Breitgefächerte Interessen können die Entscheidung für ein Studienfach erschweren. Doch kann es immer nur die eine Lösung geben? Schnittstellenstudiengänge zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Inhalte mehrerer Fächer kombinieren und so verschiedene Interessen vereinen können.
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„Die Mischung aus Wirtschaft und Psychologie finde ich besonders spannend, weil es in Unternehmen immer auch um psychologische Aspekte geht“, erklärt Emelie (21). Sie studiert im fünften Semester Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Schmalkalden. Rund ein Drittel ihres Studiums besteht aus wirtschaftlichen Inhalten, zwei Drittel aus psychologischen. In Fächern wie Konsumentenpsychologie oder Verhaltensökonomik werden beide Bereiche kombiniert. „Mir gefällt an dem Studium vor allem, dass Psychologie anwendungsbezogen gelehrt wird“, sagt die 21-Jährige. „Ich denke, man kann mit diesem kombinierten Wissen Menschen besser helfen und verstehen als mit einem rein betriebswirtschaftlichen Studium.“
Komplexes besser verstehen
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Schnittstellenstudiengänge, bei denen zwei, drei oder mehr Fächer interdisziplinär vermittelt werden, sind im Trend. „Klassiker wie Wirtschaftspsychologie oder Medizintechnik gibt es schon länger“, weiß Stefan Reimann, Berufs- und Studienberater an der Agentur für Arbeit Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Relativ neu sind Angebote aus dem Managementbereich, zum Beispiel Gesundheits- oder Sozialmanagement.“ Der Vorteil von solchen Schnittstellenstudiengängen ist vor allem der Blick über den Tellerrand: „In einer Welt, die sich immer schneller und stärker verändert, ist es wichtig, nicht nur in seinem eigenen Fach zu verweilen, sondern auch mal um die Ecke zu schauen, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen“, weiß der Experte.
Eine Führungskraft in einem Krankenhaus, die Gesundheitsmanagement studiert hat, kann ihre Arbeit besser verrichten, wenn sie weiß, was Pfleger*innen und Ärzt*innen beschäftigt. Eine Programmiererin, die Bioinformatik studiert hat, kann Anwendungen für Medizinunternehmen besser programmieren, wenn sie sich auch mit biochemischen Prozessen und biologischen Daten auskennt. Wer das Fach „Interdisziplinäre Naturwissenschaften“ studiert, bei dem Biologie, Chemie, Informatik, Physik und Mathematik miteinander kombiniert werden, kann zum Beispiel die Zusammenhänge des Klimawandels besser verstehen.
Beispiele aus der Praxis: Schnittstellenstudiengänge
„Viele Schülerinnen und Schüler sind vielseitig interessiert. Was liegt da näher, als mehrere Fächer in einem Schnittstellenstudiengang zu studieren?“, erklärt Stefan Reimann. Neben den interdisziplinären Studiengängen gibt es an zahlreichen Hochschulen Angebote für einen Zwei-Fach-Bachelor. Dabei studiert man entweder zwei gleichwertige Hauptfächer oder ein Haupt- und ein Nebenfach. Der Arbeitsaufwand ist der gleiche wie bei einem Bachelorstudium mit nur einem Fach. Zahlreiche Fächerkombinationen sind hier möglich, oft sind es geisteswissenschaftliche Fächer. Informationen dazu finden sich auf den jeweiligen Hochschulseiten. „Hier wie auch bei den interdisziplinären Schnittstellenstudiengängen sollte man sich gut informieren, ob die Schwerpunkte so liegen, dass sie zu den eigenen Vorstellungen passen“, betont der Berufs- und Studienberater.
Da die meisten Schnittstellenstudiengänge sehr praxisbezogen sind, werden sie oft eher an Fachhochschulen als an Universitäten angeboten. Aber auch an Universitäten lässt sich sicher die eine oder andere interessante Kombination finden. „Für Unternehmen sind Absolventen von Schnittstellenstudiengängen sehr interessant“, weiß Stefan Reimann. „Denn sie wissen, wie man verschiedene Abteilungen zusammenbringt und gemeinsam erfolgreich an Projekten arbeitet.“
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