An seiner Studienwahl zu zweifeln, ist kein Makel. Vor allem in den ersten Semestern sind sich viele unsicher, ob sie die richtige Wahl getroffen haben. Für alle, die Zweifel haben und über einen Studienumstieg nachdenken, gibt es zahlreiche Beratungsstellen – und einige Alternativen.
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„Nach dem Abitur hatte ich keine Ahnung, was ich studieren wollte“, erinnert sich Chrissi Kalaitzakis. Auch nach einem Jahr als Au-pair in den USA war sie mit ihrer Entscheidung nicht weitergekommen. „Also wählte ich spontan den Doppelstudiengang Informatik und Druck- und Medientechnik an der Universität Wuppertal.“ Schnell wurde Chrissi Kalaitzakis aber klar: Informatik war einfach nicht ihr Fach. Sie bewarb sich für Mediendesign, eine zweite mögliche Kombination mit dem Studiengang Druck- und Medientechnik, wurde aber nicht angenommen. „Schließlich wählte ich Wirtschaftswissenschaften, die dritte mögliche Option für den Doppelstudiengang. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mittlerweile einen Master in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen habe.“
An ihr Gefühl, an der Studienwahl zu zweifeln, erinnert sich die Studentin gut: „Ich fühlte mich stark unter Druck gesetzt: Mein Abitur schien mir schon so lange her, und alle anderen waren im Studium schon so viel weiter als ich.“ Im Nachhinein weiß sie, dass sie sich damals zu viele Gedanken gemacht hat: „Ein verlorenes Jahr macht überhaupt keinen Unterschied, wenn man noch so viele Berufsjahre vor sich hat“, sagt sie. Auch wenn Freunde und Familie sie in der schwierigen Zeit unterstützt haben, hätte sie gerne mit jemandem gesprochen, der ihr einen guten fachlichen Rat gibt. Leider wusste sie damals noch nicht, dass es für genau solche Fragen Studienberater*innen, Berufsberater*innen der Bundesagentur für Arbeit und andere Anlaufstellen gibt, die einem weiterhelfen. Heute arbeitet die 25-Jährige als studentische Hilfskraft bei der Zentralen Studienberatung der Universität Wuppertal und zeigt auf Social Media, welche Unterstützung Studierende unter anderem beim Zweifel am Studium erhalten können.
Ihre Vorgesetzte Jennifer Abels kann auf einige Jahre Erfahrung in der Beratung zweifelnder Studierender zurückblicken. Die Studienberaterin aus Wuppertal nennt einige Gründe für Studienzweifel: „Die einen haben Lernprobleme, bei den anderen entsprechen die Erwartungen ans Studium nicht der Realität und manche können sich nicht mit den Berufsaussichten identifizieren.“
Bei nicht wenigen Zweifler*innen folgt dann tatsächlich ein Studienabbruch: Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) ermittelte für den Absolvent*innenjahrgang 2020 eine Studienabbruchquote von 28 Prozent. Überdurchschnittlich oft wurden Studiengänge der Mathematik, der Natur- und der Geisteswissenschaften abgebrochen, während die Zahlen in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie in den Lehramtsstudiengängen unter dem Durchschnitt blieben. „In den MINT-Fächern sind viele nicht glücklich, weil sie an der Schule nur wenig mit Technik zu tun hatten und daher falsche Vorstellungen vom Studium mitbringen“, vermutet Jennifer Abels.
Beratungsangebote und Anlaufstellen für Studienzweifler*innen
Jennifer Abels weiß aber auch: Vielen Betroffenen hilft es bereits, in der Beratung zu hören, dass solche Zweifel normal sind und sie nicht die Einzigen sind, die sich so fühlen. „Viele glauben, sie wären gescheitert“, sagt Jennifer Abels. Dabei gibt es für so gut wie jeden Fall eine Lösung: Ein Wechsel des Studienfachs oder der Hochschule, eine Ausbildung, ein duales Studium oder ein Direkteinstieg sind mögliche Alternativen zum aktuellen Studienfach. „Was davon passt, ist individuell unterschiedlich. Das müssen wir zusammen mit den Ratsuchenden herausarbeiten.“
Neben der Studienberatung gibt es noch weitere Anlaufstellen für Studienzweifler*innen. Hilfe bieten zum Beispiel auch die Studienfachberatungen, Gespräche mit Dozierenden, die Fachschaft, Mentor*innen- oder Tutor*innenprogramme, Sozialberatung, Psychologische Beratung, eine Orientierungsberatung der Agenturen für Arbeit oder das BAföG-Amt. „Die Studienberatung ist eine gute erste Kontaktstelle, weil sie eng mit den anderen Anlaufstellen vernetzt ist“, sagt Jennifer Abels. Ihr wichtigster Tipp: „Nicht zu lange mit der Suche nach Unterstützung warten, damit schnell eine Lösung gefunden werden kann und der oder die Studierende wieder mit seiner Wahl glücklich ist.“