Freiwilliges Engagement neben dem Studium lohnt sich: Für die Gesellschaft, aber auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung und das spätere Berufsleben. Studienwahl.de zeigt einige Beispiele auf.
Foto: Markus Karas
Anna-Sophia Majewska hat die Junge Tafel Bremen gegründet, um junge Ehrenamtliche für die Tafel zu gewinnen. Eines der nächsten Ziele der Einrichtung ist ein Lieferservice für mobilitätseingeschränkte Menschen. Das bestellte Cargo-Bike ist bereits eingetroffen, jetzt müssen Routen und Einsätze geplant werden. Das übernimmt die 21-Jährige, die die Hilfsorganisation, die deutschlandweit Lebensmittel an armutsbetroffene Menschen ausgibt, seit 2020 unterstützt. Jede freie Minute, die ihr ihr Doppelstudium an der Universität Bremen lässt, steckt sie in ihre zahlreichen ehrenamtlichen Aufgaben. Religions- und Politikwissenschaft sowie ein grundständiges Lehramtsstudium meistert sie parallel. So erwirbt sie auf verschiedenen Ebenen Wissen, Menschenkenntnis und (Lebens-)Erfahrung – Kompetenzen, die sie später in einem sozialen Beruf einsetzen möchte (Näheres zu der Arbeit von Anna-Sophia Majewska gibt es in der Reportage „Unsere Hilfe kommt direkt an“.).
Den Horizont erweitern
Diese Kombination sei perfekt, meint Michael Hümmer: „Ein Ehrenamt, das mir persönlich für die berufliche Zukunft etwas bringt, ist optimal“, so der Berufsberater der Agentur für Arbeit Fürth. Wenn das Engagement zudem inhaltlich zum Studium passe, profitiere man besonders – durch Synergieeffekte und erste Kontakte in die Arbeitswelt. Zudem könne man sich selbst ausprobieren und entdecke eventuell Tätigkeiten, die man sich fürs Berufsleben vorstellen kann.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich unentgeltlich zu engagieren, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr, in sozialen Einrichtungen, in Seniorenheimen, bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder in der Flüchtlingshilfe. Ein Vorteil: Man erweitert den eigenen Horizont, lernt den Studienort kennen und begegnet Menschen, die man sonst vielleicht nicht kennengelernt hätte.
„Viele beginnen ein solches Ehrenamt bereits in der Schulzeit, etwa im Sportverein, und führen es später weiter, zumal dann, wenn sie in der Heimat studieren“, weiß Michael Hümmer. Er rät jedoch dazu, die Balance zu halten, nicht ausschließlich in bekannten Kreisen zu verharren, sondern sich auch im neuen Hochschulumfeld zu integrieren. An den Hochschulen selbst gibt es in der Regel viele von Studierenden gegründete und betriebene Initiativen, die sich unterschiedlichsten Themenfeldern widmen. Anne Hüttenrauch, Student Club-Koordinatorin an der Technischen Universität München beschreibt diese als „inspirierende Spielräume: Man kann sich im ,sicheren' Hochschulkontext ausprobieren, neue Ideen denken und neue Wege beschreiten.“
Beispiele aus der Praxis: Engagement neben dem Studium
Sich unentgeltlich zu engagieren, mache sich natürlich per se gut im Lebenslauf. Michael Hümmer rät dazu, seinen Einsatz gut zu vermarkten: „Den Begriff Ehrenamt verbinden viele leider immer noch mit fehlender Professionalität – was absolut nicht stimmt. Es ist eine sehr wertvolle Praxiserfahrung, die Grundkompetenzen fürs Berufsleben vermittelt.“ Etwa Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen, die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln, oder in Krisensituationen Ruhe zu bewahren.
Ganz wichtig bei unentgeltlichem Engagement: „Das Studium sollte nicht leiden.“ Besonders bei Ehrenämtern außerhalb der Hochschule sollte man zeitliche Grenzen ziehen: „Man muss unbedingt Prioritäten setzen und diese selbstsicher kommunizieren.“ Gerade in sozialen Bereichen sei es zudem wichtig, auf die psychische Gesundheit zu achten. Einerseits tue es gut, positive Selbstwirksamkeit zu erfahren. Manche Einsätze können aber auch belasten. Hier gelte es, frühzeitig das Gespräch mit anderen zu suchen – und ebenfalls Grenzen zu setzen, wenn es zu viel wird.
Weitere Informationen
Verband Deutscher Studierendeninitiativen (VDSI)
Zusammenschluss von sechzehn Studierendeninitiativen in Deutschland www.vdsi.org
Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE)