Orientierungsstudium

Das richtige Studienfach zu finden ist gar nicht so einfach. Ein Orientierungsstudium bietet die Möglichkeit, unverbindlich ein oder zwei Semester in verschiedene Studiengänge reinzuschnuppern. Wie das genau funktioniert und was die Vorteile davon sind, fragt studienwahl Studierende und Dozierende des Orientierungsstudiums O-MINT.

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(Wir sehen Bilder von Computertechnik.)

(Eine junge Frau läuft eine Treppe hinab.)

Anna: Hi, ich bin die Anna. Ich bin 19 Jahre, mittlerweile im zweiten Semester an der Technischen Hochschule in Nürnberg und zwar im Orientierungsstudium.

Max: Servus, ich bin der Max. Ich bin 20 Jahre alt und ich mache im zweiten Semester das Orientierungsstudium Ohm MINT.

Johannes: Hi, ich bin der Johannes. Ich mache aktuell das Orientierungsstudium an der TH Nürnberg.

Studienwahl: Studieren vor dem eigentlichen Studium? Wie das geht, fragt Studienwahl an der Technischen Hochschule Nürnberg.

(Die Professorin betritt den Raum.)

Areti Papastavrou: Mein Name ist Areti Papastavrou, ich bin Professorin an der Fakultät für Maschinenbau und Versorgungstechnik und ich lehre in der Mathematik und in der Mechanik. Und vor fünf Jahren kam die Idee auf, ein Studienangebot für Studieninteressierte zu kreieren, das die Möglichkeit bietet, einfach rauszufinden: welches Studium, welcher Studiengang ist denn der passende für die entsprechende Person?

(Einblicke in das Open Lab der TH Nürnberg, wir sehen zum Beispiel einen 3D-Drucker)

Studienwahl: Für die meisten verläuft der Weg ins Studium so: Schulabschluss machen, für ein Studienfach entscheiden und los. Aber wie funktioniert das bei einem Orientierungsstudium?

Areti Papastavrou: Das Orientierungsstudium ist ein Semester. Es ist ein relativ kurzes Studium, das natürlich zu keinem Abschluss führt, aber eben die Möglichkeit bietet, aus einem großen Katalog von Modulen aus den regulären Studiengängen zu wählen und diese ganz normal eigentlich zu studieren und dort auch Prüfungen abzulegen. 

(Areti Papastavrou unterhält sich vor dem Uni Gebäude mit ihren Studierenden.)

Areti Papastavrou: Das heißt, man kann das Studieren probieren und mit den regulären Studierenden zusammen das erleben und sich dann ein Bild davon machen, welcher Studiengang, welche Richtung ist denn die richtige, um dann vielleicht anschließend das entsprechende Fachstudium aufzunehmen. 

(Anna, Max und Johannes betreten einen Seminarraum und richten ihre Arbeitsplätze ein.)

Max: Nach dem Abitur war ich mir auch nicht ganz sicher, was ich jetzt machen will und war da noch ein bisschen unschlüssig, hatte aber eigentlich Interesse an so was ingenieurwissenschaftlichen und war mir da aber nicht ganz sicher, ob das dann auch wirklich mir liegen wird oder ob es mir nicht zu schwer ist. Man sagt ja auch immer, dass es anspruchsvoll auf jeden Fall ist. Und deswegen habe ich mich hierfür entschieden, dass ich einfach mal unverbindlich ausprobieren kann. Ein ingenieurwissenschaftlicher Studiengang, ob der mir einfach liegt.

Anna: Nach meinem Fachabitur an der FOS wusste ich nicht so ganz, ob ich lieber studieren will oder eine Ausbildung machen will. Und das fand ich eigentlich eine gute Möglichkeit, das herauszufinden und auch das Fachliche, einfach welchen Fachbereich ich gerne machen möchte, eher technisch oder sozial. Und das hat mir die Möglichkeit gegeben, einfach sich ein paar, also zwei Semester, zu orientieren, zu schauen, was passt mir, was liegt mir mehr. Und dahingehend eben rauszufinden, was man am Ende machen möchte. 

(Wir sehen Anna in der Bibliothek.)

Anna: Man muss sich eigentlich wie bei jedem anderen Studium online bewerben. Ich habe öfters mal mit dem Büro telefoniert, weil ich dann doch in den einen oder anderen Sachen einfach sehr unsicher war, einfach weil es auch das erste Mal war. Was muss man alles angeben, wo muss man darauf achten? Und dadurch bin ich dann aber sicherer geworden. Die haben mir dann auch immer ein paar Tipps gegeben. Ja, deswegen eigentlich ganz einfach. Man kriegt auch sehr viel Hilfe.

(Johannes betritt einen Aufenthaltsraum und setzt sich auf ein Sofa.)

Johannes: Ich habe mich für das Orientierungsstudium entschieden, weil ich nach dem Abi noch nicht so ganz sicher war, was ich denn jetzt machen will, ob ich studieren will, was ich studieren will. Und dann war ich bei einem Berufsberater, der kam zu uns in die Schule und der hat mich dann darauf hingewiesen, dass ich an der TH Nürnberg dieses Orientierungsstudium machen kann und da mal so ein bisschen schnuppern kann. Und das war dann genau das Richtige für mich. Die Bewerbung, die habe ich selber gemacht, die lief auch online ab, vollständig. Also man musste keinen Brief schicken oder so oder nirgendwo hingehen. Einfach auf die Webseite, dann da den Lebenslauf hochladen, Abiturzeugnis und solche Sachen. Und dann ging das eigentlich recht unkompliziert.

(Die drei Studierenden treffen sich an der TH.)

Studienwahl: Den Hochschulalltag erleben Studierende eines Orientierungsstudiums jenseits von strengen Fächergrenzen.

Johannes: Also ich komme eigentlich jeden Tag in die Uni, meistens um acht, manchmal aber auch später. Und dann kann ich wie jeder andere Student auch an den Vorlesungen teilnehmen und entsprechend in den Gebieten, die mich interessieren, also bei mir die Richtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik.

Max: Es ist ja beim Ohm MINT Studium so dass man ja quasi selber wählt, wie viel man studiert, was man studiert und je nachdem kann halt die Diskrepanz größer sein zwischen dem, was man selbst macht und was die regulär Studierenden machen.

Areti Papastavrou: Also Unterschiede zwischen Studierenden in den Fachstudiengängen und Orientierungsstudierenden erkennen wir eigentlich nicht in der Lehre, weil die bilden zusammen Gruppen und gehen dort gemeinsam durch die Lehre und von daher merkt man eigentlich da keine Unterschiede. Eher dann in den ersten Semestern von den Fachstudiengängen. Da fallen uns schon die Orientierungsstudierenden mitunter auf, weil die einfach ganz gut schon wissen, was sie tun, das Studieren kennengelernt haben und da besser organisiert sind als so manche, die ganz frisch kommen.

Studienwahl: Anders als in regulären Studiengängen ist das Ziel hier kein Abschluss, sondern einfach Orientierung.

(Weitere Einblicke in das Open Lab.)

Johannes: Ja, also ich habe jetzt gemerkt, dass die Richtung Elektrotechnik mich am meisten interessiert und ich habe mich jetzt dann für ein duales Studium, Elektro und Informationstechnik bei Siemens beworben.

Max: Also mein Ziel nach dem O-MINT Studium ist auf jeden Fall weiter zu studieren. Wahrscheinlich werde ich dann mit Maschinenbau weitermachen, aber ich habe mich noch nicht ganz letztendlich entschieden, quasi. Aber ich werde auf jeden Fall weitermachen.

Anna: Also ich würde auf jeden Fall super gerne weiterstudieren, weil mir dann das Studieren doch sehr gefallen hat. Dann möchte ich eher was, was den sozialen Bereich und den technischen Bereich quasi irgendwie überschneidet, was das halt irgendwie zusammenführt und zwar angewandte Psychologie. Das vereinigt so ein bisschen das Technische und das Soziale. Und das ist so mein Ziel danach.

(Wir sehen hier einen Dozenten mit den Studierenden in einem Seminar.)

Areti Papastavrou: Also der große Vorteil eines Orientierungsstudiums ist eigentlich, regulär zu studieren, also wirklich alles mitzunehmen, was das Studierendenleben ausmacht. Auch Angebote wie Bibliothek, Mensa, Arbeitsgruppen, Chor, Orchester oder dergleichen. Und für sich selbst festzustellen: Welcher Studiengang ist denn der für mich passende? Ist es Maschinenbau, ist es Elektrotechnik, ist es Medizintechnik? Oder vielleicht doch soziale Arbeit? Oder will ich vielleicht auch gar nicht studieren? Und die Chance ist, man kann das ein Semester machen und man kann dann auch noch mal ein zweites Semester machen. Man kann auch ein Semester dazwischen nutzen, um Praktika zu machen. Man ist noch nicht im regulären Fachstudium drin, wo man Prüfungen ablegen muss. Und wenn man im Orientierungsstudium schon Prüfungen abgelegt hat, erfolgreich, dann kann man sich die sogar anrechnen lassen. Das heißt, man spart so ein bisschen Arbeit im ersten Fachsemester, wenn es passt, und kann sich auf andere Dinge intensiver konzentrieren oder vielleicht auch ein bisschen mehr Freizeit haben.

(Abspann: Redaktion: Hannah Perleth, Realisation: Christiane Specht; Meramo Verlag GmbH (c) 6/2025 im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit; Transkript: hp/ab)

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Stand: 09.07.2025