Orientierung

Testverfahren zur Studienwahl

Ein junger Mann sitzt auf einer blauen Couch und hält ein Tablet in seinen Händen. Er hat ein Bein auf das andere gelegt und blickt lächelnd in die Kamera.
Foto: Julien Fertl | Bundesagentur für Arbeit

Fast ein Drittel aller Studierenden bricht laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung das Studium vorzeitig ab. (Freiwillige) Testverfahren zur Studienwahl können dem Abbruch entgegenwirken und vorab bei der Orientierung helfen.

Ein Test zur Selbsteinschätzung als Zulassungsvoraussetzung ist an vielen Hochschulen keine Seltenheit mehr. So war es auch bei Nina Braun. Sie studiert Technik-Kommunikation mit der technischen Disziplin Maschinenbau an der RWTH Aachen. Um ins erste Semester starten zu können, benötigte sie den Nachweis von Self-Assessments in beiden Bereichen. „Für die Bewerbung war dies noch nicht nötig, doch später dann für die Einschreibung. Um nicht unter Zeitdruck zu geraten, habe ich die Tests frühzeitig gemacht, nachdem ich die Zusage für den Platz bekommen hatte.“ Sie meldete sich auf der eigens hierfür eingerichteten Homepage an und erfuhr, dass circa 60 Minuten für jeden Test einzuplanen waren.

Beispiele aus der Praxis: Testverfahren zur Studienwahl
Ein Porträt-Foto von Nina B.
Foto: privat

Am Ende erhielt Nina Braun eine Auswertung, die ihr zeigte, wie sie im Vergleich zu anderen Teilnehmer*innen abgeschnitten hatte. „Im Bereich Logik des maschinenbautechnischen Tests waren meine Ergebnisse zum Beispiel relativ gut, beim räumlichen Vorstellungsvermögen war ich eher so im Mittelfeld – das hätte ich nicht unbedingt so erwartet.“ So haben ihr die Tests dann auch dabei geholfen, sich selbst einzuschätzen und somit ihren Zweck erfüllt.

„Die Self-Assessments sollen einem zeigen, wo man steht. Daher ist in der Bescheinigung auch keine Punktzahl angegeben, sondern nur eine Bestätigung, dass man den Test absolviert hat. Ich wusste nun außerdem, worauf ich im Studium besonders achten und wo ich meine Kenntnisse noch etwas auffrischen sollte“, berichtet die Studentin, die inzwischen im vierten Bachelorsemester angekommen ist.

Passt das Studienfach zu mir?

Wer wie Nina Braun bereits eine genaue Vorstellung hat, was er gerne studieren möchte, aber nicht sicher ist, ob der gewählte Studiengang wirklich passt, für den ist ein fachspezifisches Self-Assessment das Richtige – auch wenn es nicht von der Hochschule verlangt wird.

Ein Porträt-Foto von Claudia F.
Foto: privat

„Bei diesen Tests wird die Frage beantwortet, inwiefern die eigenen Interessen und Fähigkeiten zum konkret gewählten Studiengang passen und ob die Vorstellungen vom Studium realistisch sind“, erklärt Claudia Fichtner, Studien- und Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Bonn. Diesen „Realitäts-Check“ haben die Hochschulen entwickelt, um einer unpassenden Studienwahl vorzubeugen. Die angehenden Studierenden beweisen so, dass sie sich eingehend mit dem entsprechenden Studiengang befasst haben. Entsprechende Online-Self-Assessments sind unter osa-portal.de zu finden. Die Möglichkeit zur Überprüfung der Studiengangswahl bieten auch einzelne Berufsbereiche auf ihren Homepages, etwa die Landespolizeien und die Deutsche Flugsicherung.

Um die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Studienabschlusses in einem bestimmten Studienfeld zu klären, kann man auch einen kostenlosen Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) beim Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit absolvieren. Diese gibt es für die Studienfelder Naturwissenschaften, Ingenieur­wissenschaften, Informatik/Mathematik, Wirtschafts­wissenschaften, Rechtswissenschaften und für die sprach­wissenschaftlichen Studienfächer.

Frühzeitige Orientierungsmöglichkeit

Aber was macht man, wenn man noch keine Idee hat, in welche Richtung es mal gehen soll? Bei der Fülle an Studienangeboten ist es nicht leicht, das passende Studienfach zu finden. Auch bei der Selbsterkundung, also der Frage „Was passt zu mir?“ helfen Tests. Es gibt unterschiedliche solcher fachübergreifenden Tests und in manchen Bundesländern, etwa in Baden-Württemberg, ist ein solcher Test vor der Aufnahme eines Studiums sogar verpflichtend.

Zu den kostenlosen Tests, die Antworten auf die Frage „Welche Studiengänge passen zu meinen Fähigkeiten, Interessen und Eigenschaften?“ bieten, gehören etwa Check-U - das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit, was-studiere-ich.de des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der Studium-Interessen-Test (SIT) von der Hochschulrektorenkonferenz und ZEIT online oder borakel.de, ein Test der Ruhr-Universität Bochum.

„Für alle Tests gilt, dass die Fragen wahrheitsgemäß und nicht wunschgemäß beantwortet und konzentriert bearbeitet werden sollten“, weiß Claudia Fichtner. „Über die im Ergebnis vorgeschlagenen und interessant erscheinenden Studiengänge kann man sich dann im BERUFENET, bei BERUFE.TV und auf den Homepages der jeweiligen Hochschulen informieren“, ergänzt die Beraterin. „Dort gibt es jeweils Informationen über die Studieninhalte und die sich daraus ergebenden späteren Tätigkeitsfelder. Im undurchdringlich wirkenden Dschungel an Studienmöglichkeiten können Testverfahren zur Studienorientierung also eine echte Hilfe sein – wenn man auf seriöse Angebote setzt und sie richtig nutzt. So kann man im besten Fall eine Bestätigung der eigenen Erwartungen finden – oder erhält ganz neue Ideen und Alternativen.“

Weitere Informationen

abi.de

Im abi» Portal findest du ein Übersicht über zahlreiche Testverfahren:
https://abi.de/orientieren/was-will-ich-was-kann-ich/testverfahren

Check-U

Das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit:
check-u.de

OSA-Portal

Das unabhängige Vergleichsportal für Online Self Assessments zur Studienorientierung.
www.osa-portal.de

Career Counselling for Teachers (CCT)

BORAKEL

Ein kostenloses Testangebot der Ruhr-Universität Bochum
www.ruhr-uni-bochum.de/borakel/

Studium-Interessentest

Online-Selbsttest der Hochschulrektorenkonferenz und ZEIT online
www.hochschulkompass.de/studium-interessentest.html

Was-studiere-ich.de

Selbsttest des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
www.was-studiere-ich.de

Hochschulkompass

Infoportal der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu deutschen Hochschulen, deren Studien- und Promotionsmöglichkeiten sowie internationale Kooperationen.
www.hochschulkompass.de