Anna Oberhauser erhält ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Das hilft der 24-Jährigen beim Absolvieren ihres Studiums – aber nicht nur finanziell. studienwahl.de berichtet sie von ihren Erfahrungen.
An ein Stipendium hatte ich zunächst nicht gedacht. Ehrlich gesagt wusste ich anfangs gar nicht, wie man so etwas beantragen kann. Als ich mit meinem Studium begann, habe ich daher von meinen Eltern Geld erhalten und nebenbei gejobbt. Dann aber brachte mein Freund eines Tages einen Flyer der Studienstiftung des deutschen Volkes mit – und das hat einiges verändert.
Aber fangen wir von vorne an: Ich komme aus Österreich und habe dort 2016 mein Abitur gemacht. Danach habe ich ein Jahr lang einen Europäischen Freiwilligendienst an einer finnischen Grundschule absolviert und bin 2017 nach Thüringen gezogen. Mein Studium: Musikwissenschaften an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar sowie Erziehungswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
In meinem ersten Semester erfuhr ich dann, dass man sich selbst um ein Stipendium bewerben kann und nicht nur von seiner Schule vorgeschlagen werden muss. Das wusste ich bis dahin nicht – auch nicht, dass ich als Österreicherin ein Stipendium der Studienstiftung bekommen kann, was sich nach einer kurzen Recherche herausstellte.
Der erste Schritt war simpel. Bei der Studienstiftung des deutschen Volkes musste ich mich am Ende des ersten Semesters online mit ein paar grundlegenden Angaben anmelden. Wenig später machte ich einen Auswahltest in Berlin. Das war kein Wissenstest, stattdessen ging es eher um Fähigkeiten wie logisches Denken.
An diesen Computertests nehmen jedes Jahr bis zu 1.500 Leute teil. Die besten 30 Prozent davon kommen in die nächste Runde – so wie ich. Für den nächsten Schritt musste ich einige Unterlagen einreichen: mein Schulzeugnis, Bewertungen aus dem Studium sowie einen mehrseitigen, ausformulierten Lebenslauf. Darin habe ich mich mit meinen Interessen und meinem Engagement vorgestellt. In der Schule habe ich zum Beispiel viel Nachhilfe gegeben.
Danach wurde ich zu einem Auswahlwochenende eingeladen. Dort hatte ich zwei Gespräche mit verschiedenen Kommissionsmitgliedern. Außerdem musste ich in einer kleinen Gruppe mit anderen Bewerberinnen und Bewerbern einen siebenminütigen Vortrag zu einem selbst gewählten Thema halten, über den wir anschließend diskutiert haben. Etwa zwei Wochen später bekam ich die Zusage für ein Stipendium.
Alle Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten elternunabhängig eine Monatspauschale von 300 Euro. Zusätzlich kann man Förderung wie beim BAföG bekommen, die sich nach dem Einkommen der Eltern richtet. Insgesamt sind das bei mir rund 900 Euro im Monat. Toll ist, dass ich von dem gesamten Stipendium, anders als beim BAföG, später nichts zurückzahlen muss.
Darüber hinaus ist es nicht nur eine finanzielle Förderung, sondern auch eine ideelle. Wer ein Stipendium erhält, kann nämlich viele Angebote nutzen. Dazu gehören Sprachkurse, die teilweise im Ausland stattfinden und für die man nur sehr wenig bezahlen muss. Außerdem kann man an Wochenendveranstaltungen teilnehmen, etwa zum Thema Berufsorientierung oder Stressmanagement. Auch Auslandsaufenthalte während des Studiums werden gefördert. Ich selbst war für zwei Semester in Wales.
Was man darüber hinaus nicht unterschätzen darf: Bei all diesen Programmen knüpft man unzählige Kontakte. Ich habe viele andere Studierende kennengelernt, auch aus anderen Fachbereichen. So ist ein riesiges Netzwerk entstanden – das ist für mich unbezahlbar.
Ich habe nun gerade mein Bachelorstudium beendet und werde im Herbst meinen Master beginnen, wahrscheinlich im Bereich Bildungswissenschaft. Um mein Stipendium muss ich mir dabei keine Gedanken machen: Das bekomme ich bis zum Ende meines Masterstudiums.