Die Informatik ist sowohl eine Grundlagenwissenschaft als auch eine Ingenieurdisziplin. Sie liefert die theoretischen und methodischen Voraussetzungen, mit denen technische Lösungen geschaffen, IT-Systeme gebaut und Produktinnovationen hergestellt werden können.
Das Studienfeld im Überblick
Foto: Martin Rehm | Bundesagentur für Arbeit
Als Grundlagenwissenschaft ist die Informatik eng mit mathematischen Modellen verbunden. Als Ingenieurdisziplin hat sie starken Bezug zur Elektrotechnik/Elektronik und beschäftigt sich mit technischen und organisatorischen Problemen bei der Entwicklung und Anwendung informationsverarbeitender Systeme.
Das Studienfeld erforscht zum einen die Informationsverarbeitung, zum anderen die Anwendung von Informationstechnologien (IT). Das heißt, die Informatik formuliert durch Abstraktion und Modellbildung allgemeine Gesetzmäßigkeiten. Daraus entwickelt sie (Standard-)Lösungen für die Praxis, z.B. bei der Bewältigung großer Daten- und Informationsmengen und der Steuerung komplexer Produktionsabläufe.
Das anwendungsorientierte Informatikstudium befähigt dazu, Modelle zur Beschreibung komplexer Systeme zu entwickeln, die wesentlichen Einflussgrößen zu erkennen, für Detailprobleme algorithmische Lösungen zu finden und Anwendungssysteme zu entwickeln. Das erfordert analytische Fähigkeiten und fundierte Kenntnisse leistungsfähiger Programmiermethoden, ein breites Portfolio an Begriffen, Modellen und Verfahren aus Mathematik, Logik und auch theoretischer Informatik sowie Grundkenntnisse über den logischen und technischen Aufbau von Datenverarbeitungsanlagen bzw. Computern.
Die extrem hohe Innovationsgeschwindigkeit in der IT verlangt die ständige Anpassung der Kenntnisse sowie eine verstärkte Spezialisierung. Eine immer größere Rolle spielt zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI), die spätestens seit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT bereits jetzt im Alltag präsent ist. In Zukunft wird dieser Bereich durch neue Anwendungen aber noch viele Veränderungen mit sich bringen.
Studienangebot
Die Informatik teilt sich in vier Bereiche auf, die sich auch im Studienangebot widerspiegeln:
Die Theoretische Informatik beschäftigt sich mit den abstrakten, mathematischen Grundlagen dieser Wissenschaft. Sie untersucht, was berechnet werden kann, wie Algorithmen gestaltet und formuliert werden können (z.B. Programmiersprachen). Entsprechende Studiengänge sind die Informatik, die Datenwissenschaften (Data Science) oder die Computervisualistik.
In der Technischen oder Ingenieurinformatik geht es insbesondere um die theoretischen Hintergründe und die Hardware, also etwa um die Herstellung und Architektur von Mikroprozessoren, Rechnern, eingebetteten Systemen sowie um ihre Steuerungssoftware. Die Computational Engineering Science beschäftigt sich dabei vor allem mit Computersimulationen
Das tatsächliche Programmieren und die Softwareentwicklung erlernen Studierende in der Praktischen Informatik. Die entsprechenden Studiengänge heißen häufig „Angewandte Informatik“ oder „Allgemeine Informatik“.
Im Bereich der Angewandten Informatik finden sich auch Studiengänge mit Spezialisierung wie Mensch-Maschine-Kommunikation, IT-Sicherheit oder IT-Management sowie Schnittstellenstudiengänge. Zu letzteren zählen etwa Bioinformatik, Medieninformatik, Medizinische Informatik, Rechnergesteuerte Naturwissenschaften (Computational Science) oder Umweltinformatik. Der junge Studiengang Mensch-Technik-Interaktion, Interfacedesign beschäftigt sich mit der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie dem Benutzererlebnis.
Inhalte des Studiums
Im Grundlagenstudium (Bachelor) stehen Module zu den Kernbereichen der Informatik und den mathematischen Grundlagen im Vordergrund. Dazu zählen: Analysis, Lineare Algebra, Logik, Grundlagen der Stochastik und Statistik, Algorithmik, Datenstrukturen und Theoretische Informatik. In den eher anwendungsorientierten Studiengängen kommen weitere Module hinzu, wie Programmieren und Softwaretechnik, Technische Informatik, Betriebssysteme und Netzwerke, Datenbanken, Rechnerarchitektur, IT-Sicherheit sowie Software-Engineering, Angewandte Informatik, Angewandte Analysis, elektrotechnische Grundlagen, Kommunikation, Digitaltechnik, Mikroprozessortechnik, Compilerbau oder Verteilte Informationssysteme.
Zusätzlich gibt es ein Praxissemester, Projektarbeiten (auch als Betriebspraktikum) sowie überfachliche Lehrveranstaltungen, z.B. Gründung und Führung softwareorientierter Unternehmen.
Im Master erfolgt eine Vertiefung der erworbenen Kenntnisse oder eine Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche. Infrage kommt auch eine Profilbildung durch die Wahl von Nebenfächern, z.B. Physik, Mathematik, Bioinformatik, Medizin, Maschinenbau, Betriebswirtschaft, Linguistik, Wirtschaftswissenschaften. Anwendungsorientierte Schwerpunkte sind etwa Softwaretechnik, Kommunikationstechnik, Bildverarbeitung, Datenbanksysteme, Signalverarbeitung, Simulation, Parallele und Verteilte Systeme, Medizinische Informatik, Robotik und Prozessinformatik.
Zulassungskriterien & Studienbewerbung
Rund zwei Drittel der Bachelorstudiengänge im Fachbereich Informatik sind zulassungsfrei. An manchen Hochschulen ist je nach schulischer/beruflicher Vorbildung ein mehrwöchiges Vorpraktikum Pflicht.
Berufsmöglichkeiten nach dem Studium
Informatiker*innen arbeiten vor allem bei Unternehmen der Datenverarbeitungs-/Computertechnik (Hardware und Software), bei Herstellern von Systemen der Informations- und Telekommunikationstechnik (IT-Systemen), bei Unternehmen, die Systeme und Dienstleistungen der Informations- und Telekommunikationstechnik anbieten, z.B. bei System- und Softwarehäusern, datenverarbeitenden Beratungsunternehmen sowie in informationstechnischen Abteilungen von datenverarbeitenden Anwenderbetrieben, also in den IT-Abteilungen jeder Branche. Tätigkeitsfelder gibt es auch im öffentlichen Dienst.
Die Absolvent*innen übernehmen Aufgaben in unterschiedlichsten Bereichen, z.B. in Forschung und Entwicklung, bei der Produktionsplanung und -steuerung, der Betriebsorganisation und der Administration von Netzwerken und Datenbanken. Daneben spielen sie zunehmend im Gesundheitswesen (E-Health) und in der Verwaltung (E-Government) sowie in der Sicherheitstechnik (IT-Security) eine Rolle. Da sich die Informatik ständig weiterentwickelt, entstehen immer wieder neue berufliche Einsatzmöglichkeiten. Neu dazu kamen in den vergangenen Jahren beispielsweise Scrum Master, Chatbot- oder Blockchain-Entwickler*innen.