Ingenieur*in: Eine Bezeichnung, vielseitige Möglichkeiten

Von Elektrotechnik über Architektur bis hin zu künstlicher Intelligenz: Ingenieurinnen und Ingenieure können in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten. Dadurch stehen die Chancen sehr gut, einen Job zu finden, der zu einem passt. Oft kann man dabei auch noch die Zukunft entscheidend mitgestalten.

Foto: Martina Striegl-Klehn | Bundesagentur für Arbeit
Ein Lehrer, eine Leherin, eine Schülerin und zwei Schüler stehen um einen Tisch und halten eine Besprechung.

Naturwissenschaftliche Themen und die Frage, wie Dinge funktionieren, haben Angelina Weddig schon lange fasziniert. Als ihr Physiklehrer in der Oberstufe vom Studiengang Medizintechnik erzählte, informierte sie sich und war schnell überzeugt. „Ich fand die Kombination aus Technik, Naturwissenschaften und medizinischen Aspekten spannend.“ Immerhin geht es um Technik für den gesamten medizinischen Bereich – von Thermometern über Prothesen bis hin zu MRT-Geräten. Seit sechs Semestern studiert die 21-Jährige nun im Bachelorstudiengang Medizintechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Bisher standen Grundlagenfächer wie Mathematik, Physik, Informatik und Elektrotechnik auf dem Lehrplan. Hinzu kamen weitere Module, zum Beispiel zur Bildverarbeitung: Dabei geht es darum, medizinische Bilder am Computer zu verbessern und auszuwerten – etwa um Auffälligkeiten wie Tumore besser zu erkennen.

Nach ihrem Abschluss möchte Angelina Weddig noch ein Masterstudium anhängen. „Danach hätte ich beruflich viele verschiedene Möglichkeiten: Denkbar wäre die Arbeit als Entwicklungsingenieurin in der Medizintechnik, ebenso Tätigkeiten in Beratung, Zulassung oder Forschung.“

 

 

  • Ein Porträt-Foto von Ingo R.

    Wichtig ist: Früh informieren, vergleichen und ruhig mal mit Studierenden oder Personen aus dem Beruf sprechen. Das hilft oft mehr als hundert Webseiten.

    Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI)

Tausende mögliche Studiengänge

Medizintechnik ist einer von über 4.000 ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen in Deutschland. „Die Auswahl ist riesig“, bestätigt Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Dazu zählen Klassiker wie Maschinenbau oder Elektrotechnik, aber auch moderne Fachrichtungen wie Umwelttechnik oder künstliche Intelligenz. „Das zeigt: Ingenieurwissenschaften sind heute total vielfältig.“ 

Es gehe nicht nur um Technik im klassischen Sinn, sondern auch um Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Energie. „Studierende können gezielt in die zentralen Herausforderungen unserer Zeit einsteigen und an zukunftsfähigen Lösungen arbeiten“, erklärt der Fachmann. „Für junge Leute heißt das: Es gibt viele Wege, Ingenieurin oder Ingenieur zu werden – und gute Chancen, etwas zu finden, das wirklich zu den eigenen Interessen passt.“

Einen ersten Überblick bekommt man auf Portalen wie studienwahl.de oder der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit. Dort kann man gezielt nach Studiengängen suchen. „Aber auch der VDI hilft weiter“, betont Ingo Rauhut. „Wir bieten Infos zu ingenieurtechnischen Berufen, Studienwegen und Zukunftschancen. Für Schülerinnen und Schüler ist das unter zukunftspiloten.vdi.de zu finden.

Beispiele aus der Praxis: Ingenieur*in: Eine Bezeichnung, vielseitige Möglichkeiten

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Vorab gut informieren

Der Experte empfiehlt außerdem, Angebote wie Tage der offenen Tür, Schnuppervorlesungen oder Schülerlabore an Hochschulen zu nutzen. Dort können Studieninteressierte Fragen stellen und Eindrücke sammeln. „Wichtig ist: Früh informieren, vergleichen und ruhig mal mit Studierenden oder Personen aus dem Beruf sprechen. Das hilft oft mehr als hundert Webseiten.“

Auch Programme wie „Girls’Day“ oder „MINT-Erlebnistage“ können helfen einen ersten Zugang zu technischen Studiengängen zu finden und herauszufinden, welche Fähigkeiten gefragt sind. Eine weitere gute Möglichkeit: ein Praktikum, zum Beispiel in einem technischen Betrieb. „Das gibt echte Einblicke in den Berufsalltag und hilft bei der Entscheidung.“ Hinzu kommen Online-Self-Assessments, mit denen man testen kann, ob ein Ingenieurstudium zu einem passt.

Wichtig zu wissen: Die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge unterscheiden sich zum Teil deutlich. Während sich beim Maschinenbau vieles um Mechanik, Physik und Konstruktion dreht, geht es bei Umwelttechnik um saubere Energie, Recycling und Nachhaltigkeit. „Die Ausrichtung kann ebenfalls verschieden sein. Manche Studiengänge sind sehr theoretisch, andere praxisnah oder sogar dual organisiert, also direkt mit Unternehmen verbunden.“ Darüber hinaus gibt es Schnittstellenstudiengänge, die Technik mit anderen Disziplinen verbinden, darunter Wirtschaftsingenieurwesen oder Kombinationen aus Informatik und Technik.

Vergleichen lohnt sich

Der Fachmann rät, sich das Studienangebot genau anzuschauen, um entscheiden zu können, was am besten zu einem passt. Was interessiert mich? Liegen meine Stärken eher in Mathematik, Physik, Informatik oder Biologie? Wie ist das Studium aufgebaut? Möchte ich viel Theorie oder mehr Praxis? Gibt es die Möglichkeit eines Auslandssemesters? 

„Manche Hochschulen haben einen speziellen Schwerpunkt oder gute Kontakte zur Industrie. Das kann ein Vorteil sein“, weiß Ingo Rauhut. Ein weiteres Kriterium sind die Zulassungsvoraussetzungen: Manche Studiengänge haben einen Numerus clausus (NC), andere nicht. Auch über mögliche spätere Arbeitsfelder sollte man sich frühzeitig informieren. „Am Ende geht’s darum, was einem persönlich wichtig ist – fachlich und vom Umfeld her. Und genau dafür lohnt sich der Vergleich.“

Wie gefragt ein Ingenieurstudium in Deutschland ist, zeigt sich auch an der hohen Zahl internationaler Studierender. „Mit knapp 153.000 internationalen Studierenden sind die Ingenieurwissenschaften mit weitem Abstand die attraktivste Fächergruppe.“ Insgesamt waren im Wintersemester 2024/25 fast 750.000 Studierende in einem ingenieurwissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben.

Die Berufsaussichten schätzt der VDI-Experte positiv ein. „Ingenieurinnen und Ingenieure werden für die Gestaltung der Zukunftstechnologien gebraucht, sei es in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz oder Bio- und Medizintechnik“, sagt er. „Es bieten sich attraktive und zukunftssichere Karriereperspektiven für junge Menschen.“ Das gelte ausdrücklich auch für Frauen: Der Anteil erwerbstätiger Ingenieurinnen ist zwischen 2005 und 2021 von 14,6 auf 19,3 Prozent gestiegen.

Stand: 02.10.2025