Fremdsprachen studieren

Japanologie: Mehr als nur Japanisch

Nachaufnahme eines geöffneten Wörterbuches mit japanischen Schriftzeichen, dem Wort in arabischen Buchstaben und deutscher Übersetzung.
Jens Oellermann | Bundesagentur für Arbeit

Fremdsprachen zu studieren ist für Leon Wiggenhauser (23) vielmehr als nur Grammatik pauken und Vokabeln lernen. Sein Japanologie-Studium führte ihn hautnah an das Land heran und belohnte ihn mit einem tiefen Verständnis für Landsleute und die japanische Kultur.

Ein Porträt-Foto von Leon W.
Foto: Doshisha Universität Kyoto

„Schon als Kind fand ich Samurai cooler als europäische Ritter“, gesteht Leon Wiggenhauser. Das war wohl der Ursprung für sein Interesse gegenüber dem Land im fernen Osten. Auch die sportlichen Hobbys wie Judo und Karate sowie die Vorliebe für japanische Pop-Kultur verstärkten seine Bindung zu Japan, die ihn nach dem Abitur zum Studium der Japanologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen führte. Heute rät der gebürtige Bonner dazu, im Studium seinen Interessen zu folgen. Er selbst hat seinen Bachelor im Hauptfach Japanologie bei null begonnen und konnte im Gegensatz zu seinem Nebenfach Anglistik/Amerikanistik keinerlei Sprachkenntnisse vorweisen.

Sprachkenntnisse direkt in Japan anwenden

„Die ersten drei Semester waren hart“, erinnert sich Leon Wiggenhauser. „Ein Europäer braucht eine Menge Zeit und Arbeit, um in der japanischen Sprache und vor allem der Schrift durchzusteigen.“ Mittlerweile steht er im 9. Semester kurz vor seinem Bachelorabschluss. Die ersten eineinhalb Jahre seines Studiums waren von täglichen Sprachkursen geprägt. Eine große Motivation dahinter war, die erworbenen Kenntnisse im vierten und fünften Semester an der japanischen Partneruniversität in Kyoto anwenden zu können. Um das integrierte Auslandsjahr in Japan zu ermöglichen, sind im vierjährigen Bachelor Japanologie an der Uni Tübingen statt der üblichen sechs Semester acht vorgesehen. „Der Aufenthalt in Japan eröffnet einen komplett neuen kulturellen Horizont, was einen großen Einfluss auf die persönliche Entwicklung hat“, schwärmt Leon Wiggenhauser. Die Zeit in Japan hat ihm so gut gefallen, dass er an sein Auslandsjahr noch ein Praktikum in einem traditionellen Hotel in Kyoto anhängte, um auch die Arbeitswelt im Gastland kennenzulernen.

Tiefe Einblicke in die japanische Kultur und Gesellschaft

Zurück in Deutschland legte sich der Studienfokus in den letzten drei Semestern auf das wissenschaftliche Arbeiten. Aus einem breiten Kursangebot zu Themen rund um Japan wie die „Entwicklung der japanischen Gleichberechtigungsdebatte“ oder den „Grundlagen der japanischen Erzählforschung“ sowie der „Digitalisierung der japanischen Gesellschaft“ spezialisierte sich Leon Wiggenhauser auf den Buddhismus in Japan. Darüber schreibt der 23-Jährige auch seine Bachelorarbeit. Danach will er sich für den Master in Japanologie bewerben. Statt später in die Forschung zu gehen, möchte er sein Wissen am liebsten im dokumentarischen Bereich einsetzen und sich als Japan-Experte selbstständig machen. 

Kulturaustausch in Zeiten der Globalisierung fördern

Sollte es mit der Selbstständigkeit nicht klappen, macht sich der 23-Jährige keine Sorgen über seine berufliche Zukunft. „Japan ist immer noch die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und sowohl japanische Unternehmen in Deutschland als auch deutsche in Japan sind auf interkulturelle Experten angewiesen.“ Um mit dem Japanologie-Abschluss einen passenden Job zu finden, wie etwa im Auswärtigen Amt, als Übersetzer*in, im Verlagswesen oder auch in der Wirtschaft, sollte man laut Leon Wiggenhauser schon während des Studiums viel Eigeninitiative zeigen und jede Gelegenheit nutzen, praktische Erfahrungen zu sammeln.

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