Lust auf Marketing, Handel oder internationale Beziehungen? Das Studienfeld Wirtschaftswissenschaften bietet vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven.
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Amélie Leuthner hätte sich gut vorstellen können, Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Als sie dann aber als Schülerpraktikantin bei Siemens die Möglichkeit bekam, eine Mitarbeiterin im Projektmanagement zu begleiten und zu unterstützen, stand ihre Entscheidung fest. Die Arbeit machte ihr so großen Spaß, dass sie in einem BWL-Studium das Handwerkszeug für eine solche Tätigkeit erlernen wollte. „Ich kann mit diesem Abschluss in jedem Unternehmen arbeiten – und bin auch für die Selbstständigkeit gerüstet“, ist die 19-Jährige überzeugt. (Mehr dazu lesen Sie in der Reportage „Einen Betrieb von innen verstehen“.)
Die Wirtschaftswissenschaften gehören zu den beliebtesten Studienfeldern, mehr als 500.000 Studierende haben 2023 ihr Studium in diesem Feld abgeschlossen. In den vergangenen 25 Jahren ist die Zahl der Studienfänger*innen von 230.670 auf 405.000 gestiegen. Das zeigt die Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamts. Eine Suche nach dem Stichwort „Wirtschaft“ im Portal hochschulkompass.de bringt über 3.000 Treffer an grundständigen und weiterführenden Studiengängen – von Abfallwirtschaft bis Zukunftsökonomie.
Wirtschaft breit oder spezialisiert studieren
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Wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge beschäftigen sich mit Gebieten wie Betriebswirtschaftslehre (BWL), Volkswirtschaftslehre (VWL), Rechnungswesen, Steuern, Controlling, Wirtschaftsmathematik, Recht, Unternehmertum, Personalwirtschaft, Prozessmanagement, Marketing und Medien. „Mithilfe von statistischen Analysen, mathematischen Modellen und Fallstudien untersuchen die Studierenden zum Beispiel, wie Unternehmen effizient arbeiten können“, erklärt Janine Berger, Studienberaterin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW).
Während die BWL den Fokus auf das einzelne Unternehmen legt, hat die VWL die gesamte Volkswirtschaft und den Staat im Blick. Es gibt innerhalb der Bachelor- und Masterstudiengänge sowohl vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten als auch spezialisierte Studienprogramme. „Studierende können sich auf einen Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften wie Controlling oder Logistik spezialisieren oder den Fokus zum Beispiel auf eine bestimmte Branche wie Banken, Versicherungen, Handel, Industrie oder Tourismus richten“, sagt Janine Berger. „Sie können sich aber beispielsweise auch darauf konzentrieren, Antworten auf aktuell diskutierte Megatrends wie Digitalisierung, Data Science, KI oder das nachhaltige Denken und Wirtschaften zu finden.“
Weitere Gebiete der Wirtschaftswissenschaften mit Schnittmengen zu anderen Disziplinen sind die Wirtschaftsgeographie oder die Wirtschaftspsychologie oder das zwischen Wirtschaft und Technik angesiedelte Wirtschaftsingenieurwesen. Duale Studiengänge bieten wiederum die Chance, die theoretischen Inhalte der Hochschule während der Praxis- oder Ausbildungsphasen direkt in einem Unternehmen anzuwenden – und finanzieren gleichzeitig die Studienzeit.
Beispiele aus der Praxis: Wirtschaftswissenschaften studieren
Die Wirtschaft agiert international und auch darauf reagieren die Hochschulen mit ihrem Studienangebot. Kurzzeitaufenthalte wie Summer Schools oder Praktika sind ebenso möglich wie Auslandssemester. Wer gerne Fremdsprachen spricht und den Blick über den Tellerrand richten möchte, kann den Fokus auf internationale Studiengänge richten. Sogenannte Double-Degree-Programme bieten den Studierenden zudem die Möglichkeit, einen deutschen Abschluss und einen Abschluss aus dem Land der Partnerhochschule zu erwerben.
Die Bereitschaft, sich mit der Fremdsprache Englisch zu beschäftigen, ist in allen wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen wichtig, erklärt Michael Hümmer, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Fürth. Ebenso sollten sich Interessierte nicht vor Zahlen scheuen – auch wenn zum Beispiel in Tätigkeitsbereichen der Wirtschaftspsychologie der Fokus auf Kommunikation und der Arbeit mit Menschen liegt. „Wer in der Schule Schwierigkeiten in diesem Bereich hatte, muss dafür im Studium natürlich ein größeres Zeitinvestment einplanen“, gibt er zu bedenken.
Die Arbeitsmarktperspektiven für Absolvent*innen der Wirtschaftswissenschaften schätzt Michael Hümmer gut ein: Die Studierendenzahlen steigen zwar, aber die Arbeitslosenquote ist konstant niedrig.
Weitere Informationen
BERUFENET
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In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. www.arbeitsagentur.de/studiensuche