Die Voraussetzungen für den Au-pair-Aufenthalt in Irland waren in meinem Fall ein Mindestalter von 16 Jahren, Sprachkenntnisse auf dem Level B1, ein Mindestaufenthalt von vier Wochen sowie ausreichender Versicherungsschutz und gegebenenfalls Visa. Und ganz wichtig: Reiterfahrung. Meine Gastfamilie hatte einen Pferdehof und die Gastkinder sind selbst viel geritten, daher war es für sie wichtig, dass ihr Au-pair bereits Erfahrung im Umgang mit Pferden mitbringt. Bis auf die Auslandsversicherung und eine Vermittlungsgebühr von 1.600 Euro an die Agentur musste ich mir um die finanzielle Seite meines Au-pair-Aufenthaltes wenig Gedanken machen: Für Unterkunft und Verpflegung war gesorgt, zudem erhielt ich ein wöchentliches Taschengeld von meiner Gastfamilie. Gespart habe ich davon allerdings nichts, da ich in dieser Zeit auch gereist bin und mich zum Beispiel mit Freundinnen für einen Mädels-Trip in London verabredet hatte.
Leben und lernen auf der grünen Insel
Nach dem Abitur zog es Anna Ohnesorge (19) nach Irland: Sie verbrachte neun Monate bei ihrer Gastfamilie mit vier Kindern, Milchkuhbetrieb und Pferdehof. Hier erzählt sie von dieser Erfahrung.
Auch wenn ich schon relativ lange wusste, dass ich nach meinem Abitur nicht direkt ins Studium starten wollte, war ich mir lange nicht sicher, wie ich diese Zwischenzeit überbrücken sollte. Klar war, dass ich nicht völlig alleine in einem fremden Land sein wollte und meine Sprachkenntnisse beschränkten sich auf Englisch. Mein Fazit: Ich brauche eine feste Arbeit in einem englischsprachigen Land, am besten mit Familienanschluss. Alles in allem ziemlich genau die Beschreibung für einen Au-pair-Job im Ausland. Ein ganzes Jahr lang nur auf Kinder aufzupassen, erschien mir jedoch ziemlich langweilig.
Nach etwas Suchen habe ich schließlich eine Agentur gefunden, die neben reiner Au-pair-Arbeit Platzierungen in landwirtschaftliche Betriebe vermittelt. Nachdem ich im April 2023 meine Bewerbung abgeschickt hatte, verbrachte ich die erste Hälfte des Sommers mit Warten. Nach zwei Monaten bekam ich dann endlich ein Angebot: Eine Familie mit vier Kindern, Pferdehof und einem Milchkuhbetrieb suchte ein Au-pair. Ich sollte bei den Pferden und bei der Kinderbetreuung mithelfen.
Von der Bewerbung bis zur Vermittlung
Über sich selbst hinauswachsen
Ich bin ehrlich: Den Arbeitsalltag als Au-pair hatte ich mir entspannt vorgestellt. Rückblickend kann ich sagen, dass so ziemlich das Gegenteil der Fall war. Ich habe zuvor noch nie so viel gearbeitet. Die Arbeit mit den Kindern hat mir total viel Spaß gemacht, war aber auch psychisch herausfordernd, weil man sehr viel Verantwortung trägt, besonders wenn die Kinder noch relativ klein sind. Was man auf jeden Fall bedenken muss, ist, dass man nur bedingt geregelte Arbeitszeiten hat. Dadurch, dass ich im selben Haus wie meine Gastfamilie gewohnt habe, war ich natürlich auch außerhalb meiner Arbeitszeiten da und habe dann eben abends Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen oder am Wochenende die Wäsche gewaschen.
Zum Ausgleich hatte ich unter der Woche immer mal freie Zeit. Man muss also schon relativ flexibel sein und daran denken, dass es ein sehr ausgeprägtes Prinzip des Gebens und Nehmens ist. Gleichzeitig macht das für mich den Reiz dieser Arbeit aus: Durch diese Rücksicht aufeinander wächst man total zusammen und baut sehr enge Bindungen auf. Ich bin durch meine Zeit als Au-pair auf jeden Fall viel verantwortungsbewusster geworden, habe gelernt, mich selbst zu organisieren und mit Herausforderungen umzugehen. Eigenschaften, die für mein jetziges Jurastudium ganz praktisch sind.