Überblick

Chemie, Pharmazie

Entwickelt die Industrie neue Kunststoffe, Pflanzenschutzmittel oder Medikamente, stammen die Grundlagen aus der chemisch-pharmazeutischen Forschung. Die klassische Chemie hingegen hat den Aufbau, die Eigenschaften, die Zusammensetzung und die Umwandlung von Stoffen allgemein zum Inhalt.

Das Studienfeld im Überblick

Eine Hand mit einem violetten Einmalhandschuh entnimmt einer größeren Mengen von Ampullen eine Ampulle mit der Aufschrift
Foto: Rita Eggstein | Bundesagentur für Arbeit

Chemiker*innen beschäftigen sich mit dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung von Stoffen. Dabei analysieren sie die Zusammensetzung unterschiedlicher Verbindungen, um durch Synthese neue, nicht natürlich vorkommende Stoffe herzustellen. Die klassische Chemie widmet sich organischen oder anorganischen Verbindungen sowie Phänomenen, die der Chemie zugrunde liegen, etwa der Thermodynamik oder dem Ablauf chemischer Reaktionen. Die makromolekulare Chemie (Polymer-Chemie) befasst sich mit der Synthese neuer Kunststoffe.

Im Anwendungsbereich ist die Chemie essenziell etwa in der Pharmazie, der Lebensmittelchemie oder der Chemieindustrie.

Studienangebot

Studiengänge rund um Chemie lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

  • Studiengänge der klassischen Chemie vermitteln wissenschaftliches und praktisches Wissen, um chemische Stoffe zu untersuchen. Eine mögliche Spezialisierung ist etwa die Molekular- oder die Polymer-Chemie.
  • Die angewandte Chemie macht wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Chemie für viele Bereiche menschlicher Lebensbedürfnisse nutzbar. Dies geschieht durch die Entwicklung von Methoden zur industriellen Herstellung von Kunststoffen und Kunstfasern, mineralischen Düngern oder Schädlingsbekämpfungsmitteln. Hier gibt es zahlreiche Übergänge zur Verfahrenstechnik bzw. zur Chemietechnik.
  • Die Pharmazie beschäftigt sich mit Arzneimitteln und Medizinprodukten, deren Entwicklung, Herstellung, Prüfung und Qualitätssicherung. Außerdem geht es um Maßnahmen zum Schutz der Patient*innen und zur Versorgung der Bevölkerung sowie um sachgerechte Information für die am Gesundheitswesen Beteiligten. Auch kaufmännische und rechtliche Aspekte sind in das Studium einbezogen. Erst nach Ablegen der Pharmazeutischen Prüfung dürfen Pharmazie-Absolvent*innen als Apotheker*innen tätig sein. Es gibt aber auch grundständige Pharmazie-Studiengänge, die nicht auf die Pharmazeutische Prüfung (Staatsexamen) hinführen. Die Pharmatechnik dagegen befasst sich mit der Herstellung von Arzneimitteln.
  • Gegenstand der Lebensmittelchemie sind Lebensmittel und ihre Inhaltsstoffe. Analysiert werden diese hinsichtlich der Zusammensetzung, Veränderung bei Lagerung und Verarbeitung. Daneben werden auch physikalische Eigenschaften, beispielsweise Farbe oder Konsistenz, geprüft. Die Lebensmittelchemie beschäftigt sich außerdem mit Zusatzstoffen, Tabakerzeugnissen, kosmetischen Erzeugnissen sowie mit Lebensmittelverpackungen. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Lebensmitteltechnologie, die sich mit technischen Verfahren zur Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln befasst. Der eigenständige universitäre Studiengang Lebensmittelchemie schließt entweder mit dem ersten Staatsexamen oder mit Bachelor und Master ab. Wer den Titel „Staatlich geprüfte*r Lebensmittelchemiker*in“ tragen will, muss nach dem Praktischen Jahr das zweite Staatsexamen ablegen. Daneben gibt es die Möglichkeit, Lebensmittelchemie als Schwerpunkt im Rahmen der Studiengänge Chemie oder Pharmazie zu studieren.
  • Chemie spielt auch in vielen Schnittstellenstudiengängen eine tragende Rolle. Darunter fällt z.B. die Biochemie, die einen Übergang von organischer Chemie zur Biologie bildet, die Geochemie, die sich mit der Chemie des Bodens und der Erdoberfläche beschäftigt, oder die pharmazeutische Chemie. Ein weiterer Teilbereich ist die (Öko-)Toxikologie, die sich mit den Auswirkungen verschiedener Stoffe auf die belebte Umwelt befasst. Weitere Fachrichtungen sind die Agro-, Bau-, Nuklear-, Elektro-, Textil- oder Waschmittelchemie. Die Chemieingenieurwissenschaften kombinieren naturwissenschaftliches und technisches Wissen. Ein weiterer Schnittstellenstudiengang ist die Wirtschaftschemie, die zwischen der Chemie und den Wirtschaftswissenschaften angesiedelt ist.

Während beim Universitätsstudium die wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden der Chemie in der Forschung und Entwicklung im Vordergrund stehen, befähigen die stärker technisch ausgerichteten und anwendungsbezogenen Chemie-Studiengänge an Fachhochschulen zur Mitarbeit im Labor sowie im produktions- und betriebstechnischen Bereich.

Inhalte des Studiums

Im Bachelorstudium Chemie vermitteln Module eine Basisausbildung in Fächern wie: allgemeine, organische, anorganische und physikalische Chemie sowie analytische Chemie. Hinzu kommen Mathematik und Physik für Chemiker*innen (z.B. Experimentalphysik), technische Chemie, Biochemie, makromolekulare Chemie und theoretische Chemie, Toxikologie, spektroskopische Methoden, Sicherheit und Recht. Die Schwerpunktsetzung erfolgt entsprechend den fachlichen Interessen, z.B. in theoretischer Chemie, Biochemie, Qualitätssicherung, Radiochemie, Umwelt- oder Wasserchemie oder aus dem Lehrangebot anderer Fachbereiche wie der Materialforschung, der Strukturbiologie oder Chemieinformation. Fachübergreifende Module gibt es zu Themen wie Ethik, Fremdsprachen, Betriebswirtschaft und Patentrecht.

Im Masterstudium erfolgt eine Profilbildung durch Wahlmodule oder Schwerpunktbildung in den Kernfächern (anorganische, organische, physikalische Chemie), darüber hinaus theoretische Chemie, Biochemie, Umweltchemie/Umwelttechnologie, Anlagentechnik, Polymerchemie, chemische/biologische Verfahrenstechnik, Textilchemie, Nuklearchemie, Materialwissenschaften oder Wirtschaftschemie.

Im Pharmazie-Studium werden Grundlagen der Chemie, der pharmazeutischen Biologie, der Humanbiologie, der Physik, der physikalischen Chemie, der Arzneiformenlehre sowie der pharmazeutischen Analytik vermittelt. Im Grundstudium ist während der veranstaltungsfreien Zeiten eine Famulatur von acht Wochen unter Leitung eines*einer Apotheker*in zu absolvieren, die auf je vier Wochen aufgeteilt werden kann. Der erste und zweite Prüfungsabschnitt der Pharmazeutischen Prüfung werden während des Hochschulstudiums absolviert. Der dritte ist nach Abschluss der praktischen Ausbildung abzulegen.

Studierende der Pharmatechnik erwerben fachübergreifende Kenntnisse in Chemie und Pharmakologie, in Biologie und Pharmazeutischer Technologie. Dazu kommen ingenieurwissenschaftliche Studieninhalte wie Betriebs- und Maschinentechnik sowie rechtliche und betriebswirtschaftliche Fächer.

Der Studiengang Lebensmittelchemie hat eine starke analytische Ausprägung und berücksichtigt auch botanische und mikrobiologische Methoden sowie lebensmittelrechtliche Aspekte. Studierende müssen häufig ein Laborpraktikum während des Studiums absolvieren.

Zulassungskriterien & Studienbewerbung

Die meisten Bachelorstudiengänge im Bereich Chemie sind zulassungsfrei. Einige Hochschulen verlangen ein mehrwöchiges, einschlägiges Praktikum vor dem Studium. Der Pharmazie-Studiengang, der mit der Pharmazeutischen Prüfung (Staatsexamen) abschließt, ist dagegen bundesweit zulassungsbeschränkt. Hier erfolgt die Bewerbung über das Bewerbungsportal von hochschulstart.de.

Berufsmöglichkeiten nach dem Studium

Chemiker*innen arbeiten in erster Linie in Forschungsabteilungen der chemischen Industrie, bei Herstellern von Farben und Lacken, in der pharmazeutischen und Kosmetikindustrie sowie bei Herstellern von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Darüber hinaus finden sie Beschäftigung bei Klebstoffherstellern, Herstellern von Wasch- und Reinigungsmitteln, von Brandschutzmitteln, in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie und der Baustoff- und Zementindustrie. Auch Betriebe anderer Industriezweige kommen infrage, insbesondere die Papier-, Glas-, Keramik-, Mineralöl-, Galvanoindustrie u. ä. Weitere mögliche Arbeitgeber sind Hersteller von Laborbedarfsartikeln, Hochschulen und Forschungsinstitute sowie chemische Untersuchungsämter. Auch bei Behörden, die mit dem Vollzug umweltgesetzlicher Vorschriften befasst sind, gibt es Arbeitsmöglichkeiten. Viele Chemiker*innen arbeiten freiberuflich als Gutachter*innen, Sachverständige und in beratender Funktion.

Tätigkeitsfelder von Apotheker*innen sind insbesondere öffentliche Apotheken, Krankenhausapotheken, Krankenkassen sowie die Pharmaindustrie. Zunehmend kommen für Pharmazeut*innen auch Unternehmen als Arbeitgeber infrage, die sich mit der bio- und gentechnologisch basierten Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln befassen. Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es zudem in Behörden, Institutionen und Verwaltungen, wie der Europäischen Kommission, dem Europarat oder der Weltgesundheitsorganisation. Darüber hinaus gibt es Betätigungsfelder in der Wissenschaft, in medizinischen Laboren, im Fachjournalismus und im Bereich der Unternehmensberatung.

Lebensmittelchemiker*innen arbeiten hauptsächlich im Bereich der amtlichen Lebensmittelüberwachung, in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, der Kosmetikindustrie sowie in der Lebensmittelforschung. Daneben gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten bei landwirtschaftlichen Forschungsanstalten und als vereidigte Sachverständige.

Übrigens: Der größte Teil der Chemiker*innen mit Masterabschluss schließt unmittelbar an das Studium die Promotion an, die insbesondere in Industrie und Forschung erwartet wird.

Video: Studium der Chemie

Video: Studiengang Pharmazie

Weitere Informationen

Chemie studieren

Informationsportal der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh):
www.chemie-studieren.de

Chemistry Views

Hier finden sich ein Fachbereichs- und ein Fachinformationsführer (kommentierte Sammlung ausgewählter und von Experten evaluierter digitaler Informationsquellen; Sprache: Englisch).
www.chemistryviews.org

ISA

Das Informationssystem Studienwahl & Arbeitsmarkt der Universität Duisburg-Essen gibt Informationen zur Entwicklung in den einzelnen Studienbereichen und Teilarbeitsmärkten.
www.uni-due.de/isa

Approbationsordnung für Apotheker

vom 19. Juli 1989, BGBl. I S. 1489, zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 2. August 2013 (BGBl. I S. 3005), siehe: www.gesetze-im-internet.de/aappo

ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände