stiftung koordiniert die Bewerbungen für grundständige Studiengänge und ist zuständig für die Durchführung des Zentralen Vergabeverfahrens (ZV) von bundesweit zulassungsbeschränkten Studienplätzen in den Fächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie.
www.hochschulstart.de

Studiengang HannibaL

Modellstudiengang Humanmedizin der Medizinisches Hochschule Hannover
www.mhh.de/medizinstudium/allgemeine-informationen

Medizinischer Fakultätentag

Verband der Medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Deutschlands.
https://medizinische-fakultaeten.de

Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd)

Die bvmd vertritt mehr als 108.000 Medizinstudierende und bildet den Zusammenschluss von 40 humanmedizinischen Fachschaften in Deutschland.
www.bvmd.de

Bundesärztekammer

Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung.
www.bundesaerztekammer.de

Deutsches Ärzteblatt

Medizinische Fachzeitschrift
www.aerzteblatt.de

Fit für die Medizin der Zukunft

Tipps zum Medizinstudium und für den Umgang mit dem TMS