Studieren im öffentlichen Dienst

Arbeiten im Interesse der Allgemeinheit

Der öffentliche Dienst ist für viele junge Menschen ein attraktives Arbeitsumfeld: Arbeitsplatzsicherheit, gute Absicherung in allen Lebensphasen, aber auch abwechslungsreiche Aufgaben zeichnen den Bereich aus.

Foto: Bundesagentur für Arbeit
Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Schreibtisch und unterhalten sich.

Als Schüler konnte sich Johannes Graf noch nicht vorstellen, später mal Beamter zu werden. Nun, mit 21 Jahren, studiert er an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit in Wiesbaden „Public Administration“ für den gehobenen Dienst in der allgemeinen Verwaltung. „Ich bin Praktiker, daher war das duale Studium eine gute Wahl, und die Aufgaben bei meinem Dienstherrn, der Oberfinanzdirektion Frankfurt, finde ich auch sehr interessant.“

Nach einem Bewerbungstest und einem Vorstellungsgespräch bekam Johannes Graf die Zusage. Seitdem wechselt der Beamte auf Widerruf alle drei bis fünf Monate zwischen Theorie- und Praxisphasen. „Rund die Hälfte meines Studiums besteht aus juristischen Inhalten: Verwaltungsrecht, Sozialrecht und Dienstrecht. Der Rest ist BWL, VWL, Sozialwissenschaften und Personalmanagement.“ Im fünften Semester können die Studierenden Wahlmodule belegen. Johannes Graf entschied sich unter anderem für Schwerbehindertenrecht, Politik, Führungskompetenzen, Berufsbeamtentum im Wandel der Zeit sowie Gesundheit in der Verwaltung.

„In den Praxisphasen war ich bislang in der allgemeinen Verwaltung im Referat Aus- und Fortbildung eingesetzt und im Bereich Finanzen bei Haushalt und Controlling.“ Hinzu kam eine Praxisphase mit verschiedenen Bereichen, darunter das Justiziariat und die interne Kommunikation. Derzeit schreibt der Student seine Bachelorarbeit und ist im Referat Fiskalerbschaften im Einsatz. Hier beschäftigt er sich mit Fällen, in denen keine gesetzlichen Erben vorhanden sind und somit der Staat erbberechtigt wird. Am Ende des Studiums erfolgt die Einarbeitung in die Abteilung, in der Johannes Graf nach Studienabschluss arbeiten wird.

  • Johannes Graf studiert an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit in Wiesbaden „Public Administration“

    Ich bin Praktiker, daher war das duale Studium eine gute Wahl.

    Johannes Graf, Student im Studiengang „Public Administration“
  • Martina Jacobs, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Essen

    Die Bandbreite ist groß. Im Grunde gehören alle Behörden zum öffentlichen Dienst.

    Martina Jacobs, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Essen

Verbeamtet oder angestellt?

Die Oberfinanzdirektion ist nur eine von vielen Möglichkeiten, im öffentlichen Dienst zu arbeiten. „Die Bandbreite ist groß. Im Grunde gehören alle Behörden zum öffentlichen Dienst: von kommunalen Einrichtungen wie den Stadtverwaltungen bis zu Behörden auf Landesebene, etwa die Landespolizei, und auf Bundesebene, beispielsweise der Zoll oder die Rentenversicherung“, erklärt Martina Jacobs, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Essen. Zusammenfassend gilt: Im öffentlichen Dienst werden hoheitsrechtliche Befugnisse ausgeübt, bei denen der Staat im Interesse der Allgemeinheit in die Rechte Einzelner eingreifen muss.

Im Jahr 2022 waren in Deutschland insgesamt rund 5,2 Millionen Frauen und Männer im öffentlichen Dienst beschäftigt. Nicht alle davon sind verbeamtet. „Rund zwei Drittel sind Angestellte, die – im Gegensatz zu ihren verbeamteten Kolleg*innen – wie in der Privatwirtschaft sozialversicherungspflichtig tarifbeschäftigt sind“, erläutert Martina Jacobs. Bei Beamt*innen sind die Gehälter festgelegt, sie genießen eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und erhalten im Alter eine Pension, die in der Regel höher ist als die Leistungen der Rentenversicherung.

Beispiele aus der Praxis: Studieren im öffentlichen Dienst

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Studienmöglichkeiten für den öffentlichen Dienst

Zahlreiche Studiengänge führen in den öffentlichen Dienst. „Viele Verwaltungen bieten eigene duale Studiengänge an, darunter zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit oder die Justiz- und Finanzverwaltungen“, sagt Martina Jacobs. Aber auch Absolvent*innen allgemeiner Studiengänge wie Jura, Informatik, Ingenieurwissenschaften, BWL, Sozialwissenschaften oder Medizin sind in Behörden gefragt.

Für Abiturient*innen sind grundsätzlich vier Laufbahnen interessant: der gehobene nichttechnische Dienst, der gehobene technische Dienst, der höhere nichttechnische Dienst sowie der höhere technische Dienst. Die Ausbildung für den gehobenen nichttechnischen Dienst erfolgt im Rahmen sogenannter Vorbereitungsdienste, also einem Bachelorstudium etwa an einer Fachhochschule für Verwaltung. Für den gehobenen technischen Dienst sowie für den höheren (technischen und nichttechnischen) Dienst braucht man in der Regel ein abgeschlossenes Studium auf Masterniveau in der entsprechenden Fachrichtung.

Stand: 09.07.2025