Egal ob man Mathematik, Musik oder Medizin studiert: Über die Finanzierung müssen sich alle Studierenden Gedanken machen. In vielen Fällen helfen die Eltern, unter gewissen Voraussetzungen erhält man BAföG – aber meist ist es ein Mix aus unterschiedlichen Quellen.
Hinweis:
Dieser Text wurde im September 2024 aktualisiert.
Die Corona-Pandemie traf Lisa-Marie Wünsch auch finanziell. Zu Beginn ihres Studiums hatte sie ihr BAföG mit kleinen Nebenjobs aufgestockt. Dann aber brach durch Corona die zusätzliche Einkommensquelle weg und sie musste ihr Erspartes aufbrauchen. „Jetzt bekomme ich das Kindergeld von meinen Eltern, etwas BAföG und bin darüber hinaus auf meine zwei neuen Nebenjobs angewiesen“, sagt die 21-Jährige, die im sechsten Semester Lehramt für Mathematik und Geschichte an der Technischen Universität Braunschweig studiert. Sie gibt Nachhilfe und arbeitet als Studentische Hilfskraft im Dekanat. So kann sie ihre Ausgaben decken.
Pro Monat benötigt sie etwa 500 Euro für ihre Wohnung plus rund 250 Euro für Essen, Handy und weitere Dinge. Hinzu kommen der Semesterbeitrag von 400 Euro sowie die steigenden Lebenshaltungskosten der vergangenen Monate. „Es ist finanziell deutlich enger geworden.“ Das habe sie zu Studienbeginn so nicht erwartet. Dennoch hat sie ihr Ziel weiter fest im Blick: Nach dem Bachelorabschluss 2023 möchte die 21-Jährige noch einen Master dranhängen und hofft, 2025 mit dem Studium fertig zu sein.
Klassische Mischfinanzierung
Matthias Anbuhl | Foto: Kay Herschelmann
Mit der Art ihrer Studienfinanzierung und ihren Sorgen ist Lisa-Marie Wünsch nicht allein. Bei vielen Studierenden sieht es ähnlich aus, wie Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, berichtet. Ihre größten Ausgabenposten sind gemäß aktualisierter Berechnung der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks die Wohnkosten mit durchschnittlich 410 Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für Ernährung (198 Euro) und für Mobilität (89 Euro).
„Die Studienfinanzierung in Deutschland ist eine klassische Mischfinanzierung“, erklärt der Experte. „Die wichtigsten Quellen sind der Elternunterhalt, der Nebenjob und das BAföG. Tatsächlich werden knapp 83 Prozent der Studierenden finanziell von ihren Eltern unterstützt, im Schnitt mit 463 Euro monatlich.“
Sind die Eltern aufgrund eines geringen Einkommens nicht dazu in der Lage, gewährt der Staat eine Ausbildungsförderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). „Knapp zehn Prozent der Studierenden erhalten BAföG, durchschnittlich 582 Euro im Monat“, weiß Matthias Anbuhl.
Außerdem jobben fast zwei Drittel der Studierenden. „68 Prozent sind erwerbstätig und verdienen damit durchschnittlich 516 Euro im Monat.“ Weitere Finanzierungsmöglichkeiten sind Stipendien und Kredite. Laut Matthias Anbuhl bekommen vier Prozent der Studierenden ein Stipendium, im Schnitt mit einer Förderung von 427 Euro.
Diese Zahlen stammen aus der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks. „Wir haben die Zahlen im Jahr 2021 erhoben, aktuellere stehen nicht zur Verfügung“, betont der Fachmann.
Studienanfänger*innen empfiehlt Matthias Anbuhl, sich über die verschiedenen Finanzierungsoptionen zu informieren. „Sinnvoll ist in jedem Fall eine Studienfinanzierungsberatung beim jeweiligen Studierenden- oder Studentenwerk.“
Schnell Hilfe holen
Neben den laufenden Ausgaben können während eines Studiums auch zusätzliche Kosten anfallen, zum Beispiel durch ein Auslandsstudium oder Exkursionen. „Für Erasmus-Studierende gilt in den meisten Fällen, dass sie von etwaigen Studiengebühren vor Ort entbunden sind“, betont Matthias Anbuhl. Generell könne es jedoch sinnvoll sein, für besondere Ausgaben einen Studienkredit zu beanspruchen. „Allerdings am besten im Rahmen einer umfassenden Beratung zur Studienfinanzierung, wie sie die Studenten- oder Studierendenwerke bieten.“
Wenn man während des Studiums dennoch in eine finanziell schwierige Situation gerät, ist es wichtig, sich schnell Hilfe zu holen. Welche Möglichkeiten man dabei hat, darüber informieren die Sozialberatungen der Studierendenwerke. Möglicherweise kann man etwa Überbrückungsdarlehen der Darlehenskassen oder Notfonds der Studierenden- oder Studentenwerke beantragen.