Fast alle großen politischen Parteien sowie Kirchen und Gewerkschaften unterhalten Stiftungen, die Stipendien oder Beihilfen zum Studium gewähren. Daneben gibt es auch von der Wirtschaft oder anderen privaten Organisationen getragene Stipendien, die z.T. durch öffentliche Mittel aufgestockt werden. Und auch durch einzelne öffentliche Arbeitgeber werden Stipendien für die Nachwuchsgewinnung vergeben.
Foto: Hans-Martin Issler / Bundesagentur für Arbeit
Insgesamt fördern allein mehr als 2.500 Stipendiengeber und Förderprogramme Studierende auf verschiedene Weise. Neben finanzieller Hilfe werden die Studierenden z.T. auch ideell unterstützt, etwa durch Seminare oder Workshops oder durch die Betreuung von Mentor*innen.
Es gibt Stipendien, die hochschul-, fachrichtungs- oder auch konfessionsgebunden sind, Stipendien für Auslandsstudien deutscher Studierender und für ausländische Studierende in Deutschland sowie Stipendien für bestimmte Zielgruppen wie etwa Studierende mit Behinderungen oder Geflüchtete.
Insgesamt werden etwa fünf Prozent der Studierenden durch ein Stipendium gefördert.
Deutschlandstipendium
Begabte und gesellschaftlich engagierte Studierende können mit dem Deutschlandstipendium gefördert werden. Die teilnehmenden Hochschulen vergeben Stipendien in Höhe von 300 Euro monatlich. 150 Euro davon erhalten die Hochschulen durch private Mittelgeber (z.B. Alumni, Stiftungen und Unternehmen), die anderen 150 Euro stellt der Bund zur Verfügung. Die einkommensunabhängige Förderung umfasst mindestens zwei Semester und maximal die Regelstudienzeit. Interessierte bewerben sich direkt bei den anbietenden Hochschulen. Im Jahr 2022 haben laut Statistischem Bundesamt insgesamt 30.500 Studierende ein Deutschlandstipendium erhalten, das sind ein Prozent aller Studierender.
Das Aufstiegsstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) richtet sich an engagierte, hochmotivierte und besonders talentierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder Aufstiegsfortbildung und mindestens zwei Jahren Praxiserfahrung. Das Stipendium soll einen zusätzlichen Anreiz zur Aufnahme eines Studiums schaffen. Gefördert wird ein Erststudium in Vollzeit oder berufsbegleitend an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule. Mit der Vergabe der Stipendien ist die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) beauftragt.
Das Programm Weiterbildungsstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt junge berufliche Talente bei der zusätzlichen beruflichen Qualifizierung im Anschluss an den erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung. Das Stipendium fördert fachliche Weiterbildungen, zum Beispiel zum*zur Techniker*in, zum*zur Handwerksmeister*in oder zum*zur Fachwirt*in, aber auch fachübergreifende Weiterbildungen wie EDV-Kurse oder Intensivsprachkurse sowie berufsbegleitende Studiengänge, die auf die Ausbildung oder Berufstätigkeit aufbauen.
Etwa ein Prozent der Studierenden erhält ein Stipendium von einem der vom BMBF unterstützten Begabtenförderungswerke, die sich in der „Arbeitsgemeinschaft der Begabtenförderungswerke“ zusammengeschlossen haben. Gefördert werden besonders befähigte und gesellschaftlich engagierte Studierende und Promovierende. Im Jahr 2021 erhielten rund 32.300 Studierende ein Stipendium.
Die Förderung der individuell ausgewählten Studierenden orientiert sich am BAföG und wird abhängig vom eigenen Einkommen und Vermögen sowie vom Einkommen der Eltern gewährt. Außerdem wird eine einkommensunabhängige Studienkostenpauschale gewährt. Ein Rechtsanspruch auf Förderung besteht nicht.
Teilweise haben die Stiftungen an den Hochschulen Vertrauensdozent*innen, die Sie über die Bedingungen eines Stipendiums informieren.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die Begabtenförderungswerke, die zu den wichtigsten bundesweit tätigen Stipendiengebern gehören. Sie fördern deutsche, unter bestimmten Voraussetzungen auch Studierende ausländischer Nationalität.
Kriterien: Förderung von muslimischen Studierenden und Promovierenden aller Fachrichtungen an staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen; überdurchschnittliche schulische bzw. akademische Leistungen, soziales Engagement; Selbstbewerbung mit überzeugender Begründung.
Kriterien: Förderung von katholischen Studierenden und Promovierenden aller Fachrichtungen und Hochschulen; hervorragende Leistungen im Studium, Engagement in der Kirche/für den Glauben, Bereitschaft zur Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung; Selbstbewerbung möglich
Kriterien: Förderung von jüdischen Studierenden und Promovierenden aller Fachrichtungen an staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen; überdurchschnittliche Schul- und Studienleistungen, gesellschaftlicher Einsatz, etwa in jüdischen Gemeinden, im sozialen Bereich, in der Jugendarbeit oder in studentischen Organisationen; Selbstbewerbung
Kriterien: Förderung von evangelischen Studierenden aus Deutschland und der EU in allen Fächern, überdurchschnittliche Leistungen in Schule oder Studium, Bereitschaft zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Selbstbewerbung; daneben gibt es ein Vorschlagsrecht (z.B. durch evangelische Schulen, Vertrauensdozent*innen).
Kriterien: Engagement für die Gesellschaft, Identifikation mit den Werten der Sozialen Demokratie und überdurchschnittliche Leistungen. Gefördert werden deutsche und ausländische Studierende aller Fachrichtungen an Fachhochschulen und Universitäten sowie Graduierte. Besonders willkommen sind Bewerbungen von Menschen, die als Erste aus ihrer Familie studieren, sowie von Menschen aus Zuwandererfamilien, Frauen, Studierenden an FHs und der MINT-Fächer; Online-Selbstbewerbung.
Kriterien: Gefördert werden deutsche und ausländische Studierende und Doktoranden an Hochschulen und Universitäten, die durch Persönlichkeit, Engagement und überdurchschnittliche Leistungen in Schule und Studium überzeugen – insbesondere auch Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Kernaufgabe ist die Förderung des liberalen akademischen Nachwuchses; Selbstbewerbung.
Kriterien: Gewerkschaftliches und/oder gesellschaftspolitisches Engagement; die „Böckler-Aktion-Bildung“ richtet sich an begabte junge Menschen aus Familien, die sich ein Studium nicht leisten können; gewerkschaftlicher Vorschlag oder Vorschlag der Stipendiatengruppen, auch Selbstbewerbung.
Kriterien: Überdurchschnittliche Schul- und Studienleistungen, aktives Engagement in politischen, kirchlichen und sozialen Einrichtungen und Organisationen, staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein und politische Aufgeschlossenheit, christlich-soziale Grundeinstellung, Selbstbewerbung; Schwerpunktförderung Journalismus.
Kriterien: Begabte deutsche und ausländische Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen, besondere Berücksichtigung u.a. von Frauen, Studierenden mit Migrationshintergrund oder aus nicht-akademischem Elternhaus; überdurchschnittliche wissenschaftliche Leistungen, gesellschaftspolitisches Engagement und eine aktive Auseinandersetzung mit den Grundwerten der Grünen-Stiftung; Selbstbewerbung.
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Begabtenförderung und Kultur
Kriterien: Begabte deutsche und ausländische Studierende und Promovierende, die Leistungsbereitschaft, persönliche Integrität, gesellschaftliches oder politisches Engagement zeigen. Die Stiftung orientiert sich an christlich-demokratischen Wert- und Ordnungsvorstellungen, studienbegleitendes Sonderprogramm. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat auch eine eigene journalistische Nachwuchsförderung.
Kriterien: Hohe fachliche Leistungen, politisches und gesellschaftliches Engagement, bei vergleichbaren Leistungen besonders gefördert werden sozial Bedürftige, Frauen und Menschen mit Behinderungen; Selbstbewerbung.
Kriterien: Richtet sich an leistungsstarke, engagierte Studierende und Promovierende mit Gemeinsinn und Unternehmer*innengeist; gefördert werden alle Fachrichtungen; spezielle Förderung für Lehramtsstudierende; Selbstbewerbung.
Kriterien: Überdurchschnittliche Leistungen, gesellschaftspolitisches und soziales Engagement; Vorschlag durch Schulleiter*innen oder Hochschullehrer*innen; Selbstbewerbung für Studierende im ersten und zweiten Semester an Universitäten und Fachhochschulen in Verbindung mit einem Studierfähigkeitstest.
Kriterien: Förderung von Athlet*innen, die zu einem Bundeskader eines Spitzenverbandes gehören sowie von Schüler*innen in Sport-Internaten. Die unterschiedlichen Förderarten orientieren sich an Leistungskriterien, sportfachlich bedingten Aufwänden sowie an der sozialen Situation der Sportler*innen.
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) e.V.
Kriterien: Studienaufenthalt im Ausland. In der Stipendiendatenbank können Sie nach einem passenden Stipendium suchen und erfahren dann auch, welche Regelungen für das entsprechende Programm gelten.
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
Kriterien: Durch Stipendien fördert die Bundeswehr verschiedene ingenieurwissenschaftliche Bachelor- und Masterstudiengänge. Voraussetzung für eine Förderung ist, dass der Studiengang einem relevanten wehrtechnischen Fachgebiet zugeordnet werden kann. Nach Abschluss des Studiums ist die Übernahme als Beamt*in in die Laufbahn des gehobenen oder höheren technischen Verwaltungsdienstes der Wehrverwaltung des Bundes vorgesehen(siehe hierzu auch Wehrverwaltung).
Kriterien: Eine Bewerbung wird ab dem 3. Semester empfohlen. Von den Studienstipendiaten wird Eigeninitiative, Leistungsmotivation und soziales Engagement erwartet. Ergänzt wird die finanzielle Förderung um ein ideelles Förderangebot, z.B. Mentoring, Seminare und Workshops.