
Bauen für die Zukunft
Nach seinem ingenieurwissenschaftlichen Studium im Bereich der regenerativen Energien fand Niklas Albinius (28) den Weg ans Helmholtz-Zentrum Berlin. Dort beschäftigt er sich mit Photovoltaik-Anlagen und mit der Frage, wie sich diese an Gebäudefassaden einsetzen lassen.

Was vielen noch neu erscheint, gehört für Niklas Albinius längst zum Alltag: Solarmodule als Teil der Architektur, die gleichzeitig Energie liefern und gestalterische Akzente setzen. Der 28-jährige Ingenieur ist am Helmholtz-Zentrum Berlin Fachmann für Photovoltaik und nachhaltiges Bauen.
Schon vor seinem Abitur informierte er sich über Studienmöglichkeiten. Fündig wurde er an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin im Bachelorstudiengang Regenerative Energien. „Ich wollte etwas studieren, das zugleich naturwissenschaftlich und anwendungsbezogen ist“, erinnert er sich. „Außerdem fand ich gut, dass ich mich damit aktiv für die Umwelt einsetzen kann.“
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Mich hat das Thema Solarmodule, die in die Fassade eingebaut werden können, sofort interessiert. Sie sind Baumaterial und man kann mit ihnen Strom erzeugen, das ist eine tolle Doppelnutzung.
Niklas Albinius, Ingenieur für Erneuerbare Energien
Vom Praktikum zum ersten Job
Während seines Bachelorstudiums bekam er über eine Dozentin einen Kontakt zum Helmholtz-Zentrum Berlin vermittelt. Dort absolvierte er in der neu gebildeten „Beratungsstelle für bauwerkintegrierte Photovoltaik“ erst ein Praktikum und wurde anschließend während seines Masterstudiums der Regenerativen Energien an der HTW Berlin als studentischer Mitarbeiter übernommen. Das Helmholtz-Zentrum bot ihm als Forschungseinrichtung auch den idealen Ort, um sowohl seine Bachelor- als auch seine Masterarbeit zu schreiben.
„Mich hat das Thema Solarmodule, die in die Fassade eingebaut werden können, sofort interessiert“, erzählt Niklas Albinius. Mit ihnen spare man nicht nur eine andere Verkleidung. Dank verschiedenster Farben und Texturen seien sie auch Designelemente. „Sie sind Baumaterial und man kann mit ihnen Strom erzeugen, das ist eine tolle Doppelnutzung.“
Der langjährige Kontakt zum Helmholtz-Zentrum erleichterte dem Ingenieur den Berufseinstieg. Direkt nach dem Masterabschluss bekam er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Dort sind seine Aufgaben zweigeteilt: Zum einen berät er kostenlos Architektinnen und Architekten, aber auch Privatpersonen, Bauherren oder Fachplanende. Er zeigt ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, wie viel Energie sich erzeugen lässt und wie teuer die Anschaffung ist. „Das macht mir enorm viel Spaß, weil ich den Menschen konkret bei ihren Bauprojekten helfen kann.“
Interdisziplinäres Denken wichtig
Zum anderen forscht er zum Thema bauwerkintegrierte Photovoltaik. Neben der Beratungsstelle gibt es nämlich auch ein Reallabor – eine Art Vorzeigegebäude, mit einer großen blauen Solarfassade. Diese liefert ununterbrochen verschiedene Daten, die Niklas Albinius sammelt und auswertet. Welchen Effekt hat der Schatten eines Baumes oder eines Nachbarhauses auf die Leistung der Module? Welche Unterschiede gibt es zu Solaranlagen auf Dächern? Wie viel Energie kann unter verschiedenen Bedingungen produziert werden? Diese Erkenntnisse sind wiederum wichtig, um Interessierte gut beraten zu können.
„Mein ingenieurwissenschaftliches Studium hat mich auf dieses Arbeitsfeld sehr gut vorbereitet“, sagt der 28-Jährige. Dabei sei nicht nur viel Grundlagenwissen vermittelt worden – er habe auch einen breiten Überblick über alle relevanten Bereiche bekommen. Iimmerhin war es einst eine praxisnahe Vorlesung über solares Bauen, die sein Interesse an diesem Bereich geweckt haben. „Ich konnte in meinem Studium schon früh über den Tellerrand hinausdenken.“ Heute berücksichtigt er bei einer integrierten Solaranlage heute nicht nur den Ertrag, sondern auch die Optik.
Gute Berufsaussichten
Genau dieses interdisziplinäre Arbeiten ist für Niklas Albinius die größte Herausforderung seines Jobs. „Ich kann in einer Beratung nicht nur in eine Richtung denken, sondern muss Architektinnen und Architekten mit einer ansprechenden Optik zufriedenstellen, aber gleichzeitig auch die Fachplanerinnen und Fachplaner davon überzeugen, dass ihre Anlage immer noch einen hohen Ertrag erzielt.“ Für alle Beteiligten müsse er eine verständliche Sprache sprechen. „Bei uns im Team sind zwei Architekten, von denen ich schon sehr viel gelernt habe.“
Derzeit hat Niklas Albinius, wie in der Wissenschaft üblich, nur einen befristeten Vertrag und weiß noch nicht, wie es im Anschluss weitergeht. „Ich würde gern am Helmholtz-Zentrum bleiben, weil ich meine Arbeit hier als sehr sinnstiftend empfinde“, sagt er. Er ist aber zuversichtlich, dass er später auch an anderen Stellen gute Berufschancen haben wird. „Ich bin mir sicher, dass das Thema noch länger präsent sein wird. Daher mache ich mir keine Sorgen, sondern schaue optimistisch in die Zukunft.“
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